Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brummte mein Schädel. Ich richtete mich auf und stöhnte vor Schmerzen. Mein Körper fühlte sich an, als wäre ich einen Marathon gelaufen, obwohl ich die ganze Nacht geschlafen hatte wie ein Stein.
Außer mir war das Zelt leer. Benny war in der Nacht nicht zurückgekehrt. Sofort schrillten in meinem Kopf sämtliche Alarmglocken. Dieser Carter und er hatten während ihres Jagdausflugs doch nicht allen Ernstes die Nacht im Wald verbracht?
Ich schälte mich eilig aus dem Schlafsack und hielt abrupt inne, als ich meine nackten Füße sah. Meine Fußsohlen strotzten vor Dreck. Ein feuchtes Blatt hatte sich an meine Zehen geheftet. Verwundert nahm ich es zwischen die Finger und betrachtete es näher. Es war ein Buchenblatt. Die Bäume um das Lager herum waren Buchen, wenn ich mich recht entsann. Ich musste in der Dunkelheit wohl barfuß durch das Laub gelaufen sein. Erschrocken prüfte ich den Reißverschluss des Zeltes. Er war zu. Auch sonst schloss nichts darauf, dass ich unbewusst das Zelt verlassen hatte, und geschlafwandelt war ich noch nie.
Zum Laufen war ich doch sowieso nicht in der Lage. Oder?
Vorsichtig tastete ich meinen angeblich gebrochenen Knöchel mit der Hand ab. Er war nicht mehr ganz so geschwollen wie am Tag zuvor und schmerzte auch nicht mehr so stark bei der Berührung. Ich versuchte, den Knöchel vorsichtig zu bewegen. Es funktionierte einigermaßen.
In dem Moment öffnete Lana den Reißverschluss des Zeltes.
„Hallo. Deine Stützte ist da!", rief sie grinsend.
„Guten Morgen. Lass mich heute versuchen, von selbst aufzustehen", sagte ich und zog mir Socken und Schuhe an.
„Wie du meinst." Lana hob überrascht die Augenbrauen und musterte mich eindringlich.
Ich richtete mich auf dem gesunden Fuß auf und verlagerte dann langsam mein Gewicht auf beide Füße. Lana hielt ihre Arme bereit, um mich aufzufangen, falls ich hinfallen sollte. Doch erstaunt stellte ich fest, dass ich unter unangenehm pochenden Schmerzen mit dem verletzten Fuß auftreten konnte.
„Scheint also doch nicht gebrochen zu sein", sagte ich erleichtert.
„Über diesen Irrtum bin ich froh", meinte Lana lächelnd. „Du solltest es dennoch nicht übertreiben. Dein Knöchel hat ganz schön was abbekommen."
„Keine Angst, das mache ich nicht." Ich schnappte mir meine Jacke und schlüpfte in die Ärmel. „Weißt du eigentlich, wo Benny ist?"
„Carter und er sind gestern spät abends zurückgekehrt. Sie haben ein paar Hasen und Eichhörnchen erledigt! Benny hat die Nacht über neben dem Lagerfeuer geschlafen, wenn ich mich nicht täusche."
Ich hielt kurz in meiner Bewegung inne. Benny hatte was? Warum war er nicht zu mir ins Zelt gekommen? Es war zwar klein, aber für uns beide reichte es vollkommen aus.
„Danke", murmelte ich kurz angebunden und bahnte mir meinen Weg aus dem Zelt.
„In einer halben Stunde gibt's Frühstück, endlich mit frischem Fleisch! Verpass das bloß nicht", rief Lana mir gut gelaunt hinterher.
Ohne eine Erwiderung stakste ich schnurstracks zum Lagerfeuer, wo Benny aufrecht saß und gerade seine Arme durchstreckte. Er hatte seine Kuscheldecke um seinen Körper geschlungen. Baileys lag neben ihm.
„Benny." Ich legte meinem Bruder eine Hand auf die Schulter.
Er zuckte erschrocken zusammen, dann drehte er sich zu mir um. Sein Blick wanderte von oben nach unten an meinem Körper entlang. Schließlich sprang er freudig auf. „Du kannst wieder gehen!"
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Molotowcocktail
HorrorEs gibt fast keine Menschen mehr. An ihrer Stelle schleichen sich nun hungrige Zombies durch die Straßen. Sie haben der achtzehnjährigen Zena Molotow alles genommen, bis auf ihren Bruder, den sie unter allen Umständen zu beschützen versucht. Doch al...