9. Kapitel

42 7 2
                                    

Und bevor dieser noch einen weiteren Schritt machen konnte, riss ich meinen Arm mit der Pfanne nach oben und schlug meine provisorische Waffe in das Gesicht des Eintretenden.

Daraufhin war ein lautes Knacken zu hören. Erschrocken ließ ich die Pfanne los und stieß einen kurzen Schrei aus.
"Scheiße, dass tut mir leid!", rief ich und machte zwei Schritte auf Dean, welcher gekrümmt dastand und sich die blutende Nase hielt, zu.

"Verdammt, was sollte das denn!", kam es wütend von diesem.
"Ich dachte, ihr seid Dämonen!", fauche ich kraftlos zurück. Böse starrt mich Dean an und ich starre genauso böse zurück.
Sam und Cas hatten die Hütte mittlerweile ebenfalls betreten. Der Engel sah uns mit einem undefinierbaren Blick an, während Sam's schallendes Gelächter den Raum füllte.
Noch ein paar Sekunden hielt ich Dean's Blick stand, doch dann meldete sich meine blutende Wunde zu Wort und ich sackte auf dem Boden zusammen.
"Ana", rief Sam und Dean fing mich auf.
Als seine Hand jedoch meinen Rücken berührte, stöhnte ich auf und Tränen verschleierten mir die Sicht.
Hastig zog Dean seine Hand zurück, die nun von meinem Blut überströmt war.
"Verdammt Ana!", stieß er geschockt aus und sein Blick huschte panisch zu meinem Gesicht.
"Alles gut, ist nur ein kleiner Kratzer", murmelte ich undeutlich. Meine Sicht wurde langsam schwarz.
Warum falle ich in letzter Zeit nur ständig in Ohnmacht?

"Ich bringe diesen Mistkerl um!", stieß Dean wütend aus.
"Cas, verdammt jetzt heil sie!"
Ich hörte Schritte auf dem Holzboden und spürte, wie jemand seine Hand auf meine Verletzung legte.
Diese erwärmte sich langsam und ich spürte, wie die Haut wieder zusammen wuchs und das Blut aufhörte zu fließen.
Nach ein paar Sekunden war alles vorbei.
Erschöpft lehnte ich mich an Dean.
"Danke Cas."
Der Engel nickte mir nur zu und wand sich dann an die gebrochene Nase von Dean.
Eine Berührung und diese saß wieder gerade. Vorsichtig richtete ich mich auf und ließ Dean los. Dann setzte ich mich auf das Bett und beobachtete Castiel.

"Das will ich auch können", seufzte ich.
Fragende Blicke fielen auf mich.
"Was meinst du?", fragte Cas.
"Verletzungen mit einer Berührung heilen", antwortete ich ihm lächelnd.
Ich war immer noch erschöpft, doch dank meiner Blitzheilung kam langsam meine Kraft zurück.

Die Jungs sahen mich mit gerunzelter Stirn an. Auf ihre fragenden Blicke hin klärte ich sie auf.
"Ich hatte ziemlich viel Pech als Kind. Zwei mal ein gebrochenes Bein, einmal eine ausgekugelte Schulter und ein gebrochenes Handgelenk. Und dazu kommen noch viele Schnitt- und Schürfwunden."
"Wie hast du das denn geschafft?", kam es von Sam.
"Naja ich war ein sehr aktives Kind. Konnte nie still sitzen und musste überall hinauf klettern. Da kann so einiges passieren", schmunzelte ich.
Nach meinen Worten hing jeder seinen Gedanken nach und Stille legte sich über unsere kleine Gruppe. Sam und Dean hatten sich nun ebenfalls einen Platz gesucht, nur Cas stand nach wie vor mitten im Raum.
Eigentlich wusste ich nichts über die Drei. Nur, dass sie meine Hilfe brauchten. Und dann noch der ganze übernatürliche Kram.
Nach einigen Minuten hielt ich diese Stille nicht mehr aus.

Was macht man in so einer Situation? Richtig, man beginnt die Anderen auszufragen.
"Also...", fing ich an und bekam damit die volle Aufmerksamkeit der Drei.
"Erklärt mir das mit dem Übernatürlichen."
Sam und Dean warfen sich einen fragenden Blick zu. Wahrscheinlich überlegten sie, was sie mir alles erzählen sollten.
"Nun ja, deinen ersten Dämon hast du ja vorhin getroffen. Und sonst... Mh, also, kurz gesagt, alle Märchen und Mythen, die du kennst, sind wahr. Es gibt Vampire, Werwölfe, Hexen, Geister und noch viele weitere Mistkerle. Und Sam und ich sind sowas wie das Gegenstück dazu. Wir sind Jäger und es ist unser Familienauftrag, diese Monster zu finden und zur Strecke zu bringen."

"Und wie habt ihr bei der ganzen Sache einen Engel kennen gelernt?"

