Die nächsten Tage verbrachte ich mit Üben. Eigentlich hätte ich ja mal das Haus verlassen sollen, aber dazu fehlte mir die Motivation.
Ich wusste nicht, was ich mit meiner Zeit tun sollte. Dennis hatte sich nicht wieder gemeldet, er brauchte wohl erst einige Zeit, Luca war auch zu beschäftigt und mit Vanessa hatte ich mich gestritten. Ich dachte darüber nach, ob ich sie anrufen sollte, entschied mich aber dagegen. Sie musste den ersten Schritt machen.
Also probte ich und sang die ganze Zeit. Zum Glück hatten meine Eltern nichts dagegen, auch wenn sie sich Sorgen machten, dass ich mir zu viel zumutete.
„Wir haben eine Überraschung für dich!“, meinte mein Dad dann eines Abends zu mir.
„Wir gehen schick essen – in eine Pizzeria. Und wir haben einen Überraschungsgast für dich!“.
„Wer ist es?“, fragte ich aufgeregt.
„Das können wir dir doch nicht verraten, Schatz – dann wäre es ja keine Überraschung mehr.“, lachte mein Dad.
Sofort dachte ich an Luca – wer sonst sollte es sein? Aber er hätte mir doch bestimmt Bescheid gesagt. Hätte er? Vielleicht wollte er mich überraschen und hatte den Plan mit meinen Eltern ausgeheckt. So musste es sein.
Bester Laune machte ich mich schön, schminkte mich dezent, weil ich wusste, dass Luca nicht auf übertriebenes Make-up stand und zog ein sexy Kleid an, das gleichzeitig elegant genug für den Restaurantbesuch war.
Meine Eltern warteten bereits auf mich und ich stieg ins Auto. Wir fuhren zur Pizzeria und meine Aufregung und Vorfreude wuchsen mit jedem Meter, den wir zurücklegten.
„Gehen wir rein!“, meinte meine Mum, nahm meinen Dad am Arm und ging vor. Einen Schritt hinter ihnen folgte ich ihnen. Gleich würde ich ihn wiedersehen…
Doch im Restaurant wartete nicht Luca auf uns. Mir blieb das Herz stehen, als ich die Person bemerkte, die da saß. Das Erste, was ich sah, waren rot-orange-grün gefärbte Haare. Daniele.
Ich blieb stocksteif stehen und war nicht fähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
„Was ist denn, Sarah? Freust du dich nicht?“, fragte mein Dad.
Da erwachte ich wieder aus meiner Starre und setzte ein künstliches Lächeln auf, während Daniele langsam aufstand und die Arme ausstreckte.
Er zog mich in eine Umarmung, die ich nutzte, um ihm ins Ohr zu zischen: „Was soll das?“.
Er grinste nur und ließ mich wieder frei.
„Wir dachten, du vermisst Daniele bestimmt, ihr habt euch doch immer so gut verstanden!“, strahlte mein Vater. „Da haben wir ihn angerufen und er hatte Zeit.“.
„Wie schön“, murmelte ich tonlos. Es war eine Katastrophe.
Meine Eltern schienen davon nichts zu bemerken.
Wir bestellten – Daniele eine Lasagne, mein Dad Rigatoni und Mum und ich je eine Pizza. Leider schmeckte es mir gar nicht – mir war der Appetit vergangen, als ich Daniele gesehen hatte. Wieso war er gekommen?
Als wir mit dem Essen fertig waren, meinte meine Mum: „Ihr könnt uns ruhig allein lassen. Ich bin sicher, ihr habt euch sehr viel zu erzählen.“.
Daniele war ganz begeistert von dieser Idee und so blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihm aufzustehen und hinauszugehen.
Da es Sommer war, war es draußen noch hell. In der Nähe des Restaurants war ein Kinderspielplatz und dahin gingen wir. Ich setzte mich auf eine Bank und Daniele setzte sich neben mich. Sofort rutschte ich ans andere Ende und war froh, dass er mir nicht folgte.
„Was willst du?“, kam ich gleich zur Sache. Je früher wir das geklärt hatten, desto besser.
„Das solltest du doch mittlerweile wirklich wissen. Dich.“, meinte er leise. Seine Stimme klang dabei sehr rau und verschaffte mir eine Gänsehaut. Ich ignorierte seine Wirkung auf mich und meinte: „Aber ich will dich nicht.“.
„Das glaube ich dir einfach nicht.“, erwiderte er.
