Helden

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Die Sonne passierte den Himmel zu Ende und streifte bei ihrem Weg hinab die Erde.

Der Himmel erstrahlte in allen Tönen von Gelb über Orange, Rot Pink, und Violet bis hin zu Blau.

Ich verbrachte gerade meine letzte Minute auf dem Campus für heute, damit mit Abigail in den Himmel hinauf zu starren.

"Glaubst du an Gott?", fragte ich sie direkt. "Nein, nicht an Gott direkt, aber ich glaube schon an eine höhere Macht." "Ach, so."

Sie nickte. "Dann komm mal mit. Du bist meine neue Zimmergenossin, solang du hier bleibst, denn hier sind strikte Regel zwischen den Schlafräumen von Mann und Frau."

"Wie kindisch." "Mag sein."

Ich folgte ihr durch die nun leeren Gänge, Treppen hoch, eine Etage höher, durch weitere Korridore in ein Zimmer.

Helle Wände, Tisch, Stuhl, nur zwei Schränke und Betten.

"Was denkst du?" Ich hatte keine Ahnung wie ich die Frage anders formulieren sollte.

"Wo von?" "Naja, ob Johnny womöglich..." "Dasselbe für dich empfindet?" "Ja m, ich meine, er hat mich in der Nacht gerettet. Er wäre nicht so verwundet gewesen, wie du sicher mitbekommen hast, wenn er sich nicht schützend vor mich geworfen hätte."

"Und woran zweifelsfrei du dann?" "Es ist die Aufgabe des Führers seine Gefolgsleute zu beschützen. Vielleicht war das ja der Grund?!"

"Warum fragst du ihn nicht?" "Hab ich ja, und dann, sorry, aber bist du herein geplatzt, und ihn nochmal darauf anzusprechen wirkt zu versessen."

"Wie wirkt er denn auf dich?" "Naja, Johnny zeigt kaum Gefühle, und wenn dann redet er nicht drüber. Ich kenne ihn zwar, seine Persönlichkeit, aber nicht wie er so wurde, seine Vergangenheit."

"Musst du die denn kennen?" "Ich weiß nicht... Es macht ihn ja aus, und es wäre schon bedeutend für mich, wenn er es mir anvertrauen würde."

"Also vertrauen tut er die auf jeden Fall, aber ich bin selbst noch nicht so erfahren in Sachen Jungs, Männer, Liebe, und all das, eigentlich gar nicht. Deswegen bin ich mir nicht sicher, wie ich dir jetzt dabei helfen soll."

"Schon ok. Trotzdem Danke."

Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir im zweiten Stock waren, und ebenfalls, dass Johnnys Zimmer eigentlich auch ganz in der Nähe sein müsste. Das verriet mir der Blickwinkel auf die Campusanlage.

"Ist Johnnys Zimmer das Links unter und, oder das Rechts?" "Ähm... Rechts, wieso fragst du?"

"Nimm es mir nicht übel, aber ich schlafe mit Johnny seit über fünf Jahren schon jede Nacht in einem Bett, und ich möchte das Jetzt nicht wegen so einer doofen Hausordnung ändern."

"Das ist voll romantisch. Aber auf den Gängen sind über all Aufsuchten um diese Uhrzeit."

Ich legte vorsichtig den Hebel des Fensters um, zog es leise auf.

"Deswegen das Fenster." "Verstehe. Es ist das Rechte. Und keine Sorge. Ich behalte das für mich."

Ich zwinckerte ihr zu, ehe ich auf die Fensterbank kletterte, und mich waghalsig aus dem Fenster baumeln ließ.
Ich hangelte mich die Wände entlang. Mit meinen Füßen trat ich gegen das Fensterglas.
Mir wurde geöffnet.

"Denise, was machst du da?!" "Erklär ich dir gleich. Fängst du mich auf?" "Hab ich es jemals nicht getan?!"

Ich ließ los, denn ich vertraute ihm bedingungslos. Und er fing mich.

Meine Beine klammerte ich um seine Hüfte, meine Arme um seinen Hals, meinen Kopf kuschelte ich an seine Brust.

Er schloss das Fenster und trug mich zum Bett hinüber, auf das er mich vorsichtig absetzte.

"Ich fühl' mich wie in der Grundschule auf Klassenfahrt, da gab es auch so beschissen Regeln, und dennoch haben sich die Mädchen immer heimlich in die Jungszimmer geschlichen, und anders rum.", kicherte ich.

Er lächelte liebevoll auf mich herab.
"Das waren dann aber noch gute Zeiten." "Ja, aber nicht mehr lange."

Ich sah mich geschmeidig um. "Wo ist Shadow?" Ich entdeckte ihn dicht neben dem Bett, und er schlief.

"Tja, das scheint wohl ein anstrengender Tag für euch Beide gewesen zu sein..." "Geht."

Er schlug die Decke zurück und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Also wenn du hier schlafen willst, hab ich ja damit kein Problem, aber das Bett ist ziemlich klein, und da wollte ich dich fragen, ob..."

Er fand die passenden Worte nicht und das musste er auch nicht, denn ich kannte sie bereits.

"Ich weiß, was du meinst." "Ja? Es klingt so doof, aber...", er stoppte.

Innerlich sprang ich vor Freude in die Luft. Ich machte Luftsprünge vor Freude.

"Kein Problem."

Er lächelte mich an. Ich legte mich hin, und er sich auch.

Ich starrte ihm weiterhin in die Augen und er mir.

"Hey, Johnny... Sag mal... Du hast da letzte Woche so eine Menge Scheiße erzählt, falls du dich noch dran erinnern kannst, und ich wollte fragen, ob du das Ernst meintest?"

"Wenn du sagst, dass es Scheiße war, wie kommst du dann darauf, dass es Ernst gemeint sein könnte?"

"Es kommt mir vor, als weichst du meiner Frage aus. Warum stellst du lieber eine Gegenfrage, als mir zu antworten?"

Er schwieg lächelnd.

Schwieg er, da er nicht wusste was er sagen sollte, oder weil nichts sagen wollte?

Ich musste es hinnehmen, ob ich wollte oder nicht?!

Ich kuschelte mich an seine Brust, während er seine Arme um mich und seinen Kinn auf meinem Kopf legte.

Er hatte mich gerettet, aber wollte sich nicht äußern. Waren nicht genau das Helden?

Aber wollte ich wirklichen einen Helden?

Ich weiß es nicht...

SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt