"Warum bist du hier?"
Fragend blickte ich in Castiels blaue Augen.
Er runzelte die Stirn und blickte mich verwirrt an.
"Du sahst traurig aus", erwiderte er dann. Ein Seufzen kam aus meinem Mund und ich ließ mich wieder auf den Rücken fallen.
"Nein, ich bin nicht traurig. Ich brauchte nur kurz ein bisschen Ruhe."
Nach meinen Worten schloss ich die Augen.
"Castiel, sind wir hier wirklich sicher?""Ich habe einen Schutz über diesen Ort gelegt. Kein Dämon oder irgendein anderes übernatürliches Wesen kann dich hier finden."
Danach herrschte wieder Stille.
Es war wirklich schwer, ein Gespräch mit dem Engel am Laufen zu halten."Was glaubst du, warum die Engel mich nicht mehr beschützen?", fragte ich ihn schließlich, als es mir zu ruhig wurde.
Doch ich bekam keine Antwort. Mit einem Ruck setzte ich mich wieder auf und sah zu Castiel. Dieser starrte stur geradeaus.
"Castiel?", fragte ich etwas unsicher. Doch er schien mich nicht zu hören. Es war wirklich unheimlich, wie er so dasaß, ohne irgendeine Regung. Sachte legte ich meine Hand auf seine Schulter und beugte mich ihm entgegen.
"Cas?", versuchte ich es nochmal, diesmal etwas lauter.
Ein Ruck ging durch seinen Körper und er drehte sein Gesicht zu mir.
"Ana."
"Cas, ist alles gut bei dir? Du warst gerade..."
"Ich war nur in Gedanken", unterbrach er mich.
"Mit geht es gut."Skeptisch blickte ich ihn an. "Ok, wenn du das sagst."
Ich schüttelte kurz den Kopf. War wahrscheinlich so eine Engelsache. Beruhig dich Ana und sei nicht immer so misstrauisch.
Verdammt, ich saß hier neben einem Engel und alles, was ich fragte, war "Geht es dir gut?"!"Cas", wand ich mich an den Engel, "erzähl mir etwas von dir."
"Ich bin ein Engel des Herrn."
Innerlich verdrehte ich die Augen.
"Das weiß ich doch schon. Ich meine, erzähl mir was von dir, was du so erlebt hast und wie du und die Jungs euch kennen gelernt habt. Wie ist der Himmel? Und Gott? Und wie alt bist du eigentlich?", überhäufte ich ihn mit meinen Fragen.
Kurz glaubte ich, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, doch genau so schnell setzte er wieder die undefinierbare, stumpfe Maske auf.
"Nun ja, der Himmel ist wohl etwas anders, als du ihn dir vorstellst. Jeder hat seinen eigenen Himmel. Für jeden ist er anders.
Und zu deiner anderen Frage.
Ich wurde früher viel auf der Erde eingesetzt. Sollte euch Menschen beobachten. Es war alles ziemlich langweilig. Bis ich die beiden Winchester's traf."
Neugierig auf seine weiteren Worte rutschte ich ein Stück näher an ihn heran.
Doch Cas sprach nicht weiter. Stattdessen runzelte er die Stirn. Es sah beinahe so aus, als hörte er jemanden zu.
"Cas?"Doch er war verschwunden. Von einer auf die andere Sekunde. Verwundert schüttelte ich den Kopf über den Engel. Ob er öfters einfach so verschwand?
Merkwürdigerweise verblüffte mich das Ganze gar nicht mehr. Dabei kannte ich diese andere Welt doch erst ein paar Stunden.
Nach einigen Minuten stand ich schließlich auf und trottete zurück zum Haus.
Drinnen hatte es sich Dean auf dem Bett bequem gemacht, während Sam am Tisch saß und etwas im Computer nachsah.
Als ich die Tür öffnete richteten sich die Blicke der Beiden auf mich.
"Wo ist Cas?", kam es von Dean.
"Keine Ahnung, er hat sich mitten im Gespräch weggebeamt." Währenddessen ließ ich mich aufs Sofa fallen. "Macht er sowas öfters?"
"Man gewöhnt sich dran", kam es von Sam.
"Mhhh."
Wieder war es still im Raum. Jeder hing seinen Gedanken nach.
"Okay, ich schlage euch einen Deal vor."
Nun hatte ich die volle Aufmerksamkeit der Jäger.
"Ich bin ganz Ohr."