„Das ist dein Problem und nicht meins. Ich weiß, was ich will – und wen. Und das bist nicht du.“.
Im nächsten Moment saß er ganz dicht neben mir und ich konnte seinen Geruch einatmen. Er hatte mit dem Rauchen aufgehört. Zumindest roch ich keinen Rauch mehr an seiner Kleidung und in seinen Haaren.
Er nahm meine Hand in seine und streichelte meine Finger. Ich wollte sie ihm entziehen, aber er hielt sie zu fest.
„Daniele…“, sagte ich genervt.
„Pscht…“, hauchte er und dann küsste er mich. Ich war völlig überrumpelt. Was machte er da?
„Sarah?“, hörte ich eine leise Stimme an mein Ohr dringen. Eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.
Ich riss mich sofort von Daniele los und schaute über seine Schulter hinweg zu der Person, die ich jetzt wirklich nicht sehen wollte.
„Was machst du da?“, fragte er.
„Luca, ich kann dir das erklären…“, stammelte ich entsetzt. Was machte er hier?
„Das übernehme besser ich.“, unterbrach Daniele mich. „Ich liebe Sarah und wir hatten auch schon Sex miteinander und ich weiß, dass sie mich auch liebt. Damit du auch endlich Bescheid weißt, habe ich dich angerufen und dir gesagt, dass du herkommen sollst. Ich bin nicht nur in den Charts erfolgreicher, deine Freundin steht auch auf mich. Blöd gelaufen, Superstar.“.
Ich starrte ihn an. Wie konnte er mir das nur antun? Er wusste doch, wie sehr ich Luca liebte. Der war gerade kreidebleich und rang um seine Fassung.
„Stimmt das, Sarah?“, fragte er, doch ich brachte keinen Ton heraus.
„Also ja.“, flüsterte er und drehte sich um. Dann ging er ohne einen Blick zurück davon. Ich wollte ihm nachlaufen, doch Daniele hielt mich zurück.
„Lass ihn! Es ist besser so!“, sagte er.
Dafür scheuerte ich ihm eine. Er war so ein Idiot.
Ich sprang auf und rannte Luca hinterher. Ich hielt ihn an der Schulter zurück und als er sich zu mir umdrehte, sah ich, dass er weinte. Automatisch stiegen auch mir die Tränen in die Augen. Ich hatte nie gewollt, dass es so weit kam.
„Luca bitte…“, sagte ich.
„Was ist? Was kannst du sagen, um diesen Schmerz zu lindern?“, sagte er.
Ich wusste es selbst nicht.
„Ich liebe Daniele nicht. Ich liebe dich! Ich habe dich so vermisst, und er war da, und da ist es einfach passiert. Aber ich habe es sofort bereut. Und Luca, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun soll…“.
„Dann wirst du es herausfinden müssen.“, sagte er kalt und drehte sich um.
„Das will ich aber nicht!“, meinte ich und hielt mit ihm Schritt.
„Weißt du, Sarah, es geht eben nicht immer nur nach dem, was du willst. Geh’ doch zu Daniele, der wartet bestimmt auf dich.“.
„Das mit Daniele ist doch schon lange vorbei. Es war nie etwas.“, erklärte ich.
„So sah das aber vorhin nicht aus.“, reagierte er verletzt. Es tat mir weh, ihn so zu sehen.
„Er hat mich in eine Falle gelockt!“, verteidigte ich mich.
„Das ist mir eigentlich egal.“, meinte er. „Sarah, es ist aus zwischen uns. Ich kann unter diesen Umständen nicht mehr dein Freund sein.“.
Schnellen Schrittes lief er davon und ich blieb allein stehen. Langsam ging ich zurück. Daniele saß immer noch auf der Bank. Er sprang auf, doch ich stieß ihn zurück.
„Ich will dich nie wiedersehen!“, meinte ich nur und ging in die Pizzeria.
Tränenüberströmt bat ich meine Eltern, sofort nach Hause zu fahren. Geschockt wollten sie wissen, was passiert war, aber ich konnte es ihnen nicht sagen. Sie würden es wahrscheinlich sowieso bald in der Zeitung lesen können.
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Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)
FanfictionSarah Zirina kann es kaum erwarten, bis sie sechzehn wird, denn dann kann sie endlich bei „Deutschland sucht den Superstar“ teilnehmen. Seit vielen Jahren ist sie schon Fan der Casting-Show und als sie endlich mitmachen darf, gibt es nichts, was sie...