Leider ging mir Luca für den Rest des Tages aus dem Weg. Ich sah ihn erst am Mittwoch beim Frühstück wieder, aber wir hatten keine Zeit, um uns zu unterhalten, denn wir fuhren sofort los ins Studio. Dieses Mal hatten wir ja mehr zu proben als bisher.
Das Motto diesmal war „Unplugged – Nackte Tatsachen gegen Power Songs“. Das hieß, wir würden einen Song entweder mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung singen und einen, der mehr abging.
Aber erstmal probten wir für unseren Gruppenauftritt. Wir würden „Don’t wanna go home“ von Jason DeRülo performen, einen schönen Song, der aber auch schwer war. Wir mussten viel tanzen und darunter litt die Stimme teilweise schon, zumal wir ja auch zu fünft eine Choreo abliefern mussten, die dann auch nach etwas aussah.
Joey probte diesmal als Erster. Er machte sich große Sorgen, was die Jury wieder kritisieren würde, aber besonders beim Unplugged-Song hörte man, dass er gar nicht mal so schlecht sang. „Grenade“ hingegen war viel zu schwer für ihn, ich wusste sofort, dass das in die Hose gehen würde.
Nach Daniele, der einmal total abrockte, war ich dran. Ich würde „I want to know what love is“ von Foreigner in der Version von Mariah Carey singen und mich dazu vom Piano begleiten lassen. Ich bedauerte es zutiefst, dass ich nicht selber Klavier spielen konnte, das hätte dem Auftritt noch eine persönliche Note gegeben, aber so musste es halt auch gehen.
Ich gab mein Bestes, der Song war wirklich schwer, Mariah Carey sang den ja in zwei total unterschiedlichen Tonlagen – einmal tief und kraftvoll und einmal hoch und sanft, und das hinzukriegen war keine leichte Aufgabe.
Als zweiten Song hatte ich mir „Girls just wanna have fun“ von Cyndi Lauper ausgesucht. Ich würde mich aber eher an der rockigeren Version von Miley Cyrus orientieren.
Das Lied war stimmlich nicht so anspruchsvoll, aber man musste Party-Feeling übermitteln und richtig abgehen, was die Performance betraf. Aber für den ersten Durchlauf klappte es eigentlich ganz gut.
Nach mir stand Luca auf der Bühne. Er würde am Samstag „Hey there Delilah“ und „Wonderful life“ singen. Besonders der erste Song gefiel mir total, er hatte vor, sich dazu selbst auf der Gitarre zu begleiten und ich fand, es war jetzt schon in der Probe herrlich romantisch.
Als Letzter übte noch Jesse. Er hatte sich mit „Breathe easy“ und „Breathing“ keine leichten Titel ausgesucht, aber er kriegte es ganz gut hin.
Fast sterbend vor Hunger machten wir uns über das Buffet her und auch ich langte ordentlich zu. Ich fand nicht, dass ich zu viel zugenommen hatte. Am Tisch saß ich neben Jesse. Immer wieder wanderten meine Blicke zu Luca, aber er sah mich nicht an. Während des ganzen Essens schwiegen wir und lauschten dem Gespräch von Jesse, Joey und Daniele.
„Hey, was seid ihr so still?“, fragte Joey uns plötzlich.
Ich verschluckte mich fast und hustete wie verrückt. Jesse klopfte mir auf den Rücken.
„Ich denke nur nach.“, meinte Luca.
„Habt ihr euch immer noch nicht wieder versöhnt?“, fragte Daniele. „Mensch, reißt euch zusammen. Es tut mir ja wirklich Leid, was passiert ist, aber deswegen sollt ihr euch doch nicht ignorieren! Ihr gehört zusammen, das sieht ja sogar ein Blinder!“.
Jesse und Joey sahen ihn fragend an. Sie hatten keine Ahnung, dass Daniele und Luca sich geküsst hatten. Und das würde sich auch nicht ändern.
„Ich habe Luca um Verzeihung gebeten, aber er braucht noch Bedenkzeit…“, murmelte ich.
Jetzt sahen alle zu Luca, der rot wurde.
„Ich kann ohne Vertrauen nicht in einer Beziehung leben! Und ich weiß nicht, ob Sarah und ich füreinander gemacht sind…“, verteidigte der sich.
Na toll. Das hörte sich nicht gut für mich an. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er mich wieder zurückhaben wollte. Wenn er mich wirklich liebte, dann müsste er doch nicht so lange darüber nachdenken?!?
„Weißt du was? Vergiss es einfach. Ich habe schon gemerkt, dass du mich nicht willst. Es ist wohl besser, wenn wir uns bis Samstag aus dem Weg gehen.“, meinte ich zu ihm und sprang auf. Dann lief ich aus der Kantine in den Ruheraum.
Dort verfluchte ich mich. Ich hatte alles kaputt gemacht. Wenn noch die kleine Chance bestanden hatte, dass wir wieder ein Paar werden würden, dann hatte ich die gerade vernichtet.
