Ich war froh, dass wir alle so beschäftigt waren, denn so hatte Luca keine Zeit, mit Daniele zu reden. Die wenige freie Zeit, die wir hatten, verbrachten wir lieber zusammen.
Ich hatte mir geschworen, die Sache mit Daniele zu vergessen, aber das war leichter gesagt als getan.
Denn leider lief ich ihm zwangsläufig ständig über den Weg. Wir waren ja nur noch vier Leute und da kam man nicht aneinander vorbei. Und zu allem Übel war er immer noch von dem Gedanken besessen, der bessere Typ für mich zu sein. Ich hatte es aufgegeben, ihm das ausreden zu wollen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Beide weiterkommen würden, war ja eher gering. Also musste ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr lange mit dem Problem herumschlagen. Natürlich wollte ich trotzdem nicht aufgeben. Jetzt hatte mich der Ehrgeiz gepackt – ich wollte in das Halbfinale! Dort auszuscheiden, wäre nicht so schlimm. Aber ich wollte auf keinen Fall jetzt gehen.
Also probte ich jeden Tag und fast jede Nacht. Luca war wieder zu Jesse gezogen, er wollte ja auch mal schlafen. Das machte mir nicht allzu viel aus, denn so konnte er mich wenigstens nicht ablenken. Mein Problemsong war „Heavy cross“, weil er wirklich sehr schwer zu singen war. Ich kam mit meinem Stimmvolumen auf keinen Fall an Beth Ditto ran, aber ich musste mein Möglichstes tun. Bei „Wie konntest du nur“ hatte ich eigentlich keine Probleme und „Baby love“ würde mit Sicherheit ein zuckersüßer Auftritt werden. Das Lied würde ich wieder mal Luca widmen.
Der Freitag verging viel zu schnell, dann war auch schon Samstag. Der Tag des Viertelfinales. Es hörte sich schon krass an – ich im Viertelfinale. Aber auch schön. Da wollte ich sein. Mein großer Traum, den ich seit vielen Jahren hatte, war schon fast in Erfüllung gegangen.
Wir verbrachten fast den ganzen Tag im Studio, gaben Interviews, dann ging es zur Generalprobe, die überraschend gut verlief. Bedeutete das nicht, es würde eine schlechte Show folgen? Diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder, das war ja nur ein blödes Sprichwort. Ich freute mich total auf die Sendung heute Abend. Auch wenn es bedeutete, dass wieder Einer von uns gehen musste. Dieses Mal würden wir wenigstens nicht so lange warten müssen, denn die Entscheidungsshow würde direkt im Anschluss an die Mottoshow folgen. Also kein stundenlanges Zittern.
Ganz nebenbei erfuhr ich, dass mein großes Idol Linda Teodosiu bei einer neuen Sat.1-Sendung namens „The Winner is…“ weitergekommen war. Ich freute mich, leider hatte ich mir die Sendung nicht ansehen können.
Dann ging es ab in die Maske. Ich wurde für meinen ersten Auftritt gestylt. Plötzlich platzte Daniele herein.
„Ich muss mit dir sprechen, Sarah!“, sagte er fordernd. Eigentlich mochte ich diesen Tonfall nicht, aber was sollte ich schon machen?
„Ich bin beschäftigt, wie du siehst!“, zischte ich.
„Es muss aber sein!“, bestand er auf seiner Forderung.
Seufzend bat ich meinen Stylisten, uns kurz allein zu lassen.
„Aber nicht lange!“, meinte er.
„Was willst du?“, fragte ich Daniele, als wir allein waren.
„Dich.“, antwortete er. „Und davon abgesehen will ich, dass du nicht so abweisend zu mir bist. Ich weiß, warum du das machst. Du stehst auf mich und hast Angst vor deinen Gefühlen, weil du ja eigentlich in Luca verliebt bist und glaubst, man kann nicht zwei Menschen auf einmal lieben.“.
„Da irrst du dich aber gewaltig. Ich stehe nicht auf dich. Ich liebe Luca und daran wird sich auch nichts ändern. Und jetzt raus hier!“, meinte ich energisch.
Er warf mir noch einen langen Blick zu, dann murmelte er: „Denk drüber nach…“ und ging. Ich hatte gar nicht vor, darüber nachzudenken. Ich würde mir von ihm ganz sicher nicht befehlen lassen, was ich zu tun hatte.
Als mein Stylist zurückkehrte, hüllte ich mich in Schweigen. In Gedanken ging ich die bevorstehende Mottoshow noch einmal durch. Die Choreographie zum Gruppensong war nicht einfach, aber auch nicht schwer. Da müsste eigentlich alles klappen. Und bei meinen Solo-Auftritten eigentlich auch. Aber das war eigentlich egal. Wichtig war, ob genug Leute für mich anrufen würden.
Und das konnte ich nicht einschätzen. Ich hätte nie gedacht, überhaupt so weit zu kommen und eigentlich war alles möglich. Ich hoffte nur, Luca würde heute nicht rausfliegen. Das wäre noch schlimmer, als wenn ich rausfliegen würde.
Ich wollte aber auch nicht, dass Jesse ging. Und eigentlich wollte ich auch nicht, dass Daniele ging. Nur weil er neuerdings anscheinend hormongesteuert war, hieß das ja nicht, dass er es weniger verdiente als wir Anderen. Zumal ich die Vermutung hatte, dass er ganz sicher weiterkommen würde. Er hatte krass viele Fans dazu gewonnen. Und das ja auch nicht ohne Grund. Er lieferte jedes Mal eine Topleistung ab.
Als ich fertig gestylt war, ging ich hinaus und traf auf Jesse. Er sang „She doesn’t mind“ von Sean Paul vor sich hin. Den Song würde er heute performen.
„Na, Sean Paul ist nicht leicht, was?“, lächelte ich. Ich hatte ja Erfahrung damit.
„Nein, ganz und gar nicht.“, bestätigte er. „Aber ich werde mein Bestes geben.“.
„Da bin ich sicher. Jesse, ich wünsche dir alles Gute, wirklich. Du gehörst für mich mit Luca ins Finale.“, sagte ich ihm ehrlich.
„Danke, Sarah. Ich hoffe auch, dass du heute weiterkommst. Wir brauchen doch ein Mädchen im Halbfinale!“.
Da war ich mir nicht so sicher, aber ich glaubte ihm gerne.
Dann mussten wir Vier auch schon raus, denn es war nach 20 Uhr und wir sollten fröhlich in die Kamera winken, während Marco Schreyl die Sendung ankündigte. Dann würde es eine kurze Werbepause geben und dann würde die Show starten. Ich strahlte in die Kamera und winkte gut gelaunt.
Heute würde ein guter Tag werden. Auch wenn ich ausscheiden sollte, womit ja scheinbar jeder zu rechnen schien. Ich glaubte an mich, und meine Fans taten das auch. Das war, was zählte.
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Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)
FanfictionSarah Zirina kann es kaum erwarten, bis sie sechzehn wird, denn dann kann sie endlich bei „Deutschland sucht den Superstar“ teilnehmen. Seit vielen Jahren ist sie schon Fan der Casting-Show und als sie endlich mitmachen darf, gibt es nichts, was sie...