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Ein bisschen Ablenkung fand ich, als ich mir nach mehr als einer Woche die Votingergebnisse ansah. Es war ja eigentlich schon ziemlich interessant, auf welchen Plätzen ich gelegen hatte.

In der Top-16-Show war ich immerhin Siebte gewesen. Also noch in der besseren Hälfte. Vor mir lagen Vanessa, Hamed, Jesse, Daniele, Joey und auf Platz Eins Luca. Er hatte es wirklich verdient. Aber auch die Anderen waren alle gut gewesen. Aber Joey hätte nicht so weit vorne landen dürfen, wenn es nur um die Stimme gegangen wäre. Aber er hatte eben viele Fans gehabt.

In der ersten Mottoshow hatte ich es sogar auf Platz Fünf geschafft. Das freute mich, denn ich hatte mehr Anrufe als Hamed erhalten. Vor mir lagen Vanessa, Daniele, Joey und erneut Luca auf Platz Eins. Ich konnte gar nicht verstehen, wieso Vanessa es dann nicht sehr weit geschafft hatte, wo sie doch immer konstant das beste Mädchen gewesen war.

In der zweiten Mottoshow sah es aber schon anders aus: Ich war zum besten Mädchen gewählt worden. Und hatte sogar die viertmeisten Anrufe erhalten! Vor mir lagen nur Daniele, Joey und schon wieder Luca auf Platz Eins. Vanessa lag hinter Hamed auf Platz Sechs. Was mich schockte, war, dass Jesse fast rausgeflogen wäre.

In der dritten Mottoshow lag ich erneut auf Platz Vier, mit Luca auf Platz Drei und Daniele und Joey vorne. In der Mottoshow war Dieter ja aufgestanden bei Joey Auftritt. Kein Wunder, dass da besonders viele Leute für ihn angerufen hatten. Es war sehr knapp zwischen Kristof und Vanessa gewesen und erneut verwünschte ich den Fakt, dass Kristof es geschafft hatte.

Die vierte Mottoshow schockte mich komplett – ich lag doch tatsächlich auf Platz Eins! Die Leute hatten wohl besonders oft für mich angerufen, weil sonst kein Mädchen mehr da war. Mit mehr als acht Prozent Abstand lag Joey auf Platz Zwei, dann folgten Luca und Daniele. Zum Glück hatten die Leute Luca seinen Textpatzer verziehen. Erneut lag Jesse auf dem vorletzten Platz. Wie hatte er es denn dann ins Halbfinale geschafft?

In der nächsten Mottoshow lag er überraschend auf Platz Eins. Zweiter war Luca, Dritter Daniele und Vierter Joey. Ich hatte es nur auf den vorletzten Platz geschafft. Gerade noch eine Runde weitergekommen! Obwohl es schon fast sieben Prozent Unterschied zu Kristof waren.

In der sechsten Mottoshow sah es schon knapper aus. Daniele lag zum ersten Mal auf Platz Eins, Luca knapp dahinter und Jesse war Dritter geworden. Ich war Vierte, mit ungefähr zwei Prozent Vorsprung vor Joey. Schon da war es echt knapp gewesen.

Im Viertelfinale lag ich wenig überraschend auf dem letzten Platz. Vor mir Jesse, Luca auf Rang Zwei und Daniele war wieder Erster geworden.

Im Halbfinale sah es genau so aus.

Was mich sehr verwunderte, war, dass Luca es im Finale geschafft hatte, die meisten Anrufe zu erhalten. Die drei Sendungen vorher hatte Daniele geführt. Das war aber in den letzten drei Staffeln auch schon so gewesen.

Meiner Meinung nach hatten die Zuschauer ja im Endeffekt richtig entschieden.

Zudem erfuhr ich, dass Linda Teodosiu bei „The Winner is…“ erneut weitergekommen war.

Ich hatte die Sendung wieder nicht gesehen. Aber trotzdem freute ich mich für sie. Sie hatte

es verdient. Und sie bewies, dass man auch bei einer erneuten Castingshow-Teilnahme erfolgreich sein konnte. Das wollte ich ja auch versuchen.

Der Casting-Termin für „X Factor“ rückte immer näher. Auf Facebook bekam ich viele Kommentare zu der Meldung, dass ich dort teilnehmen würde. Viele meiner Fans fanden es toll, aber es gab auch viele Leute, die es nicht so gut fanden. Sie waren der Meinung, ich sei aufmerksamkeitssüchtig und solle nicht mitmachen.

„Die hat es echt nötig!“, stand da.

„Sie kriegt wohl sonst keinen Vertrag!“, postete ein anderer Nutzer.

Aber das war mir egal. Ich wusste, dass die Leute es teilweise nicht gut finden würden. Aber das war bei allen Dingen im Leben so. Das konnte ich nicht ändern.

Luca stand hinter meiner Entscheidung. Das teilte er mir bei einem unserer seltenen Telefonate mit. Ich freute mich, dass er es gut fand. Ich vermisste ihn nach den Telefonaten noch mehr als davor.

Wenigstens konnte ich ihn im Fernsehen sehen. Seinen Auftritt bei „DSDS Kids“ versäumte ich nicht, auch wenn ich mir die Sendung nicht anschaute. Er trat ja eh erst am Ende auf. Wobei das Ganze ja eine Aufzeichnung vom Nachmittag bzw. frühen Abend war.

Er sang nicht live, was ich schade fand. Aber das war bei den Superstars ja immer so. Trotzdem sah er total süß aus. Die Kids flippten total aus, als er auftrat. Ein besonders hässliches Mädchen wollte ihn unbedingt umarmen, aber Luca wusste nicht, wer sie war, also umarmte er sie einfach alle. Er war so niedlich, als er die Mädels umarmte und den Jungs einen Handcheck gab. Mir kamen die Tränen, ich wollte auch von ihm umarmt werden. Er ließ sich nicht anmerken, dass er mich auch vermisste, sondern strahlte in die Kamera. Er lebte seinen Traum.

Ich war nicht neidisch, denn ich gönnte es ihm total und bezweifelte, dass das der richtige Weg für mich gewesen wäre. Er hatte es besser drauf als ich.

Am Sonntag rief mich Daniele an. Ich war total überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet.

„Wollen wir uns treffen?“, fragte er.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es war bestimmt keine gute Idee, mich mit ihm zu treffen, nach allem, was passiert war. Allerdings vermisste ich ihn und wollte gerne noch einmal die „DSDS“-Zeiten aufleben lassen. Und das würde mir gelingen, wenn ich ihn wiedersah.

Also sagte ich spontan: „Ok. Morgen? In Köln?“.

„Ne, ich komm zu dir. Ich hab’ da sowieso einen Termin. Und am Nachmittag könnten wir uns dann treffen.“.

„Okay, ich freu mich.“, sagte ich.

Er lachte rau und meinte: „Ja, ich mich auch.“.

Dann legte er auf und ich starrte in den Spiegel. Sarah, Sarah, was machst du da nur? Ich spielte mit dem Feuer, das war mir klar. Aber ich hatte diese Entscheidung nun mal getroffen.

Außerdem wollte Daniele ja nichts von mir, er hatte nie wirklich etwas von mir gewollt, das hatte er gesagt. Und Luca hatte sowieso keine Zeit für mich im Moment, und er musste ja gar nichts davon erfahren.

Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt