5

73 2 0
                                    

Ich schüttel den Kopf und kehre langsam in die Gegenwart zurück. Etwas warmes fliesst mir meine Wange hinab und tropft mir dann anschliessend auf meine Jeans. Verwirrt blinzele ich um wieder klar sehen zu können. Ich habe gar nicht bemerkt dass ich in der Zwischennzeit von der Haustür zu meinem Regal in der Küche gewechselt habe wo ich vor unserem Familienfoto knie. Langsam fasse ich mir an die Wange und wische mir die Tränen weg. "Mom, Dad!", flüstere ich und fahre mit meinen noch etwas nassen Fingern über das Bild von ihnen. Ein Glück dass wenigstens meine Schwester Marie noch da ist. Auch wenn in einem Heim auf der anderen Seite der Schweiz und ich sie seit der Beerdigung nicht mehr gesehen habe, so ist sie dennoch mein einziger Hoffnungschimmer. Der einzige Grund weshalb ich immer noch hier bin und ich noch nicht zu meinen Eltern entschwunden bin. Ohne sie würde ich keine einzige Sekunde mehr bleiben. Im selben Moment fällt es mir ein, hektisch schaue ich auf die Uhr. Verdammt! Ich werde wieder zu spät zur Arbeit kommen! Schnell stehe ich auf um zur Tür zu laufen, wobei ich gleich einen Stuhl mitreisse und dann fluchend weiter hinke weil ich meinen Fuss angestossen habe. Während ich hektisch Schuhe, Jacke und Tasche greife, welche ich im gehen anziehe, wobei ich eher die Treppe runterfalle als laufe, lege ich ein Verhalten und ein Vokabular an den Tag was andere nicht gerade als höflich bezeichnen würden. Ich renne die Strasse entlang und erwische gerade noch rechtzeitig den Bus. Als ich endlich im ersten meiner Häuser , in welchen ich als

Putzfrau arbeite, ankomme ist es bereits viertel nach acht. Toll eine viertel Stunde zu spät, nichts zu essen im Magen und eine durchgemachte Nacht hinter mir. Na das konnte ja noch ein heiterer Tag werden.

AlucinaçãoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt