Rot. Überall rot.
Mit diesem Gedanken schreckte ich schweißgebadet aus meinem Traum hervor. Es war einer der üblichen Albträume, die mich Nachts wach hielten und mir den Schlaf raubten. Gewöhnen konnte ich mich an sie trotzdem nicht. Ganz ruhig, Mary, redete ich mir selber zu und versuchte mein pochendes Herz damit irgendwie zu beruhigen. Der Traum ist vorbei.
Ich strich mir mit meinem Handrücken über meine Stirn und schlug die Decke von mir, um meinem überhitzten Körper abzukühlen. Mein Verstand wollte den Traum noch einmal Revue geschehen lassen, um ihn verarbeiten zu können, doch da war nichts zu analysieren oder zu verarbeiten. Es war immer der gleiche verdammte Traum.
"Mary! Aufstehen!" Die Stimme meines Onkels ließ mich zusammenzucken. War es etwa schon Zeit aufzustehen? Ich schaute zu meinem Wecker, der 6:04 Uhr anzeigte. So ein Mist. Ich hätte gedacht es wäre noch mitten in der Nacht.
Gähnend setzte ich mich auf und schlurfte als erstes ins Bad, um zu duschen. Ich stand unter dem Wasserstrahl und versuchte den Traum abzuschütteln und meinen Körper wach zu bekommen. Mit ganz viel Seife versuchte ich mir den Traum und die Erinnerungen vom Körper zu schrubben, ohne Erfolg. Ich streckte meine Arme und Beine, um wenigstens die Steifheit aus den Gelenken zu vertreiben. Tief durchatmen.
Das war schon immer so. Ich bin ein totaler Morgenmuffel und ich bin am Morgen für nichts zu gebrauchen. Ich finde es aber auch unmenschlich, um so eine Zeit aufstehen zu müssen. Wenn es nach mir gehen würde, würde die Schule erst um 10.00 anfangen. Aber mich fragt ja keiner.
Als ich mich fertig gemacht hatte, föhnte ich meine dunkelbraunen Haare und lief wieder zurück in mein Zimmer um mich anzuziehen.
"Frühstück!"
"Ich komme", rief ich meinem Onkel zurück und schnappte mir meinen Rucksack. Ich lief die Treppe runter, direkt in die Küche.
"Guten Morgen Onkel Dean." Er saß auf dem klapprigen Hocker an der Küchenzeile gelehnt und las wie jeden Morgen seine Zeitung. Er hatte sich bereits seinen blauen Anzug angezogen und auch seine dunkelblonden Haare lagen, nicht wie sonst, bereits gestylt auf seinem Kopf.
Ich goss mir einen Schluck Kaffee aus der Kaffeekanne in meinen Porzellanbecher, leerte ihn in einem Schluck und machte mich auf in Richtung Haustür.
"Hey, wo willst du hin?," rief Onkel Dean mir hinter her, als ich mich bereits eillig auf dem Weg machte, "Ich habe extra den Tisch gedeckt, damit wir frühstücken können." Er zeigte auf unseren kleinen Esstisch der sogar mit Frühstückseiern versehen war.
"Tut mir leid , aber ich bin schon mit Jade verabredet." Ich schaute ihn entschuldigend an. Er verdrehte seine grünen Augen und sagte seufzend:
" Aber morgen frühstücken wir zusammen."
Mit seinem alt bekanntem Dackelblick und seinem zusammen gezogene Schmollmund sah er mir nach.
Seitdem ich acht Jahre alt bin, wohne ich bei Onkel Dean. Mit gerade mal zwanzig Jahren nahm er ein kleines trauriges Mädchen bei sich auf und kümmerte sich seither darum. Er war gerade mitten im Studium, als er durch den Tod meiner Mutter die Verantwortung für mich übernehmen musste. Er war der einzige Verwandte, der mich aufnehmen konnte. Andere Familienangehörige hatten wir nicht.So musste er eine verängstigte Achtjährige aufnehmen, die zuvor ihre Mutter verloren hatte. Doch er hat seine Arbeit großartig gemacht. Ich kann ihm für so vieles Dankbar sein.
"Natürlich." Ich grinste ihn an und drückte ihm ein Kuss auf die Wange. Dem Blick kann man einfach nicht widerstehen. Als ich gerade wieder zur Tür stürmen wollte, hielt mich Onkel Dean erneut auf.
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My Lovely Ice Hockey Player
RomanceManchmal reicht ein einziger Augenblick, um ein ganzes Leben zu verändern. Es kann eine Entscheidung sein, die man trifft. Es kann eine Erkenntnis sein, die man erlangt. Aber manchmal reicht auch nur eine Person, die in dein Leben tritt und alles v...