"Er holt mich gleich ab. Wie sehe ich aus?", fragte ich nervös. Ich trug etwas schlichtes und gemütliches, da er meinte, dass das angebracht wäre, aber wieso er es so wollte, verriet er mir nicht. "Du siehst schön aus wie immer, also jetzt geh und schwinge deinen Hintern nach draußen, bevor meine Mutter dich sieht", sie drängte mich mit meiner Jacke und meinen Boots vor die Tür. "Ich kann es nicht glauben, dass Nesli und Can sich auch heute treffen und ich hier alleine hocke", sie bewegte ihre Mundwinkel nach unten und schmollte. "Ich mache es irgendwann gut, versprochen". "Ach, quatsch. Jetzt geh und lass Romeo nicht warten", sie grinste mich an. "Du weißt schon, dass beide - Romeo und Julia - am Ende sterben?", fragte ich sie skeptisch, worauf sie lachte und mich vor die Tür schubste. "Viel Spaß, Schatz", dann ging auch die Wohnungstür zu.
Schnell lief ich die Treppen runter und verließ das Gebäude, wo ich sofort Umut sah, der sich an die Wand lehnte. Als er mich sah, lächelte er und gab mir direkt das Gefühl von Freude. "Hey, wie geht's?", er kam auf mich zu, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Zeit um wieder rot zu werden.Ela: Hey, gut und selbst?
Umut: Fantastisch. Da du dich bestimmt fragst, wo wir hingehen, beantworte ich diese Frage mal direkt: Wir gehen zu mir und ich koche für dich.
Ich blickte mit weiten Augen zu ihm auf.
Ela: Ehrlich? Du verarscht mich doch.
Er kratzte sich am Hinterkopf und schaute verlegen auf den Boden.
Umut: Ist natürlich nicht so toll, als in ein Restaurant zu gehen, aber so als Abwechslung -.
Er wollte weiter reden, doch ich unterbrach ihn.
Ela: Bist du verrückt, das klingt so perfekt. Viel besser als in ein Restaurant zu gehen. Lass uns los.
Sofort lächelte er wieder. Wie süß kann ein Junge nur sein? Ich meine, dass er sich bemüht und für uns kocht, ist viel besser als in irgendein Restaurant zu gehen, wo es eh zu laut ist, um Privatsphäre zu haben.
***
"Also ich habe schon mal ein bisschen etwas vorbereitet, damit ich nicht Ewigkeiten brauche um alles zu zubereiten", er nahm meine Jacke und hing sie im Flur auf.
Umut: Mach es dir in der Küche auf der Eckbank gemütlich, ich gehe eben meine Jacke wegbringen.
Ich nickte und nahm erst einmal meine Umgebung wahr. Im Flur hingen ganz viele Bilder, mal von einem älteren Pärchen - die Eltern vermutlich - und dann noch von jüngeren Kindern. Sofort erkannte ich die Kindheitsbilder der Zwillinge und Umut stach mit seinen strahlend grünen Augen hervor. Er sah so niedlich aus, dass ich mein Handy herausholen musste und ein Bild machte.
Umut: Na, fertig mit stalken?
Er erschrak mich total, weshalb ich zusammenzuckte. Wie peinlich ich bin. Er dagegen lachte nur.
Umut: Schon gut, ich fühle mich geehrt, dass du ein Bild von mir machst, aber das geht auch anders.
Er riss mir das Handy aus der Hand, doch ich protestierte nicht, da ich auch nichts zu verbergen habe. Plötzlich bemerkte ich, dass er die Frontkamera geöffnet hatte und sich neben mich stellte.
Umut: Lächeln.
In deiner Gegenwart kann ich auch nur lächeln. Wir machten lustige und auch süße Bilder, dann gab er mir mein Handy zurück.
Umut: Jetzt leg dein Handy weg und schick mir die Bilder später, wenn du wieder Zuhause bist.
Er nahm meine Hand und zog mich sanft mit sich. "Setz dich auf den einen Stuhl", mein Blick fiel jedoch sofort auf den Tisch. Er war bereits gedeckt und mit Kerzenlicht beleuchtet, weshalb ich vor mich hin grinste. Ich setzte mich auf den Stuhl, der mir ermöglichte Umut zu beobachten.
Ela: Was gibt es denn heute, Chefkoch?
Umut: Mantı (Google hilft euch, falls ihr das nicht kennt).
Ela: Dein Ernst? Ich meine, dass das voll aufwendig ist für einen Jungen.
Umut: Naja, meine Tante hat mir geholfen. Sie wohnt etwa zehn Minuten entfernt und ich habe sie um Hilfe gebeten.
Ela: Ach, ja? Was hast du ihr denn genau erzählt?
Ich lächelte ihn an, worauf er etwas rot wurde und sich mit der Hand durch die Haare fuhr.
Umut: Ich habe gesagt, dass ich ein Mädchen beeindrucken will. Sie war überrascht und hat mich ausgefragt.
Ela: Du kannst ihr ja sagen, dass dieses Mädchen schon längst beeindruckt ist.
Plötzlich kam er auf mich zu und beugte sich zu mir, weshalb mein Herz in einer enormen Geschwindigkeit schlug. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, sagte jedoch nichts und widmete sich dem Kochen zu. Ich dagegen glühte, mir wurde warm und ich wusste nicht, was ich tun soll. Soll ich reden? Lieber schweigen? Ich bin echt ratlos, aber das sagte mir Gizem oft genug.