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Als ich die Augen wieder aufmache höre ich Stimmen um mich herum. Ich öffne langsam die Augen und sehe dass sich eine kleine Meschentraube um mich gebildet hat.

Als ich mich aufsetzen will schmerzt mich mein Rücken ein bisschen. Und erst dann merke ich auch warum. Ich liege auf einer Parkbank, nur unter meinen Kopf hat man einen Pulli gelegt. Ich stöhne und lasse mich zurücksinken. Eine ältere Frau merkt als erste dass ich augewacht bin.

"Alles wird gut Kleines. Ein Krankenwagen ist unterwegs! Was ist denn passiert? Wieso bluten sie?", sagt sie mit einer fürsorglichen Stimme. Mein Kopf rattert. Was soll ich denen jetzt erzählen? Ein fremder Kerl der mich seit längerem verfolgt wird meine Schwester entführen und ich werde deswegen ohnmächtig? Na klar. "Also... Irgendwie... Ich weiss es nicht mehr", würge ich mit kratziger Stimme hervor. Nun wendet sich mir ein Mann mittleren Alters zu: "Du musst doch wissen wer dir das angetan hat. Du bist ganz verschmiert von deinem Blut!" Ich will was erwiedern doch die alte Frau drückt ihn beiseite und meint aufgebracht. "Das ist doch unerhört! Lassen sie das arme Ding in Ruhe. Ihr geht es nicht gut!" Ich lasse die Menschen um mich herum diskutieren und sinke zurück in einen Dämmerschlaf. Ich schrecke hoch als mich zwei Sanitäter auf eine Barre legen und in einen Krankenwagen verfrachten. "Legen sie sich ruhig hin. Haben sie irgendwo starke schmerzen?",fragt mich eine Stimme die berufsgewohnt ruhig und angenehm tief klingt. Ich schüttle den Kopf und verziehe darauf schmerzlich mein Gesicht. "Gut. Wir werden ihren Körper abtasten um anderweitige Verletzungen auszuschliessen. Können sie uns sagen was passiert ist?" "Nein", murmle ich leise. Worauf der eine Sanitäter mir einen zweifelnden Blick zu wirft. Ich ignoriere diesen und überlege mir was ich sagen soll. Plötzlich fühle ich die kalten schweren Hände des einen Sanitäters über meinen Körper fahren. Ich zucke sichtlich zusammen weil ich mir zuerst vorstelle es sei Dave. Der Sanitäter sieht mich besorgt an und tastet dann mit sanftem Druck meinen Körper ab, obwohl ich weiss, dass er nichts finden wird. "Wie ist ihr Name?", fragt mich der zweite. "Layla Bollhalder..." "Und von wo kommen Sie?" "Ich wohne an der Kreuzbeinstrasse 14c" "Sehr gut. Also, woher kommen ihre Verletzungen? Sie scheinen einen starken schlag auf den Kopf bekommen zu haben." "Ich weiss es nicht. Es war plötzlich alles schwarz." "Wir werden sie auf eine Vergewaltigung untersuchen lassen. Danach ruhen Sie sich erst mal aus. Irgendwann werden die Erinnerungen hoffentlich kommen. Müssen Sie morgen auf eine Arbeit? Und werden Sie zuhause erwartet?" "Nein zuhause ist niemand aber morgen muss ich unbedingt arbeiten gehen." "Das klären wir später. Voraussichtlich nehme ich an, dass sie zur beobachtung hierbleiben müssen. Eine Gehirnerschütterung kann sich auch erst am nächsten Tag bemerkbar machen und für genauere Untersuchungen ist es zu spät. Wir haben viel stress. Alle Ärzte sind belegt." "Tony! Wir sind gleich da!" Erinnert der stillere Sanitäter. Der Wagen hält an, ich darf selbstständig aussteigen und ins Krankenhaus gehen. Die restliche Zeit verbringe ich damit darauf zu drängen, dass sie mich nach Hause lassen. Doch das kann ich bis morgen vergessen. Und somit begnüge ich mich damit jedes mal wenn ich gefragt werde zu betonen dass ich mich nicht mehr erinnern kann was passiert ist. Endlich verlasse ich das Krankenhaus mit den selben Kleidern die ich gestern trug und bin noch für 7 tage krank geschrieben. Das missfällt mir nicht. Somit hab ich Zeit nach meiner Schwester zu suchen. Nur, wie stell ich das an? Gehetzt laufe ich durch die Strassen doch finde keine Möglichkeit meine Schwester zu retten. Wieso kann mir dieser Scheisskerl jetzt nicht auflauern. Sonst ist er auch immer und überall! Wieso jetzt nicht?!Verzweifelt setze ich mich auf eine Bank am Strassenrand und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. Wie höhnisch die Sonne vom Himmel scheint und die gut gelaunten Leute überall lachen. Niemand von ihnen versteht wie traurig und kalt ihre Welt wirklich ist. Beinahe bedaure ich die kleinen Mädchen in ihren Miniröcken und farbigen Tops für ihre Unwissenheit. Aber auch sie werden eines Tages den Ernst des Lebens verstehen. Spätestens wenn sie an einer Überdosis verrecken, plötzlich mit dem Kind im Arm da stehen oder einfach die Eltern bei einem Verkehrsunfall verlieren. Wie dem auch sei die Leute auf der Strasse interessieren mich nicht. Ich suche meine kleine Schwester. Wie kann ich mit Dave in Kontakt treten? Oder seinen Aufenthaltsort ausfindig machen? Ideenlos gehe ich in die nächste Telefonzelle und schaue wahllos Seiten durch auf der Suche nach Dave. Natürlich finde ich ihn nicht. Und selbst wenn ich seinen Namen lesen würde, ich wüsste nicht dass es der richtige ist. Ich begebe mich schlurfend auf den Nachhauseweg wobei ich jeden kleinen Gegenstand, der mir in die Quere kommt zur Seite kicke.

AlucinaçãoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt