XVII.

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Der Sonntag verging irgendwie in einem Nebel aus Tagträumen, Hausaufgaben, einem stundenlangen Telefonat mit Clarice und mehreren Folgen meiner momentanen Lieblings Serie.

Von Miles hörte ich nichts und auch wenn ich es nicht erwartet hatte, so war ich doch etwas enttäuscht, dass er mir nicht einmal eine Nachricht schrieb.

Das Aufregendste, was an diesem Tag geschah war definitiv, dass meine Schwester sich schon wieder Zuhause blicken ließ, da sie in letzter Zeit ja wirklich mehr oder weniger bei Jason gewohnt hatte.

"Allie, wir müssen uns unterhalten."
Verkündete sie als sie direkt nach knappem Klopfen mein Zimmer betrat. Ich pausierte die Folge und sah von meinem Laptop auf.

"Was gibt's? Das klingt ernst."
Ich schob den Laptop zur Seite und setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett. Sie setzte sich dazu.

"Naja, so ernst ist es nicht. Aber ich muss doch wissen wie euer Date lief! Hat dir das Restaurant gefallen? Ist es nicht atemberaubend?"

Ich sah sie perplex an.
Miles redete mit meiner Schwester über unser Date?
Das durfte doch nicht wahr sein, wozu hatte er bitteschön eine Zwillingsschwester? 

"Ähm ja klar, schon also ähm..." stotterte ich vor mich hin, diese Situation war irgendwie komisch. "Woher bitte weißt du das?"

"Na irgendwoher muss Miles doch seine Inspiration kriegen." Grinste sie und zwinkerte mir zu.
Und ich hatte mich darüber gefreut, wie einfallsreich er war.

"Also war das alles deine Idee?"
"Hm, mehr oder weniger. Er wusste nicht, was du gerne unternehmen würdest. Also hab ich ihm gesagt, dass Essen gehen immer eine gute Idee ist. Und das Restaurant ist mein Lieblingsrestaurant, also hab ich ihm gesagt, er soll dich doch dorthin ausführen."

"Und das Bowling?"
"Bowling? Ihr wart bowlen?"
Halleluja meine Schwester hatte nicht unser komplettes Date organisiert.

"Ja, waren wir." Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen.
"Wer hat gewonnen?"
"Ich natürlich!" Lachte ich.
"Wer auch sonst?" Sie stieß mich mit der Schulter an und ihr Blick verriet, dass sie mir genauso wenig glaubte wie ich mir selbst.

"Und das Restaurant?"
Bohrte sie weiter.
"Das Restaurant war wunderschön. Aber... so teuer und... ich weiß nicht. Es war so übertrieben, weißt du was ich meine?"
Sie sah mich verständnislos an.

"Natürlich weißt du nicht was ich meine", seufzte ich und sprach lauter weiter: "weißt du, mir hätte es gereicht bei Pizza Hut vorbei zu fahren oder bei Subway oder so. Natürlich war der Ausblick atemberaubend und das Essen gut, aber sich mal eben so auf eine Portion Gratin mit Gemüse und ein Wasser für 70 Dollar einladen zu lassen ist eben nicht wirklich was für mich."

"Allie diese Familie kann sich das wirklich leisten." Entgegnete sie und legte mir die Hand auf den Oberschenkel.

"Das ist ja auch gar nicht der Punkt, ich denke bloß, dass das total unverhältnismäßig ist und ich fühle mich einfach nicht gut dabei. Es ist eben so, dass ich ihm das nicht zurück geben kann. Ich hasse es, Leuten etwas schuldig zu sein."

"Chrissy genau darum geht es mir doch gerade," ich war etwas erstaunt, denn diesen Spitznamen hatte sie nicht mehr benutzt seit ich zehn gewesen war, "du bist ihm nichts schuldig. Er gibt hier nicht irgendwelches Geld aus, das er nur angespart hat, um dich zu beeindrucken oder so. Das ist für ihn genauso selbstverständlich wie für dich, zu Subway zu gehen. Er ist in einem Haus in den Hamptons aufgewachsen, Alicia und er hatten jeweils zwei Nannys. Jasons Eltern haben ja schon wirklich einiges an Geld, aber neben Miles' Eltern sehen sie aus wie durchschnittliche Normalverdiener."

The Absence of Heat - Die Abwesenheit von WärmeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt