Die Erinnerungen an ihre Eltern fluteten ihren Geist und mit jeder Sekunde tat es mehr weh in die hellen Augen ihrer Mutter zu sehen. Es tat so weh, weil sie wusste, dass sie sie nie wieder sehen würde, nie wieder mit ihnen sprechen konnte.
Wieder spürte sie, wie die Trauer sich schwer auf ihre Brust legte und sie wünschte sich so sehr endlich aufzuwachen und ihre Erinnerungen verdrängen zu können. Sie wusste nicht wie lange sie sich schon in ihrem Körper befand, ohne auch nur mit dem Finger zucken oder die Augen aufschlagen zu können. Mit jeder Minute die sie hier im Dunkeln verbrachte wuchs der Wunsch wieder fliehen zu können, wieder zurück zu ihren Eltern gehen zu können und einfach alles vergessen, was geschehen war. Pearl wollte nichts mehr von der Prophezeiung und ihrer Gabe wissen, sie wollte einfach nur das kleine schwarzhaarige Mädchen sein und keine Hexe. All die Hoffnung und die Sicherheit, die ihre Eltern ihr vermittelt hatten waren wieder fort, es tat nur mehr weh an sie zu denken.
Gerade als die Trauer übermächtig zu werden schien, lichtete sich die Dunkelheit ein wenig und sie konnte ihren Körper wieder spüren. Die Elfjährige spürte wie ihre Hand leicht zuckte, als sie sie versuchte zu bewegen, doch zu mehr war sie immer noch nicht fähig.
Doch schließlich verschwand die bedrückende Dunkelheit vollkommen und sie spürte wie ihr jemand sanft über die Wange strich und die Tränen fortwischte, die sie nicht hatte unterdrücken können. Das Gefühl war ihr mittlerweile so vertraut, dass es sie beruhigte und das bedrückende Gefühl auf ihrer Brust ein wenig linderte.
Ihre Augenlider, die mehr zu wiegen schienen, als sie selbst, flatterten, als sie versuchte ihre Augen zu öffnen, doch es gelang erst nach einiger Zeit. Doch als sie sie endlich öffnen konnte blendete sie das Tageslicht so sehr, dass sie die Person, die neben ihr stand nur schemenhaft erkennen konnte. Pearl blinzelte heftig bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte und wieder etwas erkennen konnte. Leise stöhnend drehte sie den Kopf ein wenig, um den Mann, dessen Blick sie auf sich spüren konnte, in die Augen sehen zu können. Er wandte den Blick nicht ab, als sich ihre Blicke trafen und sie sah wieder den ungewöhnlich warmen Ausdruck in seinen Augen.
Snape nickte ihr leicht zu, machte aber keine Anstalten wegzugehen, im Gegenteil er zog einen Stuhl zu ihrem Bett heran und setzte sich.
„Ich habe meine Eltern gesehen", sagte sie leise mit schwacher und kratziger Stimme.
Der dunkle Magier, sah kurz auf seine Hände in seinem Schoß bevor er wieder zu ihr sah, doch sie konnte trotzdem den traurigen Ausdruck in seinen Augen erkennen.
„Lilly war so wie in Ihren Erinnerungen", fügte sie schwach hinzu und riss die Augen weit auf, weil sie nicht wollte, dass sie wieder das Bewusstsein verlor oder einschlief.
„Sie sollten sich ausruhen", ihr Lehrer schob seinen Stuhl langsam zurück und stand auf.
„Ich will nicht schlafen", wisperte sie.
Snape sah nur schweigend auf sie hinab und sie seufzte leise.
„Wenn ich schlafe, dann sehe ich sie wieder", ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie drehte den Kopf weg, in der Hoffnung, dass er es nicht sah, „Es tut noch so weh, mich an sie zu erinnern."
Der dunkle Magier schwieg lange, bis er endlich etwas sagte.
„Sie müssen schlafen, Sie sind noch sehr schwach", meinte er und seine Stimme klang ungewöhnlich sanft, „Sich an sie zu erinnern wird nicht leichter werden."
Pearl wusste, dass er es gut gemeint hatte, doch seine Worte halfen nicht wirklich, sie machten ihr mehr Angst, dass sie sich niemals mit einem Lächeln auf den Lippen, an ihre Eltern würde erinnern können.
DU LIEST GERADE
Forgotten Girl
Fanfictie"Ein Mädchen, das Gegenteil zum Jungen der überlebte. Ihr Weg ist noch ungewiss. Sie wird entscheiden müssen zwischen dem Guten und dem Bösen. Wählt sie die eine Seite, wird sie zur größten Waffe gegen den Jungen der überlebte. Wählt sie jedoch die...