Ich blieb stehen. Wagte es fast nicht zu atmen. Ich könnte ihnen die Kräcker hinwerfen, die ich im Rucksack hatte, doch dann hätte ich selbst nichts mehr zu essen. Und außerdem schmeckte ihnen Menschenfleisch wahrscheinlich eh besser als trockenes Gebäck.
Der Schwarze schien ihr Anführer zu sein, er stand einen Schritt näher an mir als die anderen beiden. Bei ihm konnte ich deutlich Rippen und Wirbel erkennen. Einer der beiden anderen, der ein dunkelbraunes Fell hatte, schonte seine rechte Vorderpfote. Und dem dritten, schwarzweiß gefleckten Hund steckte ein Glassplitter in der rechten Schulter. Sie waren also alle drei geschwächt, was sie unglücklicherweise nur noch aggressiver machte. Sie wollten genauso sehr überleben wie ich.
Der Anführer ließ mich nicht aus den gelben Augen, sein Blick war an mich geheftet, als ziele er mit einem Gewehr auf meinen Kopf. An seiner Schnauze tropfte Speichel zu Boden und ein wütendes Knurren entstieg seiner Kehle. Ich hob langsam die Hand, um ihm zu bedeuten, dass ich friedliche Absichten hegte und keine Gefahr darstellte. Vielleicht würde ich dann irgendwie unverletzt davonkommen.
Ich warf einen Blick zum Fenster. Es war geschlossen, doch wenn ich mit einem Stuhl dagegen schlug, könnte ich das Glas zersplittern und aus dem Klassenraum fliehen. Der Schwarzweiße hat meinen Blick verfolgt und schlich nun zum Fenster. Weg versperrt. Toll.
Wo war überhaupt mein Schläger? Mein Blick huschte suchend umher, bevor ich ihn auf dem Lehrerpult entdeckte, der weniger als einen Meter von dem Schwarzen entfernt stand.
Wie blöd von mir! Warum hatte ich ihn auch dort liegen lassen? Ich hätte mir am liebsten selbst in den Arsch getreten für meine Dummheit.
Der Schwarze spannte seine Muskeln an und im nächsten Augenblick war er vorgesprungen. Ich hatte gerade noch Zeit genug, meinen Rucksack schützend vors Gesicht zu halten. Der Hundeanführer verbiss sich in den Stoff des Rucksacks und riss ihn mir aus der Hand, um ihn dann in seiner Schnauze hin und her zu schütteln. Er schien für zwei Sekunden abgelenkt zu sein, und diese Zeit nutze ich, um an ihm vorbei zum Lehrerpult zu sprinten und nach meinem Baseballschläger zu greifen. Keine Millisekunde zu spät hatte ich mich umgedreht, da war der Schwarzweiße schon unterwegs zu mir. Ich schlug ihm mit einem gezielten Schlag gegen die Schnauze. Es knackte kurz, dann winselte der verletzte Hund laut auf. Er drehte sich im Kreis, nicht wissend was er tun sollte, um den Schmerz zu beenden, den ich ihm mit dem Schlag zugefügt hatte. An seiner Schnauze tropfte das Blut zu Boden. Ich bezweifelte, dass er die Verletzung überleben würde. Also war schon mal ein Gegner ausgeschaltet. Doch die Aufmerksamkeit des Schwarzen für meinen Rucksack hatte nachgelassen und nun war ich von den beiden anderen Hunden umzingelt. Hinter mir befand sich die Tafel, links von mir die Tür, die mich zum Gang bringen würde, und rechts das Fenster. Allerdings stand mir auf der rechten Seite das Pult im Weg. Also blieb mir nur Flucht ins Gebäudeinnere.
Der Schwarze und der Dunkelbraune kamen immer näher. Ich musste handeln. Jetzt!
Ich holte mit dem Schläger aus und versuchte, den Dunkelbraunen zu treffen, um mir den Weg frei zu kämpfen. Ich traf ihn am Hals, was seinen Schädel in einem unnatürlichen Winkel verdrehte. Er knickte ein und blieb liegen. Wahrscheinlich hatte ich ihm das Genick gebrochen.
Ich sprintete über ihn hinweg und schaffte es irgendwie in den Gang. Der Schwarze sprang mir hinterher und knallte mit der Schnauze gegen die Tafel. Er schüttelte wütend den Kopf, bevor er mir in den Gang folgte. Natürlich war er viel schneller als ich; ich hatte keine Chance wegzurennen. Seine Krallen klickten auf dem Boden. Ich drehte mich zu ihm um und schnitt bedrohlich mit dem Schläger durch die Luft, um ihn auf Abstand zu halten. Er ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte erneut zum Sprung an. Ich hielt den Baseballschläger horizontal vor mich, um zu verhindern, dass er mich ins Gesicht beißen konnte. Der Aufprall ließ mich aufschreien und ich fiel hart auf den Rücken. Mein Kopf schlug auf den Boden und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Ich schüttelte den Kopf. Keine Zeit für Bewusstlosigkeit!
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Molotowcocktail
HorrorEs gibt fast keine Menschen mehr. An ihrer Stelle schleichen sich nun hungrige Zombies durch die Straßen. Sie haben der achtzehnjährigen Zena Molotow alles genommen, bis auf ihren Bruder, den sie unter allen Umständen zu beschützen versucht. Doch al...