Nachricht an Umut: Hey, ich muss dringend mit dir reden... am besten alleine. Es ist sehr wichtig. Bist du Zuhause?
Ich zögerte, bevor ich die Nachricht abschickte. Online war er auf jeden Fall, doch ich wusste, dass er mir nicht antworten wird. Nach einigen Stunden warten und nichts tun, rief ich einfach Can an, der den Anruf direkt entgegen nahm.
Can: Hey, was gibt es?
Ela: Hallo, wollte dich fragen, ob Umut Zuhause ist.
Can: Ja, er liegt krank im Bett. Wieso fragst du denn?
Ela: Ich, ehm, wollte ihn kurz besuchen, aber er antwortet mir nicht. Was hat er denn?
Can: Sehr starken Fieber und ihm ist auch schlecht. Geh einfach, er wird dir schon die Tür öffnen.
Ela: Okay, danke. Bis morgen.
Can: Tschüss. So nebenbei seine Lieblingssuppe ist Hühnersuppe.
Dann legte er auch schon auf.
***
Nun stand ich vor seiner Haustür mit einer Dose voller Suppe und anderer Kleinigkeiten, doch ich traute mich nicht anzuklingeln. Plötzlich öffnete jemand die Tür. Die Frau, die vor mir stand, hatte leichte Falten im Gesicht, doch sah noch sehr jung aus. Man merkte sofort, dass sie Türkin ist.
Frau: Wolltest du das Haus betreten?
Die Frau hielt mir die Tür auf, doch ich schüttelte nur meinen Kopf.
Ela: Ich wollte nur einen Freund besuchen, doch ich glaube, dass er mich gar nicht sehen will. Trotzdem danke, tschüss.
Ich wollte gerade gehen, doch sie sprach wieder zu mir.
Frau: Er hat den ganzen Tag nichts gegessen, mein Essen hat er verweigert zu sich zunehmen und die Suppe in deiner Hand würde ihm bestimmt gut tun.
Ich starrte sie mit aufgerissenen Augen an, wollte etwas sagen, doch wurde unterbrochen.
Frau: Er hat irgendetwas über ein Mädchen vor sich hin geflüstert und ich denke mal, dass er Kummer hat. So nebenbei ich bin die Tante Banu.
Ela: I-ich bin Ela. Dann schätze ich, dass ich jetzt mal doch anklingel. Danke.
Banu: Nichts zu danken, man sieht sich. Pass gut auf ihn auf.
Perplex nickte ich, immer noch geschockt von der Situation. Ich machte mich auf den Weg und blieb dennoch vor seiner Haustür stehen. 'Jetzt oder nie', versuchte ich mir Mut zu machen. Ich klopfte lieber, statt zu klingeln. Immehin könnte es sein, dass er gerade schläft. Was ist, wenn er mich direkt wieder wegschickt? Ich könnte damit nie umgehen. Er wird niemals die Tür öff-. "Ehm, Ela?", ein kranker Umut stand vor mir und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute mir ihn genauer an: tiefe Augenringe, blasse Haut und eine rote Nase. "Willst du auch reden, oder eher mich den ganzen Tag anstarren?", sein Ton klang immer noch verwirrt. Plötzlich realisierte ich, dass er krank ist. Ich hob meine Hand und legte diese auf seine Stirn. "Du glühst ja total, wir müssen dein Fieber senken", gab ich von mir. "Es geht schon, geh nach Hause. Meine Tante war auch schon hier. Alles ist okay", behauptete er. "Nichts ist okay. Geh zur Seite, ich habe Supper für dich gekocht", ich quetschte mich an ihm vorbei und ging einfach in die Küche. Als ob es meine eigene Küche ist, öffnete ich einen Schrank, in dem ich einen Topf fand, denn ich wollte die Suppe wärmen.
Umut: Ela, was tust du hier?
Ela: Ich versorge dich. Wonach sieht es sonst aus?
Umut: Soll ich dich daran erinnern, wie du mich behandelt hast?
Sofort wurde ich rot, denn ich schämte mich dafür, wie ich ihn behandelt habe. Ich wollte ernsthaft nicht weinen, doch konnte meine Tränen nicht mehr halten. So stand ich vor ihm und heulte meine Augen aus. "Es", ich atmete tief ein und meine Stimme zitterte, "tut mir Leid. Ehrlich, ich will dir alles erzählen, aber habe einfach Angst vor deiner Reaktion". Meine Tränen kullerten immer noch meine Wangen runter. Plötzlich spürte ich seine warmen Arme um mich, er zog mich nahe zu sich. "Psst, weine nicht. Bitte, ich kann das nicht ertragen", seine Stimme klang besorgt. Ich löste mich von ihm, was ich eigentlich gar nicht wollte, aber er war krank und ich wollte, dass er sich ausruht.
Ela: Leg dich lieber hin, ich mache dir die Suppe warm und dann komme ich nach. Wechsel dein Shirt, du bist nass.
Umut: Oh, sorry, dass ich dich so umarmt habe.
Er kratzte sich nervös am Hinterkopf und lächelte leicht.
Ela: Nein, ich meinte das so nicht. Ich würde dich sogar nach dem Sport umarmen. Okay, das klingt komisch.
Umut: Schon gut, ich bin dann in meinem Zimmer.
Er lachte laut und ging in sein Zimmer, wobei ich ihn dort noch lachen hörte, doch er verstummte nach einigen Sekunden. Schnell machte ich die Suppe warm, füllte die in eine große Schale, nahm einen Löffel und legte alles auf ein Tablett. Mit diesem Tablett betrat ich auch sein Zimmer. Er lag auf seinem Bett und tippte auf seinem Handy, als er mich bemerkte, legte er sofort sein Handy weg und setzte sich aufrecht hin. "Das riecht nach Hühnersuppe, sag mir bitte, dass das Hühnersuppe ist", sagte er voller Enthusiasmus, weshalb ich lachen musste. "Ja, du hast richtig geraten", gab ich lächelnd von mir. "Oh, danke. Ich habe den ganzen Tag nichts zu mir genommen und Hühnersuppe ist das, was ich brauche", entgegnete er und nahm das Tablett vorsichtig von meinen Händen. Ich sah ihm kurz zu, wie er sie ganz schnell löffelte. "Wusstest du, dass das meine Lieblingssuppe ist? Hast du die zubereitet?", fragte er mich. "Ehm, ja. Ich habe sie frisch gekocht. Und ja, ich wusste es. Can hat es mir gesagt, als ich ihn gefragt habe, ob du zu Hause bist", erwähnte ich.
Umut: Wieso wolltest du wissen, ob ich zu Hause bin?
Ela: Ich... Ich wollte mich einfach entschuldigen und alles erklären.
Ich schaute auf den Boden und wurde immer nervöser.
Umut: Gut, dann erzähle mir alles.
Ela: W-willst du nicht erst mal d-deine Suppe trinken?
Ich wollte einfach noch nicht reden, denn ich war nicht bereit. Reiß dich zusammen, Ela. Umut nickte einfach und als er mit der Suppe fertig war, legte er das Tablett zur Seite und klopfte auf sein Bett. Er signalisierte mir, dass ich mich zu ihm setzen soll, was ich auch tat. Ich nahm tief Luft und fing an mit meiner Geschichte.