"Ich werde hierbleiben und für euch die Tafel übersetzen..." Dean setzte schon zu einem erfreutem Lächeln an. "Im Gegenzug bringt ihr mir bei mich zu verteidigen."
Und wusch, das Lächeln war verschwunden.
"Ana...", setzte Sam an.
"Hört mal, selbst wenn wir es schaffen sollten, die Tore zur Hölle zu schließen, ist noch nicht gesagt, dass ich außer Gefahr bin. Schließlich habt ihr mich in diesen ganzen übernatürlichen Kram hineingezogen."
Während Sam über meine Worte nachdachte, dass konnte ich an seinem grüblerischen Gesichtsausdruck sehen, war Dean nicht so überzeugt.
"Ich finde, dass ist eine ganz beschissene Idee."
"Ana, ich weiß auch nicht...", begann da auch Sam wieder. Doch dieses Mal ließ ich mich nicht weich klopfen."Kommt schon Jungs, nur die einfachsten Sachen. Bitte!"
Ich setzte meinen traurigsten Blick auf und sah die Beiden aus großen Augen an. Dann eben auf die Mitleidsschiene.
Die Brüder warfen sich einen Blick zu. Seufzend sah Sam wieder zu mir.
"Na schön."
"Sam!", fuhr Dean ihn aufgebracht an.
"Man Dean, ich will doch keinen angreifen! Ich will mich nur verteidigen können."
"Dean, sie hat Recht", kam es nun auch noch von Castiel, der urplötzlich neben mir stand.
Erschrocken zuckte ich zusammen und sprang einen Schritt zur Seite.
"Verdammt Castiel, erschreck mich doch nicht so!"
Sam sah etwas belustigt zwischen uns Dreien herum.
Nach meinen kleinen Schreckmoment durch Castiels plötzlichem Auftauchens fuhr ich schnell mit meiner Argumentation fort.
"Siehst du Dean, sogar Castiel findet, dass ich kämpfen können muss. Und auf einen Engel sollte man schon hören."
Missmutig starrte dieser den Engel an, bevor er sich seufzend zu mir wand.
"Na gut. Aber denk nicht, dass du eine Sonderbehandlung bekommst. Du bekommst das gleiche Training, wie Sammy und ich es damals von unserem Vater bekommen haben."
Diesen Worten folgte ein strenger Blick, der mich wohl einschüchtern sollte. Doch dafür war ich viel zu glücklich. So verkorkst das in dieser Situation auch klang.
"Super. Ich danke dir."
Freudestrahlend lief ich auf ihn zu und schmiss mich in seine Arme. Zuerst schien Dean etwas überrumpelt, bevor er seine Arme zögernd um mich legte. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, doch nachdem wir uns wieder gelöst hatten, konnte ich mir einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
"Was denn, wirst du so selten von einer hübschen 26- jährigen Frau umarmt?", fragte ich ihn spöttisch.
Da schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. "Sei mal nicht so selbstverliebt. Das passiert öfters, als du glaubst."Ich trat ein paar Schritte zurück und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als mich ein stechender Schmerz überkam. Mir wurde schwindelig und übel zugleich und der stechende Schmerz in meinem Kopf machte die ganze Sache nicht besser. Ich taumelte noch einige Schritte zurück und hielt mir beide Hände an die Schläfen. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem Messer wieder und wieder auf mich einstechen.
Vage nahm ich eine Hand auf meiner Schulter war, doch wenige Augenblicke später verschwamm alles.
Diese Vision war nicht wie die Letzte. Diesmal konnte ich ganz klar ein Bild erkennen. Zuerst war es schwer zu sehen, doch dann sah ich die Personen, die darauf abgebildet waren.
Es war Sam. Er saß zusammen mit mir über einer Tafel gebeugt, ich glaube aus Stein. Doch plötzlich brach er hustend zusammen. Er spuckte Blut auf den Boden und krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und stand einfach nur daneben.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall und Dean kam aus einer Tür zu uns gerannt.
Ich konnte nicht mehr hören, was er zu Sam und meinem anderen Ich sagte. Das Bild fing an sich aufzulösen und der Schmerz, der bis jetzt unterdrückt wurde, kam mit einem Mal und mit aller Intensität wieder zurück. Der Schrei, den ich bis jetzt hatte zurückhalten können, brach nun aus mir heraus und Tränen liefen meine Wangen herab.Das Letzte, was ich spürte, waren zwei starke Arme, die mich auffingen.
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Chosen [SPN]
FanfictionWenn du die Chance hättest, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, würdest du es tun? Egal, wie hoch das Opfer ist?