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Gemeinsam fuhren wir zurück in die Villa. Der Einzige, der noch Interviews hätte geben dürfen, war Jesse, aber er wollte lieber die letzte Nach mit mir und den Jungs verbringen.

Wir saßen noch zwei Stunden zusammen und ließen die vergangenen Wochen Revue passieren. Es war so viel geschehen, ich hatte mich total verändert und war viel erwachsender gewordener. Ich hatte die große Liebe in Luca gefunden und gute Freunde in Jesse und Daniele. Nicht zu vergessen Vanessa. An das Techtelmechtel mit Daniele wollte ich lieber nicht denken. Das war jetzt sowieso vorbei. Ich bezweifelte, dass ich ihn nach dem Finale noch mal sehen würde.

Wie es mit Luca weitergehen würde, wusste ich auch nicht.

Aber diese letzte Nacht wollten wir noch miteinander verbringen. Und so verzogen wir uns. Jesse und sogar Daniele hatten dafür Verständnis.

In meinem Zimmer kuschelten Luca und ich und natürlich schliefen wir auch miteinander.

Wir wollten nicht, dass diese Nacht jemals endete, aber irgendwann näherte sich der Morgen. Wir hatten keine Sekunde geschlafen, wir hatten lieber miteinander gekuschelt und uns unterhalten. Er war ein sehr guter Tröster, denn wenn ich ehrlich war, war ich schon ziemlich traurig. Ich hatte sieben Wochen in dieser Villa verbracht, mit tollen Leuten, war jeden Samstag aufgetreten und hatte gesungen, hatte viele Fans gewonnen, und das war jetzt alles mit einem Mal vorbei. Aber ich wollte tapfer sein und nicht weinen. Das würde mir nichts bringen, nur Luca traurig machen. Er hatte es auch so schon schwer genug.

Am Morgen packte ich meine Sachen. Luca, Jesse und Daniele waren die ganze Zeit bei mir und ließen mich nicht allein. Ich war ihnen sehr dankbar dafür. Wenn ich allein gewesen wäre, wäre mir der Abschied noch viel schwerer gefallen.

„Sarah, ich liebe dich.“, meinte Luca plötzlich. „Ich will nicht, dass wir uns trennen, nur weil die Fans das so entschieden haben. Ich werde immer für dich da sein!“.

Ich lächelte ihn an und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss unendlich sanft und mir stiegen die Tränen in die Augen. Er war einfach perfekt!

„Ich rufe dich sooft es geht an!“, versprach er mir. Ich nickte. Ich wusste, das würde er tun.

Da kamen die Kameras, die meinen Auszug filmen würden. Die letzten Minuten in der „DSDS“-Villa brachen an.

Ich kämpfte mit den Tränen, als ich Jesse umarmte.

„Viel Glück, du schaffst das!“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er drückte mich an sich.

Der Nächste war Daniele. Er umarmte mich stürmisch.

„Du wirst deinen Weg gehen…“, sagte ich zu ihm und meinte es auch so.

Dann kam der Abschied von Luca. Der schlimmste Moment meines Lebens.

„Ich liebe dich…“, flüsterte ich und er erwiderte: „Ich liebe dich auch, Sarah. Mehr als alles Andere auf der Welt!“.

Mit einem letzten Kuss verabschiedeten wir uns voneinander, dann löste ich mich von ihm und drehte mich um. Ohne noch einmal zurückzublicken – das hätte ich nicht ertragen –, stieg ich in die wartende Limousine, die mich nach Hause bringen würde.

Dort erwarteten mich meine Eltern. Sie wussten, wie schwer die Situation für mich war, aber sie freuten sich auch, dass sie mich jetzt wieder bei sich hatten. Die letzten Wochen hatten auch sehr an ihnen gezehrt und es war Zeit, mich bei ihnen zu bedanken.

„Danke, Mama und Papa, dass ihr mir das erlaubt habt! Es war die beste Zeit meines Lebens und ihr habt mir das ermöglicht. Ohne euch wäre ich nicht das Mädchen, das ich heute bin!“, sagte ich ihnen.

