Kapitel 5

6K 479 155
                                    


Jungkook kann nicht glauben was passiert ist. Das ausgerechnet Taehyung seinen Tod verhindern würde, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.

Er lehnt gerade mit schmerzendem Kopf an der Wand eines Supermarktes, als Taehyung mit Eis und Getränken zurückkommt.
An den Weg dorthin kann er sich nur verschwommen erinnern.

"Hier", er drückt eine Flasche in Jungkooks Hand und presst eine Eispackung an sein geschwollenes Gesicht.
Die andere Packung öffnet er und steckt sie sich in den Mund.

Ein Lächeln breitet sich in Taehyungs Gesicht aus: "Mhhhhh." Dann lässt er sich neben ihn auf den Boden gleiten.

Als er Jungkooks ungläubigen Blick sieht streckt er ihm das Eis entgegen: "Auch'n Biss'n?"

"Wie kannst du so gelassen sein?", will er wissen.

"Wieso nicht? Ich hab' Eis und alles ist okay."

Jungkook mustert ihn geschockt: "Alles ist okay?"

"Hmhm", macht Taehyung nur während er sich wieder seinem Eis zuwendet, "du lebst. Also ist doch alles okay." Er wirft dem Jüngeren nur wieder ein eckiges Lächeln zu.

Der Ältere scheint die Situation gut zu verkraften, ganz im Gegensatz zu Jungkook, dem der Schock noch tief in den Knochen sitzt.

Es wird einige Zeit dauern, bis er dieses Erlebnis verdaut hat. Allein beim Gedanken an den Vorfall überfällt ihn eine Gänsehaut.

"Sag mal, wie hast du mich eigentlich gefunden?", Jungkook brennt die Frage schon seit einiger Zeit auf der Zunge.

Anstatt zu Antworten zieht Taehyung einen zerknüllten Haufen Papier aus seiner Jackentasche.

"Wollte dir den Unterrichtsstoff bringen. Ich bin Klassensprecher, schon vergessen?" Er macht eine kurze Pause um einen weiteren Bissen von seinem geliebten Eis zu nehmen, ehe er weiterspricht: "Als ich bei dir Zuhause angekommen bin, hab' ich deine Mum getroffen. Sie war ziemlich panisch und hat gesagt, du wärst einen seltsamen Kerl suchen gegangen und nicht zurückgekommen."

"Sie ist meine Tante..."

Jungkook versucht das schlechte Gewissen herunterzuschlucken. Anstatt etwas Gutes zu tun, hat er seiner Tante nur noch mehr Sorgen bereitet. Typisch.

"Naja, Mutter, Tante was auch immer - ich dachte ich schau mal ob alles okay ist. Dann hab ich dich wie einen besessenen durch die Gegend laufen sehen und den Rest kennst du ja."

Er erzählt die Geschichte so beiläufig, als würde er gerade vom Wäsche-Waschen berichten.

Jungkook bewundert Taehyungs Ruhe, er wünschte er hätte in dieser Situation auch so gelassen bleiben können.

"Shit, meine Tante! Ich muss sie anrufen!", panisch sucht Jungkook seine Taschen nach einem Handy ab, das er natürlich in all der Hektik daheim gelassen hat.

Taehyung kichert nur: "Keine Sorge, ich hab ihr schon bescheid gesagt."

"Woher hast du die Nummer?", will Jungkook misstrauisch wissen.

Taehyung verdreht genervt die Augen: "Ich bin Klassensprecher, ich habe alle Nummern. Und hör bitte auf mich als Verbrecher zu verdächtigen, ich hab' dir gerade das Leben gerettet."

Da hat er Recht.

"Und noch dazu hab' ich dich hierhin getragen, obwohl du schwerer bist als du aussiehst", fügt er hinzu. Oh. So ist er also hier her gekommen.

"Danke, Taehyung", murmelt Jungkook, während er den Boden starrt. Es ist ihm peinlich wie schwach er ist, er kann ihm nicht in die Augen sehen.

Sein Mitschüler klopft ihm nur aufmunternd auf die Schulter, was Jungkook vor Schmerz zusammenzucken lässt. Trotzdem will er sich nicht die Blöße geben und reißt sich zusammen.

Our Secret | TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt