Chapter 2 ~ in der Rolle des anderen & die damit verbundenen Probleme

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*Harrys P.O.V.*

Vor den Aufnahmestudios kam ich zum stehen. Nervös tippelte ich mit den Fingern gegen das Lenkrad. Ich verfluchte den heutigen Tag. Wie lange musste ich wohl in dem Körper meiner Freundin gefangen sein?

Seufzend fuhr ich mir durchs Haar und sah in den Rückspiegel. „Man ey.“, knurrte ich, was sich aus dem Mund einer Frau, leicht asozial anhörte irgendwie, so wie eine dieser Tussen, die meist Chantal hießen und einen auf Ghettobraut machten. Die Frisur hatte ich leicht ruiniert. „Mh.“, sagte ich und seufzte laut auf, richtete mir die Haare soweit zurecht und stieg aus. 

Ich schleppte meine Tasche, nein ihre Tasche, neben mir her. Bis mir auffiel, dass ich als ihr Freund so die Tasche tragen könnte, wie einem Müllbeutel eben, aber nicht als sie selber. Also schulterte ich diese nun und kam mir echt schwul vor. Aber schnell wurde mir wieder bewusst, dass ich ja Sie war, also sah es auch normal aus, was ich hier tat und dennoch kam ich mir so gedemütigt vor. Ein Kerl mit einer Handtasche. Oh man. Auch, wenn ich im Frauenkörper steckte, ich wusste, dass ich innerlich immer noch ein Mann war!

„Chelsey Liebes.“, rief ein Mann und ich drehte mich augenblicklich nach Chelsey suchend um, bis mir wieder bewusst wurde, dass ich nun Chelsey war. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht war ich wirklich an manchen Tagen recht hohl, ich mein war es denn normal innerhalb von wenigen Minuten zehnhundertmal zu vergessen, dass ich jetzt erst mal Chelsey war?

Andererseits…vielleicht verdrängte ich es einfach, weil ich es einfach nicht wahrhaben wollte. War ja auch schlimm…nein es war übel…so richtig übel.

Der Typ drückte mir ein Küsschen auf die Wange. Aha so begrüßte meine Freundin also diesen Penner hier. Jetzt wo er die Sonnenbrille von der Nase nahm erkannte ich ihn auch. Es war dieser Jack. Ihr Serienfreund…der Idiot den ich in der heutigen Szene küssen durfte. Oh Gott, mir war jetzt schon richtig schlecht, höchstwahrscheinlich würde ich mich danach übergeben. Schnell kramte ich in Chelseys Handtasche rum, hoffentlich hatte sie Kaugummis dabei, denn nach Kotze wollte ich nicht unbedingt stinken. Zu meinem Glück hatte sie welche in der Tasche rum liegen. Sie hatte generell so einiges in ihrer Handtasche. Frauen und ihre Handtaschen, oh man, was für ein Phänomen und wirklich unglaublich wie viel in so einen Beutel passte. Irgendwie faszinierte mich das. Ich war so von dieser kleinen Tasche, die gefüllt war mit 100 Dingen abgelenkt, dass ich gar nicht bemerkte, dass Jack grade sich mit mir unterhielt.

„Chelsey?“, hörte ich ihn fragen und schaute überrascht auf. „Ja?“, fragte ich nach. Er lachte leise auf. „Was ist denn heute nur los mit dir? Du wirkst so verpeilt.“, sagte er und blickte mich misstrauisch an. Ich lächelte. „War nur abgelenkt.“, erklärte ich und Jack nickte. „Ist mir schon aufgefallen, deswegen auch meine Bemerkung.“

Ja ja Klugscheißer! Man ich fand diesen Jack schon jetzt voll nervig. „Also was hattest du gesagt, gefragt was auch immer?“, fragte ich nun und klang dabei recht desinteressiert. Jack sah überrascht drein. Okay, Chelsey schien sich eindeutig gut mit ihm zu verstehen! Innerlich seufzte ich auf. Ich hatte ihr versprochen keine Szene zu machen, aber es fiel mir recht schwer.

Irgendwie verabscheute ich diesen bescheuerten Jack, echt!

„Ich hatte gefragt, ob du heute nach den Dreharbeiten Zeit für ein Kaffee hättest. Ich bräuchte mal echt deine weibliche Beratung.“, sagte er und ich begann nun innerlich zu schwitzen. Weibliche Beratung? Oh man, sorry Jacky Boy, aber da war ich im Moment wohl echt mehr als die falsche Person dafür.

„Sorry ich mach heute schon was mit meiner Freundin, ich verwöhn sie mal heute so richtig.“, grinste ich.

Jack sah mich Stirnrunzelnd an. „Freundin? Habe ich was verpasst? Hast du Harry verlassen und stehst seit neustem auf Frauen?“, fragte er verwirrt.

Schlagartig wurde mir wieder klar, was ich da so eben von mir gegeben hatte. Verflucht, wo war das Loch zum verkriechen, verdammt noch mal.

„Hatte ich Freundin gesagt?“, fragte ich und lachte. Ich lachte so bekloppt und nervös, dass es so was von aufgesetzt und peinlich klang, dass ich mich dafür am liebsten selbst geohrfeigt hätte. Manchmal konnte ich echt bescheuert sein.

„Ich meinte natürlich Freund, sorry.“, lächelte ich und Jack nickte nach wie vor verwirrt. „Äh ich geh mich mal umziehen.“, sagte ich dann schnell, senkte den Kopf und lief hinein.

Gott sei Dank hatte Chelsey mich schon mehrmals durchs Studio geführt und somit wusste ich auch wo ich hin musste. Oh je, wenn das jetzt schon so anfing, dann würde dieser Tag noch wirklich in einer Katastrophe enden…

*Chelseys P.O.V.*

Ich verließ Harrys Audi R8 sobald ich an dem Studio der Jungs angekommen war. Seufzend ging ich durch die großen Glastüren ins Gebäude hinein und begrüßte mit einer Handbewegung die Sekretärin, die mich nur verwundert anschaute, ihren Mund öffnete um scheinbar was zu erwidern und ihn sogleich jedoch wieder schloss.

Ich zuckte die Schultern und schlenderte weiter zum eigentlichen Ziel. Schon von weitem hörte ich Niall reden. Der Junge war einfach nicht zu überhören und immer gut drauf, seine ansteckende Laune hätte ich echt gerne, besonders heute.

So mies wie jetzt ging es mir schon lange nicht mehr. Ich konnte mich nach wie vor nicht damit abfinden in Harrys Körper zu stecken. Meine Gedanken kreisten außerdem um die heutigen Dreharbeiten. Oh man, Harry würde alles versauen, da war ich mir jetzt schon sicher. Der würde nicht in der Lage sein, die Szene zu spielen. Das machte mich fertig. Es machte mich so richtig fertig.

Ich stieß die Tür auf und fand die vier anderen Jungs vor. „Hi.“, sagte ich leicht schüchtern und süßlich. Alle sahen mich merkwürdig an.

Ich räusperte mich. „Ich meine natürlich, Yo was geht?“, fragte ich und machte nun einen auf cool. Denn das taten Männer doch, wenn sie mit ihren Kumpels unterwegs waren oder nicht? Ich mein war das nicht so, dass sie zu Hause die Romantiker waren und mit ihren Freunden die absoluten Checker? Ja? Nein? Ich war verzweifelt. Ich hatte so gar keinen Plan wie er sich verhielt, wenn er mit den Jungs alleine war, ich wusste nur, dass er anders war, sobald ich mich in der Nähe befand!

Niall lachte. „Hast du heute was genommen?“, fragte er und ich lachte auch. „Ah hab euch nur so ein bisschen verarscht.“, grinste ich. „Gut ich hatte mir schon angefangen Sorgen zu machen.“, lächelte nun Liam und ich erwiderte sein Lächeln. Durch und durch Daddy, so wie Harry es immer sagte.

„So Jungs auf geht’s der Tag wartet nicht auf euch.“, sagte ein Mann und drückt mir ein Mikrofon in die Hand.

Lachend und gut gelaunt betraten die Jungs die Bühne. „Styles brauchst du eine Extraeinladung oder was ist los?“, fragte er.

„Äh nee. Sorry.“, sagte ich und ging hinauf. Oh oh, jetzt wurde es ernst, plötzlich wurde ich ganz nervös. War ich wirklich in der Lage in Harry seine Rolle zu schlüpfen? Oh verdammt. Mir war so was von schlecht.

Los ging es mit ‚What makes you beautiful‘ Okay den Text hatte ich schon hundertmal gesungen, okay ganz ruhig. Oh man lasst mich sterben.

Nervös tänzelte ich auf der Bühne und bekam sogleich Blicke von Niall und Zayn die mehr als verwirrt aussahen.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Zayn zischend. „Alles gut.“, versicherte ich. Okay, nicht mehr tanzen! Wenn ich nachher nach Hause kommen würde, würde ich mir die Videos der Jungs anschauen und Harry Styles imitieren, so viel stand schon mal fest!

Mein erster Einsatz verlief gar nicht mal so schlecht. Ich traf sogar die Töne. Yaay, gut. Ich war zum Ende des Songs hin richtig aufgetaut und eigentlich sicher, dass nichts mehr schief laufen konnte, ich war mir sicher, dass ich es schaffen würde und dann…dann kam der Moment wo Harry seine Höchstnote zum Einsatz bringen sollte.

Okay das schaffst du, ermunterte ich mich immer wieder selbst, setze an und versaute es so dermaßen, dass nicht nur die Jungs mich verdattert ansahen, sondern auch dem Management welches grade vor uns stand, jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und alle sich bestürzt anblickten.

Oh Oh. Harry würde mich töten. Nein, ich glaub die Jungs würden mich noch eher töten. Woah konnte nicht jetzt ein Komet oder so was einschlagen? Weltuntergang? Die Mayas hätten sich ja mal vertun können und dieser hätte heute stattfinden können…nicht? Ja? Nein? Ok. Ich wollte nur noch sterben in dem Moment…

Me is You! - Plötzlich bin ich Du // H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt