31 - Eine interessante Spur

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Wie groß das Schloss tatsächlich war, fiel mir erst auf als wir uns an den schier endlosen Aufstieg wagten, der in die oberen Dachkammern führte. „Hier kommt fast keiner mehr nach oben", erklärte Juan uns und wies auf den Staub und die Spinnweben, die sich in den Ecken der Wendeltreppe ausgebreitet hatten. „Und woher weißt du eigentlich so genau wo's hier langgeht?", fragte Brandon skeptisch. Damit hatte er genau meine Gedanken ausgesprochen. „Es gibt viele Bücher über das Schloss, seine Geschichte, seine Entstehung und deswegen auch einige Gebäudepläne, natürlich sind die mehr oder weniger unvollständig und teilweise sehr unterschiedlich, aber einen wahren Teil gibt es immer", erklärte er uns. Brandon wirkte immer noch nicht ganz überzeugt, sagte aber nichts mehr, denn das Treppensteigen wurde zunehmend anstrengend. „Können wir nicht fliegen?", fragte ich deshalb atemlos.

„Nein, sonst könnte uns noch jemand durch die Fenster erspähen", erwiderte Juan. „Ist die Wahrscheinlichkeit dafür nicht ziemlich gering?", meckerte Brandon. „Wir sollten das Risiko besser nicht eingehen, und außerdem sind wir gleich oben", brachte der Elf meinen Bruder zum Schweigen. Juan behielt Recht. Wenige Augenblicke später erreichte wir eine große, hölzerne Tür. Ich drückte den großen, eisernen Griff nach unten. „Sie ist verschlossen!", rief ich verzweifelt. „War jetzt alles umsonst?" „Keine Sorge, beruhigte Juan mich, die Tür ist alt und nicht gegen Magie geschützt, ich kann sie öffnen."

Wenige Sekunden später betraten wir einen eher kleinen, runden Raum. „Ist das alles?", fragte Brandon? „Nein, es gibt ja noch mehrere Schlosstürme, oder nicht?", erwiderte Juan und ich stöhnte in Gedanken auf, als ich mir vorstelle noch einmal so viele Stufen zu erklimmen. „Hoffen wir, dass wir hier etwas Brauchbares finden", murmelte ich und begann mich umzusehen.

Der Raum war ebenfalls mit Spinnweben übersäht und viele Gegenstände waren mit weißen Tüchern verhüllt. Am Ende des Raums stapelten sich mehrere Quadratische Dinge unter diesen Tüchern. Gespannt trat ich näher an sie heran und hob die schützende Hülle etwas an. Darunter kam ein Gemälde zum Vorschein, dass eine weite Landschaft zeigte. Da meine Neugier nun geweckt war sah ich mir auch die anderen Gemälde kurz an. Diese zeigten das Schloss aus verschiedenen Perspektiven und die unterschiedlichsten Elfen, doch ein Bild zog meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Darauf war eine junge Frau mit langen braunen Haaren abgebildet, die hinter ihren spitzen Ohren kunstvoll geflochten waren. Ihr Aussehen erinnerte mich schwach an die Bilder, die Brandon und mir früher Dad gezeigt hatte, wen er uns von unserer Mutter erzählt hatte. „Brandon", rief ich leise. „Sieh dir das mal an." Interessiert betrachtete er das Bild. „Erinnert dich das nicht auch an unsere Mum?", fragte ich ihn und er nickte. „Was ist?", fragte Juan der nun auch zu uns gekommen war. Wir denken, dass ist ein Bild unserer Mum", erklärte ich ihm. „Weißt du wer das auf dem Gemälde ist?", fragte ich ihn und wies mit der Hand auf das Bild.

„Ich denke ich habe von ihr schon gehört, aber ich werde in der Bibliothek nachsehen", versprach er mir und warf einen kurzen Blick aus einem der kleinen Fenster. „Wir sollten zurück gehen und dann sehen wie es weitergeht", meinte er und wir traten den Weg zurück in unsere Zimmer an.


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