Ich konnte Luca gut verstehen, dass er jetzt nichts mehr von mir wissen wollte.
Allein blieb ich in dem Raum, ich musste mich beruhigen. Nach über einer Stunde ging die Tür auf und Luca kam herein.
„Hey, Kleine…“, meinte er leise.
Ich schaute ihn an. „Geh weg…“, murmelte ich.
„Nein. Lass mich mit dir reden. Ich will mit dir zusammen sein. Wirklich! Aber du machst es Einem nicht gerade leicht, weißt du? Ich weiß, dass ich auch nicht gerade der perfekte Freund bin…“.
Was redete er da? Natürlich war er das! Millionen Mädchen auf der Welt würden mir da zustimmen, da war ich sicher.
„Aber ich liebe dich. Ich liebe dich zu sehr, um dich gehen zu lassen. Ich will wieder mit dir zusammen sein!“.
Sprachlos starrte ich ihn an. Meinte er das wirklich ernst? Das wäre das Beste, was mir passieren konnte.
„Und jetzt küss mich!“, flüsterte er und setzte sich neben mich auf den Boden. Langsam, ganz langsam, näherten sich unsere Lippen und wir küssten uns. Der Kuss war sehr sanft und spiegelte die Zerbrechlichkeit unserer Beziehung wider. Trotzdem war es der schönste Kuss, an den ich mich erinnern konnte. Lucas Lippen fühlten sich unendlich weich auf meinen an. Am liebsten hätte ich nie aufgehört ihn zu küssen, aber das ging natürlich nicht.
„Schön, dass ihr euch wieder versteht!“, ertönte eine Stimme von der Tür her. Es war Joey. Glücklich strahlte ich ihn an.
„Joey, wie geht’s dir?“, fragte ich ihn und sah ihn an. Ich wusste, dass er es nicht leicht hatte. Nach kurzem Zögern setzte er sich zu uns und erzählte uns davon, dass er total Angst hatte vor dem, was Dieter ihm am Samstag sagen würde. „Es tut immer noch weh, wenn er so gemein ist.“, klagte er. „Ich gebe immer mein Bestes, aber irgendwie gibt mir die Jury immer das Gefühl, ich hätte es nicht verdient, dabei zu sein. Weil doch so viele gute Sänger gehen müssen, weißt?“.
„Jeder, der so viele Fans hat, die für ihn anrufen, hat es verdient.“, sagte ich ernst. „Du kannst noch so gut singen, wenn niemand für dich anruft, hast du es nicht verdient, weiterzukommen. Aber du hast eine unglaublich große Fanbase, die treu für dich anruft und immer hinter dir steht, du hast es wirklich verdient, hier noch dabei zu sein.“.
„Danke, Sarah! Du bist echt lieb!“, sagte er und lächelte mich an.
Kurz danach stieß auch Jesse zu uns.
Auch er freute sich, dass Luca und ich uns wieder verstanden. „Luca war die letzten Tage so leblos.“, teilte er mir lächelnd mit. „Ich habe sofort gemerkt, dass was los ist. Er ist sonst nicht so schweigsam und hat immer irgendwas zu tun. Aber in den letzten Tagen war er nur lustlos und wollte am liebsten allein sein.“.
Ich schaute zu Luca, der gequält lächelte. Ich nahm seine Hand. Er hatte es wirklich nicht leicht mit mir. Ich würde mich bessern, schwor ich mir.
Irgendwann kam dann auch noch Daniele dazu. Er zögerte, aber als ich ihn anlächelte, setzte er sich auch zu uns.
„Ist wieder alles gut?“, fragte er leise nach. Luca und ich nickten, und er grinste schon wieder frech.
„Super. Die Nächste, die ich küsse, ist Sarah!“.
Ich stieß ihn lachend in die Seite und er stimmte ein. Luca schien es nicht so lustig zu finden, aber das war ja seine Sache. Daniele wollte nichts von mir, er tat nur immer so, da war ich mir sicher.
So saßen wir alle Fünf vereint da und unterhielten uns. Es war wirklich traurig, dass es ab Samstag nicht mehr Dasselbe sein würde. Einer von uns würde gehen und dann würde immer ein wichtiger Teil fehlen. Zumal ich das dumme Gefühl hatte, dass ich es sein würde und dann gehörte ich nicht mehr zur Gruppe dazu. Den Gedanken daran konnte ich kaum ertragen. Ich hatte diese vier Jungs so lieb gewonnen, ich wollte nicht ohne sie sein.
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Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)
FanfictionSarah Zirina kann es kaum erwarten, bis sie sechzehn wird, denn dann kann sie endlich bei „Deutschland sucht den Superstar“ teilnehmen. Seit vielen Jahren ist sie schon Fan der Casting-Show und als sie endlich mitmachen darf, gibt es nichts, was sie...