Thalia

86 12 1
                                    

Sie hatte sich einfach von mir weggesetzt. Jetzt saß Sarah neben mir. Ich konnte sie eigentlich nicht besonders leiden. Wir hatten nie viel miteinander zu tun. Der Rest des Tages zog einfach vorbei. Bis zur 3. Stunde. Wir schrieben einen unangemeldeten Test in Englisch! Ausgerechnet englisch! Wir mussten die Lücken ausfüllen und Wortfamilien aufschreiben. Bei solchen Tests schreibe ich eigentlich immer bei Bella ab, weil sie eigentlich immer gelernt hat und einfach eine Begabung für Sprachen hat. Doch jetzt saß ich ja neben Sarah. Die saß einfach nur auf ihrem Platz und schien genausowenig Ahnung zu haben wie ich. Oh Mist! Bella, in dem Moment vermisste ich sie wirklich. Natürlich nicht nur in Englisch, sondern auch als beste Freundin. Aber sie hatte ja auch irgendwie Recht. Ich hatte mich in letzter Zeit echt komisch verhalten. War müde und wortkarg gewesen. Ich nahm mir vor, dass ich mich in der Pause bei ihr entschuldigen würde. Doch jetzt musste ich erst einmal diesen Test hinter mich bringen. Ich füllte alles so aus, wie es mir gerade in den Sinn kam und verließ mich auf mein Glück. Ich weiß zwar nicht, ob sich das gut auswirken wird, aber no risk- no fun, wie man so schön sagt. Gerade als wir abgaben, klingelte es. Ich ging in die Pause und sah mich nach Bella um. Sie stand sicher mit Marius in irgendeiner Ecke und knutschte sich die Seele aus dem Leib. Ich suchte alle Ecken ab und fand sie schließlich zusammen in der letzten Ecke. Ich dachte, dass sie sich küssen würden, doch sie weinte. Ich ging auf sie zu. "Bella?", fragte ich zaghaft. Sie sah auf und erkannte mich. "Geh weg", brachte sie noch hervor, bevor sie erneut zu weinen begann. "Bella, es tut mir Leid, du hattest Recht. Ich war in letzter Zeit so komisch drauf, doch es gibt dafür einen bestimmten Grund. Könnte ich bitte einen Moment mit dir alleine sprechen?" "In Ordnung", sagte sie und wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen weg. Sie folgt mir in die Nische nebenan. "Ich find das doof, dass du mit Marius so glücklich bist und ich nicht. Ich möchte auch jemanden wie Marius haben, an den ich mich lehnen kann, wenn ich traurig bin." Ich log absichtlich, weil ich wusste, wenn sie mich verkuppeln durfte, war sie glücklich. " Oh, wirklich? Soll ich da mal was arrangieren? Mit Marc?", fragte sie auch gleich. "Ja, gerne. Das tut mir echt leid, dass ich so doof zu dir war, ich wollte es mir einfach nicht eingestehen." " Ist schon in Ordnung." Sie sah erleichtert aus. "Wie fandest du Englisch?" Wir plauderten den ganzen Weg zu unserem Klassenzimmer über Englisch und natürlich über mein bevorstehendes Date, das sie organisieren wollte. Im Klassenzimmer nahm sie wie selbstverständlich ihren Platz neben mir wieder ein. Sarah schien es nichts auszumachen. Ich glaube, sie zieht gerne wieder nach hinten. Auf jeden Fall war es ein tolles Gefühl, wie gewohnt wieder neben Bella zu sitzen und von ihr abzuschreiben. Das war das Richtige!



Die Nacht der Einhörner (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt