35 - Ausflug mit Folgen

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Einige Tage später durften wir offiziell mal außerhalb der Schlossmauern herumspazieren. Wir sollten uns das Reich genauer ansehen im Rahmen einer Unterrichtsstunde. Natürlich waren wir nicht alleine und eine handvoll Wachen, sowie die Lehrerin begleiteten uns. Natürlich hatten Brandon und Ich auch noch Sky im Schlepptau, was uns auch nicht sehr viel half.

Nach einer Weile erreichten wir die Grenze, hinter der der dunkle Wald begann. Diesen durften wir natürlich nicht betreten. War ja klar. Trotzdem warf Brandon mir einen verschwörerischen Blick zu.

Wenig später machten wir ein Picknick an dem See, den ich schon einmal besucht hatte. „Wir könnten uns davonschleichen und Vivianne suchen gehen. Vielleicht kann sie uns auch helfen", flüsterte Brandon mir zu. „Der Baum zu deinem Zimmer ist doch nicht weit weg oder?" Ich nickte seufzend. Verstohlen sah Brandon sich um, zog mich auf die Beine und schleppte mich in die dichten Büsche. Schnell, bevor jemand merkte, dass wir verschwunden waren, rannten wir durch den Wald und hielten erst an, als wir nach Luft schnappend in meinem Zimmer standen.

Dad war wie zu erwarten wieder in der Arbeit, aber mein Bruder und ich verschwendeten keinen Gedanken daran und schlüpften in sein Zimmer um von dort den Dunkelwald zu betreten. Dank des Bildes waren wir sofort passend gekleidet, als wir den Wald betraten und waren so nicht so auffällig gekleidet wie im Schloss. „Wir sollten es in der Nähe der Kristallhöhle versuchen, schlug Brandon vor. Ich stöhnte auf bei dem Gedanken daran, was dort das letzte Mal passiert war. Mein Bruder ignorierte mich und stapfte zielsicher voran. Nach wenigen Meter blieb er abrupt stehen sodass ich prompt in ihn lief, da ich so in Gedanken versunken gewesen war. „He was soll das?", rief ich empört. Brandon zischte mir etwas zu, dass ich nicht verstand und schien angestrengt zu lauschen. Tatsächlich begann es hinter uns im Busch zu rascheln. Mein Bruder schien sich schon auf einen Kampf einzustellen, als eine Flamme in seiner Handfläche erschien. Ich jedoch war in blanker Panik und konnte mich kaum konzentrieren. Als eine Person hinter einem Baum hervortrat schoss Brandon seine Flamme. „Ich bin's doch nur", rief die Gestalt. In meinem Kopf begann es zu arbeiten. Ich kannte diese Stimme doch! „Juan?", fragte ich verwirrt. „Was machst du schon wieder hier?", stöhnte Brandon. „Alle suchen wie verrückt nach euch. Was macht ihr denn eigentlich hier könnte ich euch besser Fragen", erwiderte Juan. „Wir suchen jemanden", gab mein Bruder zurück und ging einfach weiter. Ich zuckte nur mit den Schultern und der Naturelf folgte uns.

Gemeinsam zogen wir noch ein wenig durch den Wald bis Brandon abrupt stehen blieb. „Ist das da nicht ein Stück Stoff?" Er deutete auf etwas, das sich auf einem Ast im Wind wiegte. „Du hast Recht", stimmte Juan zu, als wir den Fund näher betrachteten. Ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl und schluckte.

Auch die beiden Jungs wurden misstrauisch und wir sahen uns näher um. Bald schon fanden wir weitere Fetzen und Kampfspuren. Ich wurde immer unruhiger je weiter wir gingen. Mittlerweile hatte ich mich bei Juan untergehackt. Vor einem großen Busch endeten die Spuren. „Ich glaube da ist was in dem Busch", äußerte sich Brandon. „Ich glaube eher dahinter", widersprach Juan. Ich sagte gar nichts. Mein Herz klopfte ziemlich schnell und ich hatte Angst. Mir schwante nichts Gutes hinter dem Busch. Vor allem war der Wald auch immer dunkler geworden und die Tatsache, dass wir nun in Dunkelelfengebiet waren, verminderte meine Angst nicht, sie steigerte sie. Langsam traten wir näher und warfen einen Blick darüber. „Ach du scheiße", murmelte Brandon. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Meine Gedanken rasten und blankes Entsetzen schoss durch meinen Körper. „Juli! Beruhig dich!", schrie Juan. Augenblicklich schloss ich meinen Mund. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich zu schreien begonnen hatte.

Aber da vor uns und ziemlich übel zugerichtet lag Aria. Ich wusste, dass sie öfters heimlich im Dunkelwald war, um Kräuter zu sammeln und anscheinend war ihr dies nun zum Verhängnis geworden. Meine Entsetzten wandelte sich in Übelkeit und ich schwankte. Juan verstärkte seinen Griff um mich und ich war sehr dankbar dafür. Erschöpft sank ich gegen ihn. „Ich denke, dass wir das lieber nicht sehen sollten und ich denke, wenn der Mörder erfährt, dass wir etwas gesehen haben, sind wir die nächsten", stellte Brandon überraschend ruhig fest. „Wir sollten verschwinden", stimmte Juan zu. Er musterte mich und hob mich hoch. Da raschelte es im Gebüsch. Erschrocken fuhr ich hoch und machte mich auf das schlimmste gefasst.

„Wir haben sie gefunden Chef", rief eine Stimme und eine Reihe von Schlosswachen trat aus dem Gebüsch. Ich atmete erleichtert auf. Wir waren zwar bei unserem unerlaubten Ausflug erwischt worden, aber immerhin waren wir sozusagen in Sicherheit. Ein kleiner etwas pummeliger Dunkelelf trat zu den Wachen. „Was fällt euch ein! Einfach abhauen!", polterte er los. „Das ist jetzt unwichtig. Da hinten liegt ne Leiche", erklärte Brandon ausdruckslos. Der Elf starrte ihn an. „Darum kümmern sich andere, ich bin nur für euch Bälger verantwortlich", erwiderte dieser. „Ich sag's noch einmal. Da hinten liegt eine Leiche! Ermordet!", zischte mein Bruder nun. „Kann ja auch ein Unfall gewesen sein", erklärte das Ratsmitglied gelassen. „Verdammt noch Mal! Jetzt machen sie einfach was!", brüllte Brandon nun und war dem Elfen bedrohlich nahe. „Ich bin hier der Prinz klar? Und sie sind nur ein Platzfüller und jetzt unternehmen sie was!" fügte er ausdrucksvoll hinzu. Ich war sprachlos. So wütend und herrisch hatte ich ihn noch nie erlebt.

Auch der pummelige Elf war nun eingeschüchtert: „Ja...Ja, eu..eure Hoheit", stammelte er und befahl den Soldaten etwas. Ein paar blieben bei uns, mit dem Auftrag uns sicher zurück zu bringen. Ich wurde einem Soldaten übergeben, da ich noch nicht in der Lage war, selbst zu fliegen. Doch nach dem Schock bekam ich dies nur undeutlich mit und mir wurde schwarz vor Augen.


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