Part 11

2.4K 30 6
                                    

Auf dem Campus angekommen wartete Natalie bereits auf uns. Sie sah total übermüdet aus. Ich stieg vorsichtig aus und auch sie sprang mir sofort in die Arme.

Während der Fahrt erzählte Ethan mir, er habe mich mit Natalie die ganze Nacht lang gesucht. Er hätte sogar Jason gefragt, er jedoch hatte auch keinen blassen Schimmer. Ich hatte für einen kurzen Moment die These, Jason hätte ihm verheimlicht, dass ich da war, jedoch konnte weder Ethan, noch ich eine genaue Uhrzeit des Geschehens nennen. Er meinte, ich wäre von dem Toilettengang nicht zurückgekommen. Er habe über 1 Stunde am Tresen gewartet, bis er dann beschloss mich zu suchen. Dann haben wir uns wahrscheinlich komplett verpasst an dem Abend. Dabei hatte der Abend dank dem Alkohol doch so schön angefangen. Ich fand es süß, wie sehr Ethan sich um mich sorgte. Ich dachte anfangs ernsthaft, er wäre einfach gegangen und hätte mich ohne Hemmungen dort alleine gelassen. Oder er hätte eine andere abgeschleppt. Aber so war es dann zum Glück irgendwie doch nicht.

Als wir das Collegegebäude betraten, waren alle Augen auf uns gerichtet. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Ich schubste Ethan etwas. >>Warum starren uns alle so an?<< - >>Weil du meine Liebe als vermisst gemeldet wurdest und wir uns alle höllische Sorgen um dich gemacht hatten.<< - >>Ja aber was haben die denn damit zu tun?<< - >>Alle wissen Bescheid Nina. Wir hatten uns Sorgen gemacht.<< Na toll. Wie soll ich denn jetzt noch unauffällig zur Arbeit schleichen können. Das waren meine einzigen Sorgen zurzeit.

Im Auto auf dem Weg hierher hatte Ethan immer wieder versucht herauszufinden, was genau passiert ist. Er hatte andauernd Fragen gestellt, die ich jedoch nicht beantworten wollte. Ich konnte ihn ja schließlich nicht sagen, das Jason McCann mich als sein Escortgirl haben wollte. Das hätte wieder andere Fragen aufgedeckt, die dann zu meiner heimlichen Stripper-Karriere zurückführen würden und das konnte ich unmöglich zulassen. So sehr ich auch mit irgendjemanden darüber reden wollten. Es ging nicht.

Ich hielt es nicht mehr aus. Jeder, einfach jeder starrte mich an. Ich bog in die Mädchentoilette ein. Natalie und Ethan folgten mir. >>Nina?<< Ethan's Stimme klang beruhigend und verständnisvoll. >>Nina?<< wiederholte er. Ich jedoch ging strickt voran weiter. Ich konnte das nicht mehr. Was hatte ich nur getan. Jetzt kennt mich der komplette Campus. Dabei genoss ich es doch so sehr, unsichtbar zu sein. Ich mochte es nie im Mittelpunkt zu stehen. Ich brauchte nie viele Freunde oder Bekannte um mich herum. Natalie reichte mir. Und vor allem in dieser Lebenssituation konnte ich das echt nicht gebrauchen. Plötzlich verwandelten sich alle meine Gefühle in Wut. Ich wurde wütend. Wütend auf alle. Auf Ethan, weil er mich dort alleine gelassen hatte. Auf Natalie, weil sie so einen Aufstand organisiert hatte. Und selbstverständlicherweise auf Jason, weil er ein verficktes Arschloch ist und mich komplett aus dem Konzept gebracht hat. Aus dem Konzept, einfach meine Zeit abzuarbeiten und diese Schande für ein- und allemal los zu werden. Wie soll das jetzt nur weitergehen? Ich schaffe das nicht. Ich werde es niemals mehr weiter verheimlichen können. Die Anderen werden es Erfahren und mich nicht verstehen. Stattdessen mir mein Leben zur Hölle machen. Ethan wird sich für mich schämen und Natalie mich verachten. Sie wird so enttäuscht von mir sein und an unserer Freundschaft zweifeln, was ich ihr doch auch gar nicht verübeln könnte. Aber ich kann s ihr einfach nicht sagen. Ich kann s nicht. Ich möchte es mir selbst doch nicht einmal eingestehen. Wie soll sie das respektieren, wenn ich das nicht einmal kann? Wie? Das wird nicht klappen. Nein. Das wird es nicht.

EscortgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt