68

116 4 0
                                    

Die nächsten Tage tat sich nicht viel.

Doch dann erhielt ich einen Anruf – von Caprice.

„Oh Mann, Caprice! Wir haben ja schon ewig nicht mehr miteinander gesprochen!“, freute ich mich.

„Ja, beim Finale wollte ich mit dir reden, aber du warst die ganze Zeit bei Luca. Aber jetzt habe ich dich ja angerufen.“, lachte sie.

„Hat das auch einen besonderen Grund?“.

„Naja, ich wollte dir nur sagen, dass ich nächstes Jahr wieder zu „DSDS“ gehe. Ich übe zurzeit die ganze Zeit und will nächstes Jahr in die Mottoshows kommen!“.

„Das schaffst du bestimmt! Du hättest es auch dieses Jahr geschafft, wenn du nicht heiser gewesen wärst. Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen!“.

„Danke. Nächstes Jahr sollen ja fünf Frauen in die Mottoshows kommen und nur Leute über 18 mitmachen dürfen. Vielleicht habe ich dann bessere Chancen.“.

„Wie alt bist du jetzt?“, fragte ich. Sie sah einfach immer aus wie höchstens 16.

„Ich bin vor ein paar Tagen 20 geworden.“.

„Wow. Ich weiß noch, wie du bei „X Factor“ warst…“, erzählte ich ihr.

„Ja, das war eine schöne Erfahrung. Ich habe gehört, dass du da auch mitmachst?“.

„Ja, ich war schon beim Casting. Und ich bin weitergekommen.“, sagte ich.

„Cool! Ich wusste, dass du es schaffst. Soll ich dir Tipps geben?“.

„Ja, das wäre super. Du bist ja schon erfahren.“.

„Leider habe ich es ja nicht geschafft.“, meinte sie.

„Naja, aber dann hätten wir uns vielleicht nicht kennen gelernt!“.

„Stimmt auch wieder. Also, du kannst nur hoffen, dass du nicht Sarah Connor als Mentorin kriegst. Sie wird dich rauswerfen, egal wie gut du bist. Sie will kein Mädchen in den Liveshows haben. Sie sucht immer nach den kleinsten Fehlern. Das hat man ja damals bei mir in der ersten Staffel gesehen – Marlon Bertzbach hatte ja auch immer sehr viele Fehler und sie hat ihn trotzdem mitgenommen. Und warum? Weil sie ihn süß fand!“.

„Ja, das habe ich mir damals auch gedacht. Ich fand dich mit Pino Severino am besten!“.

„Danke, Süße.“, lachte sie. „Und letztes Mal war es ja fast noch krasser. Da waren unter den besten acht Gruppen nur zwei Frauengruppen und Nica & Joe. Die Frauengruppen waren der Hammer und ihr Starberater, Jason DeRülo, wollte beide dabeihaben, da hat sie ihn nur wütend angeguckt und die Gruppen sofort rausgeworden. Nica & Joe hat sie nur mitgenommen, weil immerhin ein Mann dabei war. Außerdem kommen ihre Kandidaten irgendwie immer nur höchstens auf Platz 3.“.

„Das ist mir auch aufgefallen. Aber leider ist Till Brönner ja nicht mehr dabei, der immer gewonnen hat. Sandra Nasić übernimmt ja angeblich die Bands, da bin ich also sowieso nicht dabei. Und Scooter…Ich weiß nicht. Ich mag ihn nicht so.“.

„Aber du kennst ihn ja auch noch nicht wirklich persönlich, oder? Die sind meistens wirklich ganz nett, das kann ich dir sagen.“.

„Okay, ja, du hast ja recht. Ich würde trotzdem am liebsten zu Moses. Irgendwie mag ich den bis jetzt am liebsten.“.

„Dann hoffe ich für dich, dass er deine Kategorie bekommt. Und wenn du es dann schaffst, woran ich gar keinen Zweifel habe, dann wirst du ja total viele Stars kennen lernen. Im Juryhaus ist ja eigentlich immer ein Starberater dabei und in den Liveshows tritt auch jedes Mal mindestens einer auf…“.

„Ja, ich weiß. Ich hoffe so, dass ich es schaffe, aber ich bin ja schon bekannt und ich weiß nicht, ob sie mich dann nehmen…“.

„Das kann man ja nie wissen. Hey, ich habe übrigens letztens im Tonstudio eine Akustikversion von „Nobody’s perfect“ von Jessie J aufgenommen und ins Internet gestellt. Wenn du magst, kannst du sie ja mal anhören. Mich würde interessieren, wie du sie findest.“.

„Klar, das mache ich sofort.“, sagte ich und suchte das Video im Internet. Dann öffnete ich es auf Youtube und hörte es an. Schon bei den ersten Tönen hatte ich Gänsehaut.

„Wow, Caprice, das ist der Hammer! So gut habe ich dich noch nie gehört! Wenn du nächstes Jahr so singst, wirst du locker die beste Frau!“.

„Haha, danke! Das ist echt lieb von dir!“.

„Ich meine es ernst. Deine Stimme…Wow, so eine Gänsehaut hatte ich echt selten!“.

Wir sprachen noch ein bisschen weiter, dann musste sie aufhören. Aber wir wollten auf jeden Fall in Kontakt bleiben.

Ich dachte, dass ich irgendwie allgemein mehr Kontakt zu den anderen Kandidaten halten sollte. Auch die, die vor den Mottoshows ausgeschieden waren, hatte ich teilweise sehr gemocht. Vielleicht sollte ich mal mit Lucas Mohr in Kontakt treten und in Erfahrung bringen, ob wir uns wirklich bei „X Factor“ wiedersehen würden. Aber heute nicht mehr.

Denn jetzt musste ich erstmal üben. Und dann kam mir eine Idee. Warum sollte ich es nicht so machen wie Caprice und einfach Videos von mir online stellen?

Also stellte ich mein Handy auf und begann zu singen. Ich nahm ein paar verschiedene Songs auf und stellte sie auf Youtube und Facebook. Ich hoffte, meine Fans würden sie ansehen und mir sagen, wie sie es fanden.

Tatsächlich – als ich zwei Stunden später meine Nachrichten checkte, hatten bereits unzählige Leute meine Videos kommentiert. Die meisten waren begeistert, aber es gab auch ein paar kritische Stimmen. Manche griffen mich auch direkt an.

Ein Nutzer schrieb zum Beispiel: „Diese Sch****e war schon immer schlecht. Ich konnte noch nie verstehen, warum sie so weit gekommen ist. Die Leute hatten doch irgendwie eine Geschmacksverirrung! Und Luca auch. Er ist so hübsch und sie…Ich sage lieber nichts. Er hat eine viel Bessere verdient!“.

Das tat natürlich weh, aber ich wusste, dass sie nur eifersüchtig war. Damit musste ich umgehen können. Aber nur weil ich es musste, hieß es ja nicht, dass ich es auch wirklich konnte. Ich schaltete den Computer aus. Meine Laune war mal wieder im Keller. Und das, obwohl ich mich so gefreut hatte, dass Caprice angerufen hatte. Aber in letzter Zeit war ich sowieso sehr launenhaft.

In dem Moment klingelte mein Handy. Daniele. Ich wollte ihn wegdrücken, doch irgendetwas sagte mir, dass ich rangehen sollte.

Also nahm ich den Anruf an und sagte: „Ja?“.

„Hey, Sarah, ich bin’s, Daniele.“.

Als ob ich das nicht wüsste.

„Ich weiß. Was willst du?“.

„Mit dir reden.“.

Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt