19.Kapitel

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Es schien, als würde die Welt kurz stehen bleiben, als er mich mit seinen strahlenden Augen ansah. Überraschung machte sich in seinem Ausdruck bemerkbar und  seine Augen fingen an zu glänzen, als er mich sah.

Allein der Anblick seines Gesicht brachte die Erinnerungen hervor und augenblicklich fuhr der Schmerz in meine Brust und raubte mir den Atem. Seine gemeinen Worte hallten in meinen Gedanken. Luke musste meinen traurigen Blick erkannt haben, denn sofort blitzte Reue in seinen Augen auf. Es schien, als wollte er weiter auf mich zu gehen, doch ich ließ es nicht zu und versuchte einen klaren Kopf zu behalten. Das hier war jetzt wichtiger. Du musst ihn jetzt helfen, egal was passiert ist.

Ich deutete auf den Spieler mit der Nummer 12 von der gegnerischen Mannschaft und versuchte ihm, mit meinen Händen und mit Lippensprache, zu erklären, dass er die Schwachstelle war, doch er sah mich nur mit einem unverständlichen Blick an und verstand kein Wort. Das kann doch nicht war sein!
Okay, Mary denk weiter nach. Ich könnte es ihm zu brüllen, aber die Gefahr war zu groß, dass es andere Spieler der gegnerischen Mannschaft mitbekamen. Okay, dass bedeutet improvisieren. Ich deutete ihm kurz zu warten und sah mich nach einem geeigneten Gegenstand um. Mein Blick fiel auf einen Regenschirm, den ein älterer Herr mitgebracht hatte. Okay, nicht der beste Gegenstand, aber er sollte seinen Zweck erfüllen. Ich stolperte die Schritte zu dem Mann hin und versuchte möglichst ruhig ihn anzuschauen, um nicht für eine völlig Irre gehalten zu werden.

„Entschuldigen Sie? Dürfte ich mir kurz den Regenschirm ausleihen, ich brauche ihn nur kurz für ... eine Vorführung." Er schaute mich misstrauisch an, nickte aber zu meiner Überraschung. Ha! Eine Sache hat schon mal geklappt.

„Das ich ihn ja heil wiederbekomme!" warnte er mich noch, aber ich hatte mir bereits den Schirm geschnappt und rannte wieder zu Bande, zurück zu Luke. Er hatte auf mich gewartet und als er meinen Regenschirm sah, wurde sein Blick noch verständnisloser. Ich schaute kurz auf die Uhr und stellte fest, dass die Pause in nicht mal einer Minute vorbei war. Oh nein!
Ich schaute Luke an und bedeutete ihm genau zu zuhören. Er nickte und ich nahm den Regenschirm und tat so als wäre der Schirm ein Eishockey Schläger. Er zeigte fragend auf seinen Schläger und dann auf meinen Schirm und ich nickte freudestrahlend. Ha! Das hatte er schon einmal verstanden. Okay Mary konzentrieren.
Ich nahm den Schläger von verschiedenen Seiten und tat so als würde ich einen Puck schießen. Danach deutete ich auf die Nummer 12 und wiederholte meine Ausführung. Als die donnernde Sirene signalisierte, dass die Pause vorbei ist, schreckte ich zusammen. Panik durchfuhr mich und ich schaute zu Luke. Hat er verstanden was ich meinte? War es zu spät?
Ich schaute ihn fragend an, doch er lief bereits zurück aufs Spielfeld und schaute konzentriert zu Nummer 12. Er lief für den Start auf das Spielfeld und redete mit den anderen Spielern aus seinem Team aufgeregt. Hat er es nun verstanden? Warum schaute er mich nicht mehr an? Wut stieg in mir auf und am liebsten hätte ich gebrüllt. Ist es zu viel verlangt mir noch kurz seine Beachtung zu schenken?

Die Spieler setzten sich wieder langsam in Position und das Publikum in meiner Nähe schaute mich genervt an. Oh, ich stand völlig im Sichtfeld. Nun konnte ich ich auch nichts mehr bewirken, daher machte ich mich mit schnellen Schritten zurück auf meinen Platz.

„Ach da bist du ja wieder. Hast du Fotos gemacht?" fragte mich Onkel Dean.
„Fotos? Welche Fotos?" fragte ich verwirrt und schaute konzentriert weiterhin aufs Spielfeld und versuchte Luke im Auge zu behalten.
Onkel Dean fing an zu lachen und sagte:

„Die Fotos, wegen denen du losgestürmt bist."
Ich löste meinen Blick kurz vom Spielfeld und schaute Onkel Dean verwirrt an. Und dann fiel es mir wieder ein. Ach ja, das war ja mein Vorwand!

„Achso die Fotos! Mein Akku war leider leer.", sagte ich kurz angebunden und schaute wieder aufs Spielfeld. Ich wusste, dass er mir kein Wort glaubte, ich konnte mir das ja selber nicht abkaufen, aber ich ich war so voller Spannung, mir war jetzt alles andere egal. Ich versuchte Luke weiterhin ausfindig zu machen. Er war mitten auf dem Spielfeld und die Spieler machten sich gerade für den Einwurf bereit. Gleich würde es losgehen und meine Hoffnung schwand, dass er noch einmal nach mir Ausschau halten würde.
Doch kurz bevor der Puck eingeworfen wurde, hob er den Kopf und suchte nach meinem Gesicht in der Menge. Ich streckte meinen Kopf und als er mein Blick fand, lächelte er mich wissend an. Und das Spiel wurde fortgesetzt.

Das Krachen von Kufen auf dem Eis und das Gebrüll der Menge erfüllte den Raum und heizte die Stimmung auf. Mein Herz schlug unregelmäßig und die Spannung wuchs stetig weiter. Beide Mannschaften liefen noch einmal in Höchstform auf und kämpften erbittert um den Puck. Ich achtete immer wieder auf die Nummer 12 und ob Luke mit meiner Information irgendwas sinnvolles anstellen würde. Doch zunächst wurde das Spiel wie zuvor fortgesetzt und die Nummer 12 blieb auf der Spielbank. Als er nach 5 Minuten immer noch nicht eingewechselt wurde, machte ich mir Sorgen. Was ist, wenn jemand unser „Gespräch" mitbekommen hat und die Nummer 12 nicht mehr eingesetzt wird?

Doch meine Sorgen waren unbegründet, denn wenig später kam es zu einem Wechsel und Nummer 12 betrat das Spielfeld. Und sofort wechselte die Stimmung auf dem Eis. Es war, als hätten unsere Spieler ein Signal erhalten. Luke brachte sich auf Position und stürmte auf die Seite von Nummer 12 zu. Die restlichen Spieler aus unserer Mannschaft folgten ihm und machten ihm etwas den Weg frei und brachten sich für den Notfall in Stellung. Wie vorhergesagt, war Nummer 12 nicht schnell genug in Stellung, da er durch einen erneuten Wechsel seiner Seite zu langsam war. Luke nutzte dies direkt aus und durchbrach die Verteidigungslinie der gegnerischen Mannschaft und flitze übers Eis auf das Tor der Chinooks zu. Der Torwart der gegnerischen Mannschaft lief ihm entgegen und versuchte das Tor frei zuhalten, doch Luke feuerte einen Scharfschuss an seiner linken Schulter vorbei und der Puck segelte ins Netz.

Die Zuschauer sprangen auf und eine wahnsinnige Euphorie ging durch den Raum. Ich sprang mit auf und jubelte vor Begeisterung. Wir haben es geschafft! Es hat wirklich funktioniert! Ich schlug mit Onkel Dean und Onkel Sam ein, die neben mir ebenfalls aufgesprungen sind und jubelten. Die Musik wurde voll aufgedreht und die Fans wirbelten im Takt ihre Schals in der Luft. Ich schaute zu den Spielern im Spielfeld, die sich alle abklatschten und über das Ausgleichstor freuten. Luke ging zurück auf die Spielerbank und ließ sich von allen auf die Schulter klopfen und beglückwünschen. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und blickte auf und traf direkt meine Augen. Ich strahlte ihn an und applaudierte symbolisch in seine Richtung, worauf er mich ebenfalls angrinste und so tat als würde er sich vor mir verbeugen. Ich fing an zu lachen und mein Glücksgefühl wuchs stetig weiter. Doch es blieb keine Zeit für weitere Geplänkel mehr, denn das Spiel wurde fortgesetzt und jetzt hieß es: den eigenen Punktestand verteidigen und ein weiteres Tor zu erzielen, um zu gewinnen. Ich war mittlerweile Feuer und Flamme und konnte kaum glauben, wie viel Spaß mir das Gesamte machte. Die Erinnerungen über das letzte treffen mit Luke waren wie weggeblasen.

Unsere Spieler verteidigten unser Tor vehement und versuchten immer wieder die Verteidigungslinie der anderen zu durchbrechen. Doch die anderen hatten unsere Strategie durchschaut und wechselten nun die Nummer 12 nicht mehr ein.

Das Spiel ging weiter und bis zu den letzten zwei Minuten wurde kein weiteres Tor erzielt. Es schien, als würde das heutige Spiel mit Gleichstand enden, doch in den letzten zwei Minuten fuhr die gegnerische Mannschaft einen letzten Versuch das Spiel für sich zu gewinnen und wechselte den Torwart gegen einen Spieler aus, um nun zu sechst anzutreten. Diese Strategie nutzt man eigentlich nur, wenn man nichts mehr zu verlieren hat, da dieser Zug äußerst riskant ist, aber eine letzte Chance darstellt ein Punkt zu erzielen. Unsere Mannschaft stärkte direkt die Verteidigungslinie und wehrte die Angriffe der gegnerischen Mannschaft ab. Jedoch schaffte es die Nummer 61 durch die Verteidigung und bahnte sich den Weg aufs Tor frei. Er rechnete jedoch nicht mit Luke, der seinen Zug durchschaut hatte und direkt zur Stelle war. Er schubste ihn gegen die Bande und ein ohrenbetäubender Laut durchzog die Halle. Sie lieferten sich einen harten Zweikampf und die Halle bebte vor Spannung. Mittlerweile gab es keinen Zuschauer mehr, der in der Halle saß. Alle waren gespannt, welche Mannschaft nun gewinnen würde oder ob es bei einem Unentschieden blieb.
Luke behielt beim Zweikampf die Nerven und schubste die Nummer 61 von sich und schlug den Puck in Richtung des Tors. Die Spieler der gegnerischen Mannschaft versuchten noch den Puck aufzuhalten, da das Tor vollkommen leer war, doch es war zu spät. Sie konnten nur noch zusehen, wie der Puck langsam die Linie überquerte und ins Tor glitt.
Die Jubelschreie waren so laut, dass man kaum die Sirene hörte, die das Ende des Spiels einläutete. Unsere Spieler stürmten aufs Eis und bildeten eine riesige Gruppenumarmung um Luke.
Die Fans brüllten vor Freude und aus den Lautsprechern kam die Hymne der Mannschaft. Onkel Dean zog mich in seine Arme und zusammen stimmten wir in die Hymne mit ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 24, 2019 ⏰

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