Gerührt drückten sie mich an sich.

„Sarah, wir sind so stolz auf dich. Nicht nur, weil du es so weit geschafft hast, sondern auch, weil du dabei nicht vergessen hast, was wirklich zählt! Wir werden dich weiterhin bei allem unterstützen, was auch immer passiert. Wir lieben dich über alles!“.

Jetzt heulte ich schon wieder. In letzter Zeit war ich so schrecklich sentimental. Aber konnte mir das jemand übel nehmen? Ich hatte mich gerade nicht nur von meinem großen Traum, Superstar zu werden, verabschieden müssen, sondern auch von meiner großen Liebe, Luca.

An diesem Abend rief er auch schon an.

Meine Eltern verließen rücksichtsvoll den Raum.

„Ich vermisse dich so…“, sagte er sehnsuchtsvoll.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Ist alles gut gelaufen bei dir?“, fragte er zögernd.

„Ja. Meine Eltern sind einfach toll. Ich habe sie so sehr vermisst, aber es irgendwie gar nicht bemerkt. Komisch, oder? Jetzt, wo ich wieder bei ihnen bin, fällt mir das erst so richtig auf. Wie läuft’s bei dir?“.

„Wie gesagt, du fehlst. Es ist nicht mehr dasselbe. Ich bin wieder bei Jesse eingezogen. Daniele verhält sich ein bisschen komisch, seit du weg bist…“.

„Wie meinst du das?“, fragte ich alarmiert.

„Naja, ich dachte immer, ihr Zwei steht euch nicht besonders nah, aber scheinbar nimmt ihn dein Rauswurf ziemlich mit. Er hat heute fast kein Wort gesagt und ist sogar sehr früh ins Bett gegangen. Um neun Uhr schon!“, lachte Luca.

Oje. Ich konnte nur hoffen, dass Luca nicht die richtigen Schlüsse zog und erkannte, warum sich Daniele so verhielt.

„Du, ich muss Schluss machen. Wir fahren morgen nach Hause, um unsere Familien zu besuchen!“, erzählte mir Luca. Das wusste ich natürlich – am Montag würden die Halbfinalisten nach Hause fahren und ein Homevideo drehen, das dann im Halbfinale am Samstag gezeigt werden würde. Ich war ja auch nach Hause gefahren, aber würde kein Video drehen, und es würde auch nichts gezeigt werden. Aber sonderlich traurig war ich darüber nicht.

Auch ich hatte viel zu tun. Eine Reihe Interviews standen an. Denn alle wollten wissen, wie ich mich fühlte und vor allem, wie das mit Luca weitergehen würde.

Und so war der ganze Montag vollgepackt mit Terminen. Ich hatte mich für ein süßes Kleid und dezentes Make-up entschieden. Ich wollte ganz natürlich wirken.

„Mir geht es gut, wirklich. Ich habe damit gerechnet, dass ich rausfliege und finde es auch nicht unfair. Die drei Jungs sind wirklich alle sehr gute Sänger!“, sagte ich lächelnd.

Bei Fragen nach Luca und mir wurde das Lächeln gezwungener. „Naja, ich weiß nicht, wie genau es weitergeht, aber wir wollen uns auf jeden Fall nicht trennen. Dafür lieben wir uns zu sehr! Natürlich wird es die nächste Zeit schwer, denn er ist ja noch dabei und hat ja auch gute Chancen, zu gewinnen, und dann würden wir uns natürlich gar nicht mehr sehen, aber ich gönne ihm das total!“.

„Wer soll denn ins Finale?“, fragten mich die Reporter.

„Das kann ich wirklich gar nicht sagen. Luca natürlich, aber auch Jesse und Daniele haben es so verdient. Wie gesagt, alle Drei sind super und total nett und sympathisch, Jeder von ihnen hat es verdient!“.

Es war die Wahrheit. Ich wusste nicht, wem ich den Rauswurf wünschen sollte. Natürlich wollte ich, dass Luca gewann. Es war sein größter Wunsch.

Manchmal muss man nachgeben(Luca Hänni)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt