Johnny

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|P.O.V. - Abigail|

In diesem Moment war mir mehr als nur klar, dass es natürlich einen Johnny gab, auch wenn er irgendwas fürchtete.

Er hatte sich eine Mauer erbaut, aber so schwer es auch war:
Diese Mauer schützte ihn genau so sehr, wie sie ihn auch abschottete und vereinsamte. Er musste sie abreißen, bevor er auch noch den letzten Rest verlor.

Aber wie?!

"Was ist denn mit John los?" "Er und Denise haben gewissen Differenzen."

"Ach so. Und wer bist du?" "Abigail Knightly. Und du?" "Justice Nether."

"Du gehörst doch auch zu Johns Team?!", rief ich begeistert.

"Klaro. Und du eine Auszublidende?" "Eigentlich habe ich meine Ausbildung letzten Monat bereits hinter mich gebracht." "Und?" "Naja, wie gesagt: Die Praxis ist nicht so Meins, aber Theorie liegt mir."

Sie nickte verständnisvoll. "Nah gut. Also ich muss jetzt auch los. Ich habe nämlich Alles verpasst und absolut kein Plan wie es weiter geht, also wo muss ich hin um mit dem Chef hier zu sprechen?"

"Ähm... Mister Drake finden sie im dritten Obergeschoss, die neunte Tür links.", wies ich ihr den Weg.

"Drake?! Oh, Gott! Michi, Michael Drake?! Wann hat der es denn auf Platz Eins geschafft?!"

"Ähm... Er ist der Freund von Meike Larington... Sie ist für die Strategie und Planung zuständig und gerade im Außendienst als Kriegsführerin. Womöglich liegt es damit eng zusammen, dass sie ihm dann über die unbestimmte Zeit hin Weg den Platz als ihre Vertretung angeboten hat."

"Ach, Michi... Im 'sich hoch ficken' war er aber auch schon immer gut.", lachte sie Kopf schütteln, " Danke, aber dann erbitterten ich jetzt mal Audienz bei dem voll Spacken." , bedankte sich noch einmal, und verschwand anschließend aus dem Raum.

Also jetzt musste ich nur irgendwie John hinter seiner Fassade her holen, um ihn anschließend zu seinem Glück zwingen zu können.

Plan B...
Plan A, allem ihren Lauf zu lassen scheiterte kläglich, also Plan B...

Ich huschte durch das alte Gebäude auf der Suche nach John. Irgendwo hier muss er doch sein.

Ich rannte fortlaufend, und 'Rumms'...

"Sag mal... Hast du keine Augen im Kopf?!", fluchte er.
Man hatte ich ein Glück! Ich war in John hinein gerannt.

"Doch! Ich hab dich nur gesucht." "Ach ja, dann hast du mich jetzt gefunden. Aber beeil dich, da mein Team nun wieder einigermaßen vollzählig ist, werden wir uns noch heute verziehen."

Ich hab's!

|P.O.V. - Denise|

Ein lautes Pochen und Klopfen ließ mich hoch schrecken.

Ich war in all meiner Trauer eingeknickt, und dass direkt vor der Tür?!

"Hey,... Denise... Bist du da? Ich muss wirklich dringend mit dir reden... Ich denke, dass sind wir uns schuldig?!", hauchte John gegen die Tür. John?!

Was macht denn der hier?!
Was will er denn schon wieder bereden?!

Ich sprang auf, öffnete das Fenster, erst wollte ich ja raus springen und fliehen, aber er klang so verängstigt, so verzweifelt, und da wollte ich doch unbedingt wissen, was er so dringendes von mir wollte...?!

"Warte."

In Eile widmete ich mich an Moon. Ich zeigte auf meine Augen. Sah ich verheult aus?!

Moon leckte sich die Pfote und fuhr sich damit einmal über ihr Fell.
Ich tat es ihr gleich und fuhr mit meinen Fingern durch meine Haare um sie zu richten.

Jetzt nickte sie.

Gespielt gelassen, als wäre mir das Gespräch vorhin nicht an Leber und Nieren gegangen, und als stecke er mir nicht immer noch in den Knochen, öffnete ich die Tür.

"Was willst du hier?" "Ich muss mit dir reden. Kann ich bitte rein kommen?"

Er wirkte hilflos.

Ich nickte: "Klar, komm ruhig rein."

