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Alles. Jeder Stein, jeder Glassplitter, jede Flasche und jedes Problem. Ich komme langsam in Rage, werde immer wütender, immer agressiver bis ich fuchsteufelswild um mich schlage und wie irre umherrenne. Alles dreht sich, meine Augen schiessen von einem Punkt zum anderen, suchen nach meiner Schwester und bleiben erfolglos. Während ich beginne mich im Kreis zu drehen,mir meine Haare raufe, schiessen Gedanken der Panik in meinem Kopf umher. Mein Atem geht viel zu schnell und trotzdem bekomme ich fast keine Luft. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen "Ich....kann...muss...was wenn sie....muss was tun...ich..." mein Brustkorb hebt und senkt sich pausenlos, Adrenalin schiesst mir durchs Blut. Wie Pfeile schiessen meine Blicke in jede Richtung, ich drehe mich einmal um mich selbst und noch einmal. Mein Blick verdunkelt sich langsam und droht wieder schwarz zu werden. Doch das füllt mich noch mit mehr Wut und Panik "NEIN!" Schreie ich. Gegen meinen Körperlichen Willen reisse ich die Augen wieder auf und kämpfe gegen den Drang an mich fallen zu lassen und bewusstlos zu Boden zu sinken. Ich schreie noch lauter ziehe an meinen eigenen Haaren um mich weiterhin zu spüren und mich nicht zu verlieren. Dann stosse ich gegen was hartes. Ich klammere mich daran fest und versuche mich zu beruhigen. Meine Knie sind immer noch weich und meine Gedanken kreisen. Ich zittere und es dauert einige Minuten bis meine Beine wieder fest werden und meine Gedanken klarer werden.

Irgendwie brennt mein Arm ein bisschen. Ich war so abgelenkt von meinen Gedanken dass ich erst jetzt merke dass an meinem Arm eine Schnittwunde ist, die leicht blutet. Verwundert hebe ich den Arm an, wodurch mich noch eine kleine Schmerzwelle durchfährt. Anders als erwartet stört es mich überhaupt nicht. Nein es fühlt sich sogar gut an, diese leichten Schmerzen zu spüren. Ich sehe mich um und sehe dass ich vor einer Strassenlampe auf einer abgelegenen Strasse etwas ausserhalb der Stadt stehe. Als ich da reingelaufen bin, muss ich wohl an dem Draht des Wiesenzauns nebenan gestreift haben. Denn auch dort ist etwas Blut. Fasziniert starre ich wieder meinen Arm an. Soll es nicht so sein? Sollte ich jetzt nicht schlimme Schmerzen fühlen? Wie kann es sein dass ich selbst putz munter durch die Gegend laufe und solche dämliche Gefühlsausbrüche habe, während meine Schwester in Lebensgefahr schwebt. Statt mich auf das wesentliche zu konzentrieren und meine Schwester zu finden, laufe ich sinnlos in der Gegend rum. Oder ist das etwa nur ein böser Traum aus dem ich jeden Moment aufwachen werde? Ich schliesse die Augen, versuche mich selbst zu kneifen. Nichts passiert. Ich kneife etwas fester, doch noch immer merke ich keinen Unterschied. Dieses mal grabe ich meine Nägel so fest in den Arm bis es blutet. Ich stöhne weil ich weiss dass es kein Traum ist, dass ich nicht aufwachen werde und alles ist wieder gut. Meine Eltern sind tot, meine Freunde haben mich verlassen und meine Schwester wurde von meinem Peiniger entführt. Ich will doch nicht viel. Nur einmal nichts fühlen. Nur einmal vergessen, abheben und in eine andere Welt entschwinden. Das Leben ist nicht fair. Ich seufze, öffne langsam die Augen und merke erst da dass ich die Hände zu Fäusten geballt habe und dass mir Tränen das Gesicht runterlaufen. Meine Hände zittern als ich sie langsam öffne und in meine Tasche greife. Ich suche nach einem Taschentuch um meine Tränen abzuwischen als meine Hände plötzlich auf einen harten Gegenstand treffen. Mein Atem stockt. Ich habe gar nicht mehr gewusst dass ich es in der Tasche habe. Früher gab es mir Sicherheit wenn ich Abends spät nach Hause kam. Ich ziehe das Messer aus der Tasche und denke verbittert daran dass es mir gegen Dave nicht viel genutzt hat. Einmal nur habe ich versucht ihn damit anzugreifen.

Doch er hatte mein Messer schneller in seinem Griff als ich bis drei zählen konnte. Mir wurde beinahe schlecht als er mir das Messer an meine eigene Kehle setzte. Er sah mich enttäuscht an als er mir zuflüsterte " Baby was tust du denn da? Willst du etwa deinen eigenen Freund umbringen? Ich dachte immer du liebst mich. Wahrscheinlich hast du es nur vergessen deshalb lasse ich Gnade walten. Wir gehören zusammen das weisst du jetzt. Aber wenn du es noch einmal vergessen solltest, kann ich dir nicht mehr versichern dass du so ungeschoren davon kommst" ich nickte nur und drückte mich noch enger an die Wand. Natürlich hatte er es mir weggenommen aber kaum dass ich zu Hause angekommen steckte ich mir wieder eins in die Tasche. Doch ich hatte es seither nie mehr in Hände genommen.

Als es nun so in meinen Händen liegt und ich es gedankenverloren drehe ist es ganz verlockend. Ich könnte es tun. Gleich jetzt und hier. Ich bin geschockt ab meinen eigenen Gedanken. Wer würde dann meine Schwester retten? Niemand. Und diese Gewissheit frisst mich innerlich fast auf. Ich kann es nicht tun. Nicht jetzt, sie braucht mich. Aber was wenn ich nur ganz leicht...? Ich keuche kurz auf als der erste Schnitt auf meinem Arm zu brennen beginnt.

AlucinaçãoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt