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Für einige Sekunden bleibt mir vor Angst die Luft. Umso heftiger schnappe ich nach Luft als ich in seine, mir zu bekannten, kalten Augen sehe. Ich erkenne seine Wut und wünschte ich wäre nicht so schnell von dem Herren zuvor weggegangen. Selbst wenn er mich unnötig barsch anschnauzte war er noch tausend mal sympathischer als Dave.

Als er mich jetzt mit seinem stechenden Blick

Durchbohrt,

Und mir die Arme über dem Kopf festhält, frage ich mich wie mein Leben wohl verlaufen würde wenn er mich nicht belästigen würde. Hätte ich vielleicht irgendwann den normalen Alltag nach dem Tod meiner Eltern wieder aufgenommen? Hätte sich was geändert? Er holt mich schnell in die Wirklichkeit zurück indem er gleich zur Sache kommt. Doch anders als normalerweise versucht er nicht mich zu küssen sondern flüstert mir mit einem gefährlichem Lächeln ins Ohr" Ich weiss dass du mich verraten wolltest am Mittag bei deiner kleinen Freundin. Doch daraus wird nichts. Nicht mit mir. Du weisst dass ich dich liebe doch wenn du nicht gehorchst kann ich leider nicht mehr garantieren dass Anna heil davon kommt" Meine Augen weiten sich vor Schreck und alle Nackenhaare stellen sich mir bei der Erwähnung meiner kleinen Schwester auf. " Du hast sie gefunden?" flüstere ich kaum hörbar. "Das ist unmöglich" denke ich. Sie ist erst fünfzehn und wohnt noch im Heim auf der anderen Seite der Schweiz.

Wie sollte er sie dort jemals finden? Das letzte Mal dass ich sie gesehen hatte war vor einem halben Jahr auf der Beerdigung unserer Eltern.

Beim Gedanken dass er meiner Schwester was antun könnte wird mir ganz anders. Soll er doch mit mir machen was er will, aber nicht meine Schwester. Sie ist die einzige die ich noch habe!

"Doch ist es! Für mich ist nichts unmöglich! Das weisst du. Ich werde immer hier sein und solange du gehorchst geschieht Anna nichts." zischt er mir ins Ohr. Meine Augen irren panisch umher, von Angst und Schrecken gesteuert. Ich weiss nicht mehr was ich tue. Das einzige was ich bemerke ist wie mein Atem schnell und Stossweise geht. Dann beginne ich um mich zu schlagen und zu schreien. "Nein! Neeeeein! Du Drecksschwein! Lass sie gehen!" Ich höre wie er aufstöhnt und zu Boden fällt weil ich ihn so unerwartet überfalle. Als er sich wieder fängt landet seine Faust mitten in meinem Gesicht und ich taumele rückwärts bis zum nächsten Baum. Alles dreht sich und aus meiner Nase rinnt warmes Blut. Ich versuche mich zu halten doch ich sehe bereits die Hälfte schwarz und verschwommen. Schlussendlich siegt die Schwerkraft und ich falle zu Boden. Das letzte was ich sehe ist Dave wie er hämisch lachend davon läuft und mir über seine Schulter hinweg zuruft " So siehst du deine Schwester nie mehr und sie gehört für immer mir! Mal sehen ob sie mir gegenüber auch so ein wildes Kätzchen ist wie du. Wir werden auf jedenfall unseren Spass haben wenn du dich weiter so benimmst. Überlege es dir gut." "Nein" will ich erwidern doch es kommt nur ein erbärmliches Krächzen aus meiner Kehle. Ich krümme mich zusammen als sich ein Schatten über mich beugt. Bevor ich erkennen kann wer es ist schliesst sich die Dunkelheit um mich und zieht mich in ein schwarzes Loch.

AlucinaçãoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt