5.Kapitel

58 10 2
                                    

Damit legte er zwei Finger an meine Schläfe und sofort wurde mir schwarz vor Augen.

Um mich herum herrschte ein Gewirr an Stimmen. Mein Kopf dröhnte. Man, wie viel hab ich denn gestern getrunken?
Ob der Fernseher noch läuft? Was ist denn das für ein verdammtes Gemurmel!
Ich versuchte, meinen Kopf vom Bett zu heben. Mein ganzer Körper tat mir weh und das Dröhnen wurde schlimmer, also ließ ich meinen Kopf wieder aufs Kissen sinken.
Ein Seufzen entwich mir und ich rieb mit meiner Hand über die geschlossenen Lider. Zumindest wollte ich das tun, denn als ich meinen Arm bewegen wollte, ging das nicht.
Verwirrt öffnete ich meine Augen und sah zu meinem linken Handgelenk. Um dieses was eine Handschelle gemacht, die mit dem Bettende verbunden war.
Mit einem Schlag fiel mir alles, was gestern passiert war, wieder ein.

Verdammt, wie konnte ich vergessen, dass ich entführt wurde?
Obwohl ich wusste, dass es zwecklos war, zerrte ich an diesen blöden Mistdingern. Verdammt, Verdammt, Verdammt.

Soweit es ging richtete ich mich auf und sah mich im Raum um. Es war das gleiche Zimmer wie gestern.
Die Tür zum Bad war ein wenig geöffnet und in der Ecke lief der Fernseher. Soweit ich erkennen konnte irgendeine Krankenhausserie. Sonst war der Raum leer.
Vorsichtig, um so wenig Geräusche wie möglich zu machen, setzte ich mich an den Bettrand und sah mir das Schloss der Handschellen genauer an. Nicht gerade welche von der teuren Sorte. Auch wenn ich das nicht wirklich beurteilen konnte. Normalerweise verband ich Wunden und wurde von Ärzten durch die Gegend gescheucht. Ich ließ meine Hand in meine rechte Hosentasche gleiten. Dort bewahrte ich für den Notfall einen Haargummi und ein paar Haarnadeln auf. Leise zog ich eine davor heraus und fummelte damit im Schloss herum. Verdammt, in Filmen klappte das doch immer.
"Das wird nicht funktionieren", erklang eine Stimme hinter mir.
Vor lauter Schreck brach ich die Nadel durch und schreckte herum. Dort stand der kleinere Kerl mit den grünen Augen und sah mich belustigt an. Schnell ließ ich das abgebrochene Nadelstück in meiner Hand verschwinden und sah ihn mit einem festen Blick an.
Nur der Entführer nicht verärgern, dann überlebst du das alles hier vielleicht.

Toll, und dieser mittlerweile dritte Fluchtversuch verärgert ihn bestimmt nicht. Ich musste versuchen, mich rauszureden.
"Was meinen Sie?", nichtswissend sah ich ihm in die Augen.
Sein Grinsen wurde noch breiter.
"Deinen Fluchtversuch mit einer kleinen Nadel. Was nebenbei bemerkt nicht funktioniert hätte, schließlich haben wir ein Engelwarnsystem, was dich sofort wieder zurückgeholt hätte."

Ok, dieser Typ ist verrückt.
Aber das wusste ich ja schon.
Engelwarnsystem.
Ich muss hier verdammt nochmal weg!
Gerade als ich etwas erwidern wollte, ging die Zimmertür auf. Herein trat der Andere mit den längeren Haaren.
Er sah verwirrt von mir zu Blondi und wieder zu mir.
Es musste schon ein lustiges Bild abgeben haben. Ich saß halb zusammen gekauert auf dem Bett und war daran festgekettet und er stand in der Tür zum Bad und lachte auf mich herab.

"Dean, was ist denn hier los?", fragte er schließlich auch, "Hast du sie ans Bett gebunden!"
Es war keine Frage eher ein empörter Aufschrei.
"Sammy, bleib ganz ruhig, ich wollte nur duschen. Und da ich keine Lust hatte, ihr wieder nachzurennen, hab ich sie eben daran gehindert, wieder wegzurennen."
Fassungslos starrte diese Sammy ihn an. Dann schüttelte er den Kopf und kam auf mich zu. Instinktiv rutschte ich weiter hinter, soweit es mit einer festgebundenen Hand eben ging. Als er dies sah, hob er beide Hände und ging zu dem Tisch in der Ecke, von welchen er etwas nahm.
Dann drehte er sich wieder zu mir und zeigte mir einen Schlüssel.

Er kam zu mir herüber und nahm mein festgebundenes Handgelenk in die Hand. Während er meine Hand von den Handschellen befreite, fing er an, beruhigend auf mich einzureden.
"Hey, ich bin Sam und der Typ da drüben ist mein Bruder Dean. Es tut mir wirklich leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen mussten."
Misstrauisch blickte ich zwischen den Brüdern hin und her.
"Ana."
Verwirrt blickte dieser Sam von den Handschellen auf und sah mich verwirrt an.
"Mein Name. Auch wenn ihr das anscheinend schon wusstet."
Daraufhin konzentrierte er sich wieder auf die Handschellen und sprach weiter.
"Ok Ana, der Grund, weshalb du hier bist, ist der, dass wir deine Hilfe brauchen. Ähm, ich weiß nicht genau, wie ich dir das jetzt sagen soll..."
Sam kam ins Stocken. Hilfesuchend sah er zu seinem Bruder. Doch dieser wusste auch nicht was er sagen sollte und zuckte nur mit den Schultern.

"Du bist eine Prophetin des Herrn."

Chosen [SPN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt