Teil 8

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Zuhause schloss ich mich eine ganze Weile ins Bad ein, badete und versuchte die Begegnung mit Jeanny zu vergessen. Dieser Abend würde nur mir und Robert gehören.
Mein Herz schien sich allerdings recht wenig für dieses Vorhaben zu interessieren. Es tat weh... es brannte. Ich würde meine Heimat verlassen, den Ort an dem ich geboren wurde und aufgewachsen war. Seufzend stand ich aus der Badewanne auf und zog mir schöne Unterwäsche, freizügig und mit Spitze, an. Robert durfte mich ruhig noch einmal so sehen. Mit meinen Klamotten unter dem Arm ging ich vom Bad in mein Zimmer und stellte mich vor meinen großen Spiegel. Mit vierzehn war ich der Ansicht, dass ich viel zufett gewesen wäre und habe ein gutes Jahr eigentlich nichts gegessen und mich immer noch fett und hässlich gefunden. Ohne Hilfe wäre ich da vielleicht nicht mehr herausgekommen.
Meine Handy vibrierte. Ich ging zu meinem Bett, setzte mich und sah mir die Nachricht, die von Alex kam, an.
Zeit dich heute Abend zu treffen? Essen oder so?, stand in dieser. Ich antwortete schnell und geübt: Sorry, nein. Hab heute etwas wichtiges vor. Sehen uns morgen. Ich drückte auf senden und sah mich in meinem leeren Zimmer um. Alles kahl, die Schränke aufgerissen und alle Sachen weggepackt. Es schien überhaupt nicht mehr wie mein Zimmer. Es war einfach nur ein kahler Raum, indem ich halt saß. Ich schüttelte meinen Kopf und begann mich auffälliger als im Alltag zu schminken und meine natürlichen, roten Haare noch etwas mehr zu locken.

Da mein Vater mal wieder nicht da war, war es mit dem geheim halten gar nicht so schwer und ich konnte mich entspannt fertig machen. Etwas kritisch betrachtete ich mich in meinem Spiegel, ich hatte ein relativ kurzes Kleid an und Pumps. Aber nicht zu nuttig, so wie fand.Robert ermahnte mich manchmal, dass ich etwas anderes anziehen sollte, da ich es zu freizügig war. Abgesehen davon war schon alles in tausend Koffern untergebracht, also hatte ich keine weitere Auswahl. Ich ging hinunter in die Küche, nahmen einen Stift in die linke Hand und schrieb für meinen Vater: >>Liebe dich, Daddy<<, auf einen Zettel, küsste ihn. Auf dem Papier blieb ein schöner Abdruck meines Lippenstifts.

Es war etwas kompliziert mit Kleid und gestylt Motorrad zu fahren, aber ich bekam es schließlich hin und war um etwa halb acht Uhr abends an dem Baumstumpf und begann zu warten – für eine lange Zeit. Mein Handy hatte keinen Akku mehr gehabt und lag warum und kuschelig daheim auf meinem Bett, deshalb konnte ich Robert nicht erreichen.

Nachgefühlten Stunden und einigen Tränen kam der werte Herr dann endlich daher. Robert trug eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Tshirt und seine Lederjacke darüber.

>>Also, fahren wir jetzt?<<, fragte ich sofort da mir kalt war und ich nicht weiter diskutierten wollte, warum er zu spät war.

Erlächelte und küsste mich auf die Stirn. >>Ja, aber ich fahr dich. Wir wollen mal außerhalb von der Stadt sein, wo uns niemand kennt. Da muss man auch viel weniger aufpassen was man macht. Klingt doch spaßig, oder? Aber oh... dein Motorrad, hm lass es doch einfach hier stehen und wir holen es morgen ab. Aber wir müssen etwas weiter raus fahren! Komm, das wird total lustig.<<

>>Na gut.<<, ergab ich mich schließlich. Oh, wie sehr ich diese zwei Worte noch bereuen würde.

Wir schafften mein Motorrad in den Wald, versteckten es unter Büschen und fuhren los. Als er meinte „außerhalb der Stadt", dachte ich,er meinte eine der Nachbarstädte, aber wir waren ganze fünfundvierzig Minuten lang unterwegs, bis er meinte, dass es hier lustig werden würde.

Naiv wie ich war, erschien mir nichts davon auch nur ansatzweise verdächtig. Robert hatte eben schon immer mal komische Sachen gemacht und ich habe lächelnd dabei gefolgt.

Also stiegen wir aus und gingen rein. Da ich noch keine einundzwanzig war sind wir eigentlich immer in Jugendclubs, aber ich mochte es schon immer - auch ohne Alkohol.

>>Komm, setzt dich hin und ich hole uns was zu trinken.<<,bot Robert an als wir endlich drinnen waren. Eigentlich wollte ich tanzen und nicht warten, aber ich stimmte mal wieder einfach zu.

Mir fiel auf das ich von Jungs beobachtete wurde, die ebenfalls nur herum saßen. Irgendeiner lächelte mich an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Bitte nicht noch mehr Prügeleien! Nicht an meinem letzten Abend.

Aber die Blicken hörten auch nicht auf als Robby mit Getränken wiederkam. Er selbst trank Bier und ich irgendeinen Saft, den er mir hinstellte. >>So, hier bin ich wieder. Oh und sorry, das ich sosehr zu spät war aber... Arbeit und der ganze Scheiß.<<

>>Macht ja nichts. Jetzt bist du da.<<, antwortete ich und lächelte dabei. Ich trank einen Schluck von meinem Getränk.>>Oh mein Gott! Ist das süß! Ich glaube mein Mund klebt zusammen!<<
Robert lächelte mich unschuldig, aber mit verschmitzten Blick in den Augen an.
Wir saßen eine Weile herum, redeten, tranken unsere Getränke und begannen dann endlich zu tanzen und zugegeben: es war wirklich cool, dass wir hier mal endlich nicht bekannt waren und sogar Jungs redeten mich an und Mädchen Robert, aber wir lehnten beide ab und genossen unseren schönen Abend zusammen. Er kaufte noch mehr zu trinken, wir tanzten und tranken. Aber irgendwann wurde es mir schwindlig und auch etwas übel. Anfangs konnte ich noch halbwegs normal denken, aber mein Körper wollte einfach nicht mehr so ich wollte.

Ich hielt verkrampft an Roberts Schulter fest. >>Robert... mir ist schlecht! Ich kann... kann kaum stehen! Robert!<<, schrie ich in sein Ohr. Er drückte mich weg und lächelte. Ich konnte ihn nicht richtigen verstehen; seine Lippen, aber, bildeten eindeutig die Worte: „Ich weiß."

Ich konnte nicht mehr tanzen, bei Gott, ich konnte ja kaum noch stehen.Ab dann sind meine Erinnerungen ziemlich verschwommen und teilweise auch nicht mehr vorhanden. Irgendwo, knickten meine Knie ein und ich lag auf ihnen vor Robert. Irgendwelche Leute lachten, ich würgte. In meinen Erinnerungen blinkt alles und immer höre ich Bässe schlagen,auch wenn ich weiß, dass ich kotzend draußen war. Ganz kurz,zumindest in meiner Erinnerung, bin ich mal in Roberts Auto und er singt etwas. Danach nichts mehr über die Nacht.


Ich habe etwas später sehr traumartige Erinnerungen, daran das ich aufwache und Robert neben mir sehe.

Richtig geträumt habe ich auch und daran kann ich mich sehr gut erinnern,auch wenn alles ungefähr so viel Sinn gemacht hat, wie die Nacht mit Robert die ich davor hatte. Es ging um meine Prom-Nacht.


Der Traum begann, als ich mit meinen Freunden in der schön dekorierten Sporthalle stand. Passend zu unserem Thema „ Old Hollywood Glam"war alles dekoriert. Alles war in rot, weiß und schwarz gehalten und sah furchtbar edel aus. Das Motto war wirklich gut umgesetzt. Um mich herum lachten alle, tanzten und sahen einfach wundervoll aus. Marilyn Monroe drückte mir einen Kuss auf die Wange, und ein roter Fleck blieb zurück. (Ab jetzt wird es komisch) Aus dem roten Fleck begann langsam Blut zu fließen und auch die Stimmung in dem Saal kippte.Ein Mädchen in grell pinken Kleid mit einem Partner in Anzug betrat die Sporthalle, aber sie hatten keine Gesichter. Unter der Stirn von beiden war nur flackernde schwarze Leere, trotzdem konnte ich das Mädchen bösartig grinsen sehen. Unter meinen nackten Füßen war eine große Blutlache und immer mehr Blut kam dazu als plötzlich Dollarscheine auf mich hinab regneten. Aus den beiden Gestalten kam ein Geräusch, das ich als Lachen erkannte. Dann kam ein Szenenwechsel; wir alle standen auf dem Parkplatz der Schule und auch Robert und Sheldon waren anwesend. Zu Roberts Füßen lag die leblose Marilyn Monroe und sein Gesicht war wutverzerrt, gleichzeitig aber auch verschwommen. Wie von außerhalb konnte ich sehen, dass mein Gesicht zu schmelzen begann und ich plötzlich genauso ein Wesen, wie das Mädchen in pink und ihr Begleiter war. Robert lachte laut und schrie irgendwas, aber ich konnte die Worte nicht verstehen, außer einem. „Mill", wurde immer wieder gerufen, als auf einmal das dunkel Nichts des anderen Jungens Farbe wechselte, von schwarz immer mehr ins rötliche, bis es Feuer war. Alles wurde von dem Feuer eingenommen, bis die Welt um mich herum komplett in Flammen stand, in denen wir alle zerrissen wurden.  


Over and out.

 [Teil 8, neuster Stand 17.01.16]



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