Er ließ sich kraftlos auf mein Bett sinken.

"Stimmt es?", verletzt sah er zu mir auf. "Was?"

"Du hast Mister Drake um Versetzung in ein anderes Team gebeten?"

Die Tatsache, dass ich diesen 'Mister Drake' noch nicht einmal kannte, erschwerte Alles.

Aber warum er mir zutraute, um Versetzung zu bitten, wo ich ihn doch nie verlassen könnte?! Ich liebte ihn doch zu sehr...

Aber wer steckte dahinter?
Wer verbreitet solche Gerüchte und Warum?!

"Wer hat dir das gesagt?"

"Du hattest also gar nicht vor m, es mir zu verraten?", nickte er traurig, "Aber um deine Frage zu beantworten: Abigail hat es mir gesteckt."

Abigail?! Aber warum?!
Wenn ich mir in einem sicher war, mir einem Bewusst war, dann dem, dass es einen Grund hatte?!
Sie würde mir nie schaden wollen, also ließ ich mich drauf ein.

"Was kümmert es dich?!", warf ich Schulter zuckend ein.

"Sehr viel! Mensch, Denise... Ich wollte dich nie raus ekeln. Meine Absichten kamen vielleicht falsch rüber..."

"Vielleicht?!", unterbrach ich ihn unhöflicher Weise.

"Denise..." "Red dich nicht raus! Klär mich auf. Mach einmal den Mund auf?!"

"Okay. Dann halt einmal deinen Mund, und hör mir bis zum Ende zu." Ich nickte zustimmend.

"Du hast mich mal gefragt, warum ich immer mit einer Gegenfrage antworte... Ja, das ist so, weil ich eigentlich gar nicht Antworten will, und da ich dich damit nur noch mehr verwirren kann...
Du hast gefragt, warum ich mich vor dich geschmissen habe...
Ich hab schon zu viel verloren und ich könnte es nicht ertragen noch einmal nichts nützlich daneben zu stehen wenn Jemand, der mir was bedeutet, stirbt.
Du hast mich oft gefragt, warum ich nichts von mir erzähle, und wenn du es auch nur Deutungsweise angespielt hast, aber die Antwort ist:
Ich habe Alle verloren, meine Eltern, mein Bruder, Alle, nur weil ich untätig zu sah wie sie zerfleischt wurden, und als wäre das nicht genug, bin ich auch noch weggerannt. Ich hab ihre Schreie ignoriert...
Ich mag es wenn du von deiner Familie erzählst, da du sie positiv in Erinnerung hast und die Erinnerungen somit auch gerne abrufst, aber alles woran ich mich erinnere sind ihre Schreie und wie feige ich doch war. Ich will es einfach nicht mehr vor Augen sehen, es einfach nur vergessen.
Und wenn du meinst, dass ich dich wie ein Kleinkind behandelte, dann liegst du damit richtig, aber das mache ich auch nur, weil ich dich beschützen will."

Er stoppte, verschnaufte. Jedoch ließ er mich nicht aus den Augen, aber es schien mir als kämpfe er mit den Tränen.
So hatte ich ihn noch nie gesehen, noch nie war er so niedergeschlagen, und ich war Schuld?

"Ich weiß nicht weiter. Also will ich offen zu dir sein. Du hast es verdient. Stell deine Fragen und ich werde sie dir auf der Stelle beantworten."

Ich verharrte nicht lange: "Wie alt warst du, als du sie verloren hast?" "Elf."

"Oh, Gott! Du warst noch ein Kind! Das ist ganz gewiss nicht deine Schuld! Du hättest es nicht verhindern können, so oder so. Das Einzige, was anders wäre, wäre, dass ich dich nicht hätte, wenn du geblieben wärst."

Ich verfluchte mich gerade innerlich dafür, wie egoistisch ich doch war.

"Ja, aber..." "Nein, kein 'Aber'. Und du kannst auch nicht damit anschließen, wenn du es immer wieder nur unterdrückst. Lass all dem freien Lauf, und sei stolz auf der, der du nun bist. Trauere nicht um den, der du mal warst. Glaub mir, damit kenne ich mich aus."

"Du hast schon so viele gerettet.", ergänzte ich verlegen, "Auch mich."

Er hatte mir aufmerksam gelauscht, mich nicht aus den Augen gelassen.

"Vertrau mir, John." "Johnny."




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