Our Secret | TaeKook

Kapitel 4

Jungkook kann nicht schlafen. Von seinen Gedanken gequält wälzt er sich in seinem Bett hin- und her. Egal wie sehr er es versucht, er wird das Erlebnis des heutigen Tages einfach nicht los.

Er weiß nicht, ob er es schafft noch einmal einen Fuß in die Schule zu setzen. Es ist zu peinlich.

Abgesehen davon, dass Taehyung auf dem besten Weg ist, etwas von seiner Vergangenheit herauszubekommen, macht die Aufdringlichkeit des Kerls Jungkook Angst.

Sein Handy zeigt 03:07 Uhr an, trotzdem hört sich Müdigkeit für ihn gerade wie ein Fremdwort an.

Genervt lässt er sich wieder ins Bett fallen, dann vergräbt er seinen Körper unter der Bettdecke, sodass kein Funken Licht mehr hindurch dringen kann. So bleibt er bewegungslos liegen, während er darauf hofft, dass die Welt um ihn herum ebenfalls stehen bleibt. Diesen Gefallen tut sie ihm natürlich nicht.

Auch als der Wecker läutet macht Jungkook keine Anstalten, sich von seinem sicheren Kokon zu entfernen. Genervt wirft er das klingelnde Etwas gegen die Wand und schließt die Augen.

„Jeon Jungkook!", dringt es durch die Tür.

Jungkook setzt sich Kopfhörer auf, um die Rufe seiner Tante auszublenden.

Es ist jetzt zwei Tage her, seit er das Zimmer verlassen hat, seit er das letzte Mal in der Schule war.
Er war wie im Koma.

Solche Phasen hatte er in letzter Zeit öfter.
Es ist erschreckend, wie schnell er an seine Grenzen stößt.
Das nennt man wohl Trauma.

"Jungkook", hört er Jeon Sarang wieder, "komm endlich raus." Ihre Rufe sind so laut, dass nicht einmal Musik sie übertönen kann. Außerdem macht ihm der Ton in ihrer Stimme ein unglaublich schlechtes Gewissen.

„Ich verstehe es wenn du eine depressive Phase hast. Aber es geht langsam zu weit."

Nach einigen Überlegungen entschließt er sich dazu seine heile Welt in Form einer Bettdecke zu verlassen.

Als er die Tür zaghaft öffnet, sieht er seine Tante wie ein Häufchen Elend vor sich stehen.

„Gott sei Dank!", sie nimmt ihn in den Arm, wobei sie ihm beinahe die Gliedmaßen zerquetscht. Er hat damit gerechnet, dass sie sauer sein wird. Das kommt jedoch überraschend.

„K-krieg k-k-keine L-l-uft", presst er hervor und befreit sich aus der Umarmung.

„Es tut mir Leid", bringt er hervor, kann ihr dabei aber gar nicht in die Augen sehen, „ich hab' nur Zeit gebraucht um... etwas zu verarbeiten."

„Ich weiß, du hattest es schwer. Aber mach das nicht nochmal."

Auch wenn Jungkook am liebsten rückwärts zurück in sein Zimmer rennen würde, willigt er ein.

"Ich glaub ich muss erstmal raus hier", meint er. Die Luft in der Wohnung ist so stickig, dass ihm schlecht davon wird, frische Luft wäre da die bessere Alternative.

Sarang nimmt keine Rücksicht darauf, sondern zerrt ihn erst einmal geradewegs in die Küche, während sie befiehlt: "Zuerst isst du das Essen der letzten Tage auf, sonst gehst du nirgendwo hin."

Da ist sie wieder, die alte Jeon Sarang.

Nachdem Jungkook unter der strengen Kontrolle seiner Tante mehrere Teller Essen heruntergewürgt hat, wirft er sich eine Jacke über, um sich auf den Weg nach draußen zu machen.

"Stop!", ertönt er von hinten, als er gerade die Hand auf die Türklinke gelegt hat, "du kannst jetzt nicht raus." Breitbeinig zwängt sie sich vor die Tür und blickt ihn durchdringend an.