XX.

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"Hättest du vielleicht Lust her zu kommen?"
Ich traute meinen Ohren kaum als Miles' Stimme am nächsten Abend diese Worte durch den Hörer wisperte. Wir unterhielten uns seit zwanzig Minuten über belangloses Zeug und plötzlich fragte er sowas.
Wollte ich? Natürlich wollte ich ihn sehen.
"Wie komme ich denn zu dir? Meine Schwester hat den Wagen und die ist auch bei euch. Läufst du eigentlich sonst nach der Schule von mir aus nach Hause? Ist das nicht total weit?"
"Ich könnte dich abholen." Antwortete er ohne dabei auf eine meiner Fragen einzugehen.
"Hmm." Überlegte ich laut.
"Super, ich bin in zwanzig Minuten da."
Und schon hatte er aufgelegt.
Ich lächelte darüber, tauschte mein bequemes Gammeloutfit gegen etwas Annehmbares aus und richtete meine Frisur, auch wenn sich nicht wirklich viel retten ließ.

"Mom?" Rief ich als ich die Treppe runter stieg.
"Wohnzimmer." Antwortete sie mir.
Ich sank neben ihr auf die Couch und sagte direkt was Sache war.
"Miles holt mich gleich ab."
"Allie es ist acht Uhr dienstagabends und morgen ist Schule."
"Ich weiß Mom."
"Was habt ihr vor?"
"Wir fahren wahrscheinlich zu ihm."
"Allison, ich weiß nicht was ich davon halten soll. Ich meine, ist das alles nicht etwas früh?"
"Es ist acht Uhr abends, hast du gerade selbst gesagt." Versuchte ich mich irgendwie vergeblich aus dem Gespräch zu retten, von dem ich wusste, dass es jetzt kommen würde.

"Du weißt wovon ich rede. Ihr seid doch noch gar nicht lange zusammen. Habt ihr schon...?" Ließ sie den Satz in der Luft hängen.
"Gott Mom!" Ich vergrub mein errötendes Gesicht in den Händen. "Nein haben wir nicht. Und werden wir auch heute nicht. Und wir sind auch nicht wirklich zusammen, also eigentlich weiß ich nicht wirklich was wir sind."

Sie stand auf, ging zur Kommode über der der Fernseher hing und kramte in der Schublade.
"Ist ja auch egal, bitte seid einfach vorsichtig." Antwortete sie als sie mir etwas in die Hand drückte.
"Einmal mit 44 Oma werden reicht mir, das kannst du glauben."
Sagte sie noch als ich den Streifen aus drei Kondomen mit hochrotem Kopf in der Arschtasche meiner Jeans verschwinden ließ.

Zum Glück klingelte es in diesem Moment und ich sprang wie von der Tarantel gestochen hoch, schnappte meine Tasche und drückte meiner Mutter einen schnellen Kuss auf die Wange.
"Hab dich lieb!" Rief ich noch bevor ich Richtung Tür stürmte um dieser unangenehmen Situation zu entfliehen.
"Ich dich auch! Spätestens um elf bist du Zuhause! Und nächstes Mal fragst du mich bevor du dich verabredest, verstanden Madame?" Rief sie mir hinterher.
"Klar, sorry, bis nachher!"

"Hallo, warum hast du es denn so eilig?"
Vernahm ich seine Stimme von schräg hinter mir, als ich mit großen Schritten die Veranda überquerte.
"Oh ich hätte nicht damit gerechnet, dass du neben der Tür warten würdest. Ich dachte du stehst am Auto." Antwortete ich und drehte mich um.
"Immer wieder für eine Überraschung gut." Erwiderte er während er mich in den Arm nahm und mir einen Kuss auf die Stirn drückte.

-

"Nur noch drei Tage Schule."
Begann er das Gespräch als wir losgefahren waren.
"Mhm, drei Monate Ferien, ich kann's kaum erwarten. Und danach geht's erst richtig los. Senior Year, oh man. Ich stand doch gestern erst mit meiner rosa Schultüte mit den weißen Pünktchen vor meiner Grundschule."

"Wirklich? Rosa mit weißen Punkten?"
"Ja, alles war bei mir rosa weiß gepunktet. Schulranzen, Sportbeutel, Mäppchen, Brotbox, Flasche. Ich hatte sogar einen Bleistift mit diesem Muster. Mein Dad muss ein Vermögen für dieses Set ausgegeben haben."
Gedankenverloren dachte ich an eine Zeit zurück in der ich mich noch darauf freute in die Schule zu gehen. Als ich noch Chrissy war und nicht Brillenschlange oder Säbelzahn, das begann erst Anfang der zweiten Klasse.

Da hörte ich plötzlich was ich gerade gesagt hatte. Ein Vermögen. Seine Eltern waren Luxusyachtenverkäufer.
Wahrscheinlich definierte er ein Vermögen etwas anders als ich.
"Also kein Vermögen", lachte ich nervös, "du weißt schon."

The Absence of Heat - Die Abwesenheit von WärmeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt