41 - Besichtigungstour im Gefängnis

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3 Monate später.

Mittlerweile war es nicht mehr zu übersehen, dass das Elfenreich sprichwörtlich den Bach runter ging. Das Gras wurde gelblich uns ausgedörrt und nicht einmal die Bemühungen der Naturelfen konnten helfen. Im Bereich der Lichterelfen verwandelte, sich auf Grund des vielen Lichts und der Temperaturen, der Boden in eine Art Wüste und im Dunklen Wald begann es zu gefrieren. Es sah wahrlich nicht gut aus.

Und somit kam es auch immer häufiger zu Streit unterhalb den einzelnen Elfen. In der Hauptstadt gab jeder dem anderen die Schuld, anstatt nach einer Lösung zu suchen. Und die Dunkelelfen im Schloss hatten auch nichts besseres zu tun als die Leute gegeneinander aufzuhetzen.

Uns allen war klar, dass wir etwas unternehmen mussten, bevor noch schlimmeres geschah, aber was sollten vier Jugendliche schon großartiges bewirken? Vor allem da drei streng hinter den Schlossmauern gehalten wurden.

Und so saßen wir versteckt im Garten: Juan, Brandon, Vivianne und ich, ratlos. „Wir müssen die alte Ordnung wiederherstellen", stellte Juan schließlich nüchtern fest. „Anders geht es nicht." „Und wie willst du das hinkriegen?",fragte Brandon. „Unsere Mum ist tot", er deutete auf ihn und mich. „Samuel will nichts damit zu tun haben und ob die Königin noch lebt wissen wir ja auch nicht. Ebenso wo sie denn dann überhaupt wäre." Vivianne schien angestrengt nachzudenken. „Wir haben schon ein ziemlich gut gesichertes Gefängnis", begann sie langsam. „Da kommen eigentlich nur Schwerverbrecher hin, aber seit diese Dunkelelfen im Schloss da sind, laufen die Kriminellen einfach weiter frei herum, das Gefängnis müsste ziemlich leer sein und es ist trotzdem immer gut bewacht, von irgendwelchen krummen Typen, wenn ihr mich fragt." „Selbst wenn die Königin da ist, wie kommen wir da rein und was wichtiger ist. Wie stellen wir fest, dass sie da gefangen gehalten wird. Die ganze Aktion wäre ja sinnlos, wenn sie dann nicht da ist", warf mein Bruder resigniert ein. „Das lass mal meine Sorge sein", meinte die Dunkelelfe nur schmunzelnd.

Sie holte ein Blatt Papier hervor und begann ein wenig zu malen. Wenige Augenblicke später konnte man einen Umriss erkennen. „Das soll das Gefängnis darstellen", erklärte sie. „Hier sind ziemlich unbewachte Fenster", sie deutete auf eine Stelle südlich des Gebäudes. „Da kommen ich und Juli locker rein. „Moment und was ist mit mir?", fragte Brandon entrüstet.

„Ihr beide", sie deutete auf Juan und Brandon „könnt nicht mitkommen. Männliche Putzfrauen sind dort äußert ungewöhnlich. „Aber was mache ich denn mit meinen Flügeln? Eure sind doch alle dunkel", erwiderte ich stirnrunzelnd, aber Vivianne winkte nur ab und ging. Verwundert blieben wir zurück.

„Ich lasse dich auf keinen Fall allein gehen", sagte Juan, sobald wir abends allein in unserem Zimmer waren. Ich rollte mit den Augen: „Warum? Vivianne passt doch auf mich auf." Er schnaubte verächtlich. Ich verschränkte die Arme und sah ihn finster an. Plötzlich nahm Juan mich in seine Arme. „Ich habe doch nur Angst um dich", nuschelte er in meine offenen Haare. Jetzt seufzte ich. „Wie gesagt, Vivianne passt auf mich auf." „Können wir der denn überhaupt vertrauen?", fragte er und sah mich an. „Sie hat uns noch nicht verraten oder?", stellte ich Gegenfrage.

Aus meinem Schrank holte ich wenig später die dunklen Klamotten, die ich bei dem letzten Besuch im Dunkelwald anhatte. Dann verabschiedete ich mich von Juan. „Pass auf dich auf", flüsterte er leise und ich nickte. Wir standen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und sahen uns stumm in die Augen. Ich wollte mich gerade abwenden, als Juan näher kam und mir einen leichten Kuss gab.

Vivianne wartete bereits vor dem geheimen Durchgang auf mich. „Wir müssen deine Flügel noch anpassen", meinte sie mit einem Blick auf mein Outfit. Sie holte einen kleinen Beutel heraus. „Darin ist schwarzes Puder, es wird deine Flügel abdunkeln", erklärte sie und schüttete den Inhalt vorsichtig über sie. Leider konnte ich das Ergebnis nicht begutachten, aber die Dunkelelfe schien zufrieden zu sein. Der Flug zum Gefängnis dauerte eine ganze Weile, da wir uns auch immer wieder verstecken mussten. Ebenso wurde es zusehends kälter, die Bäume und Pflanzen waren bereits mit Raureif überzogen. Die letzten Meter gingen wir im Schutz des Waldes. Vivianne wandte den Blick nicht von dem mächtigen Steinbau ab und schien immer auf ein Fenster fixiert zu sein. „Da oben müssen wir rein. Das Fenster soll kaputt sein und sich nicht mehr leicht schließen lassen" „Aber was ist wenn wir gleich in einer Zelle landen?" Die Dunkelelfe lachte. „Ganz bestimmt nicht. Das Fenster ist doch nicht mit Gitterstäben geschützt." Dicht an der Mauer flogen wir nach oben. Erst nachdem Vivianne mir bedeutete ihr zu folgen stieg ich durch das kleine Fenster. „In diesem Bereich wohnte früher der Burgwächter, der über die ganzen Wächter befahl", erzählte Vivianne mir und so begannen wir leise unsere Suche.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 02, 2017 ⏰

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