"Das ist eine etwas längere Geschichte."
"Ich holte Dean aus der Hölle zurück", antwortete Cas gleichzeitig mit dem besagten Jäger.
Dieser blickte der Engel daraufhin etwas grimmig an.
"Du warst in der Hölle?" Jetzt war meine Neugierde noch mehr geweckt.
"Au ja, wir alle hatten mal einen kleinen Tripp in die Hölle", kam es nun sarkastisch von Dean.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Also wart ihr schon mal Tod?"
"Mehrmals", antwortete mir Sam.
"Aber bevor wir dir hier unsere gesamte Lebensgeschichte erzählen sollten wir erstmal bereden, wie es nun weiter geht."

Gespannt blickte ich die beiden Brüder an. Doch zu meiner Überraschung antwortete mir Castiel.
"Du musst versteckt werden. Wenn Crowley dich findet wird er dich solange quälen und foltern, bis du ihm alles erzählt hast. Dann wird er dich wahrscheinlich töten.", erklärte er nüchtern, ohne das Gesicht zu verziehen. Verdutzt sahen die Brüder den Engel an. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was gerade in ihren Köpfen vorging.
Wenn ich mich an meine Begegnung mit dem König der Hölle erinnerte, die ja noch nicht allzu weit zurücklag, bekam ich eine Gänsehaut.
Nochmal wollte ich ihm auf keinen Fall treffen.
Doch während Cas das sagte kam mir ein Gedanke.
Begeistert sprang ich auf.
"Bringt mir bei zu jagen!"
"Was? Nein!" Dean sah entsetzt zu mir. "Du weißt doch gar nicht, was da auf dich zukommt Ana!", meldete sich auch Sam zu Wort.
Entrüstet starrte ich die Beiden an.
"Und warum nicht? Verdammt, ich will mich nur verteidigen können, bevor ich das nächste Mal von einem Tischbein durchlöchert werde! Das seid ihr mir schuldig!"
"Wir sind dir gar nichts schuldig. Außerdem werden Sam, Cas und ich auf dich aufpassen. Du wirst gar nicht erst in einen Kampf verwickelt werden."
Dean hatte nun ebenfalls einen wütenden Blick aufgesetzt.

Oh, nicht mit mir Freundchen!
"Und wenn ihr mal nicht da seid! Soll ich mich dann unter dem Bett verstecken und beten, dass mich niemand findet?"

"Einer von uns wird dich immer begleiten. Problem gelöst."

"Dean, vergiss es. Ich nehme keinen von euch mit, wenn ich duschen oder sonst wo hin gehe!"

"Du kannst beim Duschen doch den Vorhang zuziehen!"

"Dean!"

"Ana, Dean hat recht", mischte sich nun Sam in unseren Streit mit ein. "Wenn die Höllentore erst geschlossen sind kannst du in dein altes Leben zurück. Doch bis dahin sorgen wir für deine Sicherheit."

Sam sprach mit ruhiger und gefasster Stimme auf mich ein. Unter normalen Umständen hätte mich dies vielleicht beruhigt, doch dafür war ich momentan einfach zu aufgewühlt.
"Also sperrt ihr mich solange hier ein, bis ich die Tafel übersetzt hab, oder was?"

"Das haben wir doch gar nicht gesagt."
Entrüstet schüttelte ich den Kopf und fuhr mir durch die Haare.

"Ich muss hier raus."
Mit diesen Worten lief ich durch die Tür auf die Wiese, die sich vor der Hütte befand. Ich kam vielleicht zwanzig Meter, bevor ich mich in das Gras fallen ließ.
Ein Seufzen entwich mir, als ich mich auf den Rücken legte.
Ich schloss meine Augen und sog die kühle Oktoberluft ein. Trotz des Mantels, den ich seit meiner Entführung anhatte, war mir etwas kalt.

Ich hörte, wie sich Schritte näherten. Oh bitte, bitte Gott, lass es nicht Dean sein. Ihn wollte ich gerade am wenigsten sehen. Er war so verdammt herrisch. Oder Sam, der mir ins Gewissen reden würde, damit ich auf die Beiden höre. Und natürlich würde ich auf ihn hören.
Die Schritte verstummten neben mir. Eine Weile war alles still. Nur das Rauschen des Windes war zu hören. Schließlich vernahm ich das Rascheln von Kleidung und einen dumpfen Aufschlag, als sich die Person neben mich setzte.
Danach herrschte wieder Stille. Keiner bewegte sich, nichts war zu hören. Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus.

"Willst du mir keinen Vortrag darüber halten, dass die Jungs auf mich aufpassen und ich keine Angst haben muss?", fragte ich und schlug die Augen auf. Doch Castiel sah mich nicht an, er starrte in den Himmel.

"Nein, ich denke, es wäre von Vorteil, könntest du dich verteidigen", fing er an.
"Doch du musst die Beiden verstehen. Ihr gesamtes Leben war von Schmerz geprägt. Davon, verlassen zu werden. Und das wollen sie dir nicht auch antun."
Nun richtete ich mich auf, um dem Engel richtig anschauen zu können.
"Wie meinst du das?", fragte ich ihn neugierig.
Mit starrem Blick wand er das Gesicht in meine Richtung. "Das sollten sie dir lieber selbst erzählen."
Mit leicht schief gelegtem Kopf sah ich Castiel in die Augen. Dieser starrte zurück. Ich fragte mich, was in seinem Kopf wohl gerade vorging.

"Warum bist du dann hier?"

Chosen [SPN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt