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Leider durfte nach dem Finale die Backstage-Party nicht gesendet werden, denn Luca war ja noch unter 18 und durfte keine Interviews nach seinem Sieg geben. Das war natürlich sehr schade, aber man konnte es nicht ändern.

Luca war von Fans umringt, doch er wollte zu seiner Familie und zu mir. Glücklich küsste er mich immer wieder, die Tränen rannen ihm über die Wangen. So hatte ich ihn noch nie weinen sehen. Aber auch ich musste die ganze Zeit heulen.

Als der ganze Trubel ein wenig vorüber war – als es also nach 23 Uhr war – gingen wir kurz zur Aftershowparty. Ich begrüßte die anderen Kandidaten, sprach kurz mit Vanessa und Jesse, doch Luca war zu müde für diese Party. Also gingen wir. Ich wollte diese letzten Stunden mit ihm verbringen. Ich wusste, in nächster Zeit würden wir keine Zeit mehr miteinander haben.

Auch Luca wusste das.

„Wollen wir noch ein letztes Mal in die Villa?“, fragte er. Ich nickte. Ein letztes Mal in Erinnerungen schwelgen.

In der Villa schliefen wir miteinander. Es dauerte nicht wirklich lange, aber das machte nichts, jeder von uns kam auf seine Kosten.

Nachher versuchten wir zu schlafen, aber obwohl wir so müde waren, ging es nicht. Luca hatte gerade gewonnen! Es war unfassbar.

Irgendwann schliefen wir dann doch ein und als wir am nächsten Morgen ganz früh aufwachten, hieß es für Luca auch schon, Koffer zu packen.

Daniele war in der Nacht heimgekommen und hatte seine Sachen schon gepackt. Die Beiden verabschiedeten sich voneinander und auch ich umarmte Daniele noch einmal. Wer wusste, ob wir uns so schnell wiedersehen würden.

Er drückte mich an sich. „Es war nicht richtig von mir, diese ganze Sache…“, flüsterte er. Ich drückte ihn. „Vergiss es, okay?“. Er lächelte mich an. Er schien es gut zu verkraften, dass er nicht gewonnen hatte. Was blieb ihm auch Anderes übrig?

Dann verließ Daniele die Villa. Draußen warteten die Kameras bereits und stürzten sich auf ihn.

„Jetzt müssen wir auch los!“, meinte Luca bedauernd und nahm mich an der Hand. Gemeinsam traten wir ins Blitzlicht und gingen zum wartenden Wagen.

Wir stiegen ein und der Fahrer fuhr los. Allerdings brachte er mich nicht weit, denn meine Eltern hatten sich für die letzte Nacht extra ein Hotelzimmer gemietet. Der Wagen brachte mich zum Hotel, wo meine Eltern bereits auf mich warteten.

Erneut musste ich weinen. Ich hatte keine Ahnung, wann ich Luca das nächste Mal wiedersehen würde.

„Wir telefonieren!“, sagte er leise und ich nickte. Ich sah, dass auch ihm der Abschied schwer fiel. Und das sollte eigentlich nicht so sein. Er war gerade Superstar geworden! Er hatte ein Recht darauf, glücklich zu sein! Also lächelte ich, küsste ihn ein letztes Mal und stieg aus.

Meine Eltern nahmen mich in ihre Arme.

Sie wussten, wie es mir ging. Traurig winkte ich dem Wagen nach und sah, wie Luca mir nachschaute, während er wegfuhr.

Die ganze nächste Woche erfuhr ich die Neuigkeiten nur aus dem Fernsehen und dem Internet. Luca hatte gar keine Zeit, mit mir zu telefonieren. Er reiste zum Videodreh nach Dänemark und nahm sein erstes Album auf.

Dann trat er noch bei „Let’s Dance“ und in weiteren Sendungen auf und somit konnte er sich nicht einmal bei mir melden. Natürlich war ich enttäuscht, aber ich hatte auch Verständnis für ihn.

Das teilte ich auch in den Interviews, die mit mir geführt wurden, mit. Natürlich wollten alle wissen, wie es jetzt mit Luca und mir weiterging. Obwohl ich es selber nicht so genau wusste, sagte ich immer: „Wir lieben uns und werden auch diese Zeit überstehen. Ich freue mich sehr für ihn und sicher werden wir auch ab und zu Zeit haben, uns zu sehen. Diese wenige Zeit müssen wir dann eben besonders nutzen.“.

Auf die Frage, wie es mit mir weitergehen würde, antwortete ich: „Ich habe eine Einladung für „X Factor“ bekommen und werde da mal hingehen. Mal schauen, wie das so läuft.“.

Im Großen und Ganzen interessierten sich die Leute sowieso nicht für mich, Sarah Zirina, sondern eher für mich, Luca Hännis Freundin. Das tat weh, aber ich konnte es nicht ändern. Luca war nun mal der Superstar, und ich „nur“ seine Freundin.

Am Wochenende erhielt ich endlich einen Anruf von Luca.

„Hallo!“, begrüßte er mich.

„Hi…“, murmelte ich zurück.

„Du, sorry, dass ich nicht eher angerufen habe, aber ich bin so im Stress. Ich habe jetzt auch nicht so viel Zeit, ich wollte nur mal kurz hören, ob bei dir alles okay ist.“.

„Ja, alles super.“, meinte ich. „Und bei dir?“.

„Boah, das ist alles so krass! Unglaublich, was ich alles erlebe. In Dänemark war es arschkalt, ich hatte echt Angst, ich würde krank, aber zum Glück nicht. Und bei „Let’s Dance“ habe ich sogar ein bisschen Salsa getanzt. Leider nicht mit dir.“.

Er hörte sich sehr sehnsuchtsvoll an.

„Ich würde so gerne das alles mit dir erleben…“, meinte er.

Zeit, ihn abzulenken. „Ich hab’ mir übrigens deine Single gekauft!“, erzählte ich ihm.

„Echt? Cool! Und wie findest du sie?“. Ich konnte ihn förmlich grinsen sehen.

„Geil. Das ist echt ein toller Song!“.

Ich wusste, dass Hamed über den Song gelästert hatte, aber ich dachte, er war nur neidisch, weil er nicht im Finale gestanden hatte.

„Ich muss aufhören. Mein Manager ruft mich! Mach’s gut. Ciao!“. Er hauchte noch einen Kuss in den Hörer, dann legte er auf.

Traurig saß ich auf meinem Bett. Ich musste die ganze Zeit an ihn denken.

Doch dann entschloss ich mich, für mein Casting bei „X Factor“ zu proben. Dort würde ich mit Musik singen, was um einiges schwieriger war als ohne, so wie es bei „DSDS“ gewesen war.

Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt