Im Labyrinth

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Mein nächster Weg führte mich zu Madame Giry, meiner Ziehmutter. Ich hatte mehr Zeit mit ihr verbracht, als mit meinen leiblichen Mutter. Warum? Weil meine leibliche Mutter mich nie haben wollte. Ich war Abschaum für sie. Sie wollte so viel lieber einen Jungen und wäre ich nicht so verdammt talentiert gewesen, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich schon tot. Während meiner unzähligen Besuche hier bei Christine und somit auch in der Oper, habe ich sie kennen gelernt. Sie brachte mir Manieren bei, wo meine Mutter es nicht getan hatte und nur durch Madame Giry konnte ich sagen, dass ich (wenn ich wollte) eine feine Dame seinen konnte. Leider hasste ich es eine Frau zu sein. Ich hasste die Kleider und das ständige machen der Haare. Aber dazu kommen wir später noch mal. Ich bahnte mir den Weg durch die Leute und fand Madame Giry bei der Probe der Ballettmädchen vor. Ich stand im Türrahmen und lehnte mich an diesen, blieb jedoch lautlos um sie nicht zu stören. "Madame Giry.",meldete sich eine der Tänzerinnen, die aufgehört hatte zu tanzen."Ja?", auch Madame Giry unterbrach ihren Tanz. "Ich glaube da ist jemand, der Sie sprechen will.", sagte die kleine Brünette und deutete mir dem Zeigefinger auf mich. Madame Giry sah zu mir und staunte nicht schlecht. "Jeanne?", fragte sie verdutzt und ich nickte grinsend. Madame Giry wand sich an die Mädchen. "Entschuldigt mich kurz. Ich bin gleich wieder bei euch." Dann trat sie mit mir in einen anderen Raum. "Was machst du denn hier?", fragte sie mit fast schon wütender Stimme. "Hat Christine dich nicht gewarnt gier her zu kommen?", fügte sie noch hinzu. "Ja, das hat sie. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass das meine Neugier nicht stillen kann.", sagte ich ruhig. "Was interessiert dich diesmal?", fragte sie, immer noch mit diesem bös klingenden Unterton. "Das Phantom der Oper.",sagte ich knapp und sah ihr ins gesicht. Ihre Augen weiteten sich. "Was?!", fragte sie total aus der Fassung. "Genauso hat Meg auch reagiert.",stellte ich trocken fest." Du darfst nicht hier sein Jeanne. Wenn das Phantom dich findet ist es auch mit dir."
"Aber Madame.", sagte ich in einer fast kindlichen Stimme. "Ich werde dann mit den Direktoren reden. Ich dass noch ein Zimmer hier frei ist. Tanz ich eben Ballett oder so.", fügte ich hinzu und ließ sie allein stehen.
Auf dem Weg zum Büro der beiden Direktoren musste ich durch einen sehr engen Gang, der mir, wenn ich ehrlich bin, schon immer unheimlich war. Auf einmal kam eins zum anderen. In nur Bruchteile von Sekunden stand ich nicht mehr im Gang sondern befand mich eine Etage tiefer zwischen zwei ca genauso breiten Wänden. Es war dunkel. Noch dunkler als die Nacht je sein würde. Ich konnte nicht mal die eigene Hand vor Augen sehen. Nun kam auch mein guter Freund, das Adrenalin, zu mir. Mein Herz pochte heftig gegen meine Rippen, was nicht gerade Schmerz frei war. Ich versuchte zu hören ob sich etwas um mich herum bewegte, doch mein Herz pochte zu laut und wenn etwas zu hören war, dann 'überpochte' es mein Herz einfach. Wo war ich hier? IN Seinem Versteck? Nein, er würde mich nicht einfach in sein Versteck holen. Da bin ich mir sicher.
Ich machte einen kleinen Schritt nach vorn. Der Boden unter meinen Füßen war sandig und steinig. Wieder machte ich einen Schritt nach vorn und meine Hand für vorsichtig an der rauen Steinwand entlang. So ging das einige Zeit weiter. Als sich mein Adrenalinpegel gesenkt hatte, begann ich sogar wieder zu summen und dann leise zu singen.
"Was entsteht auf dieser Welt vergeht
Und eines Tag's auch du und ich
Doch Gefühle sind unsterblich
Immer denk an mich."
Langsam wurden meine Beine schwach. Wie lange war ich schon hier unten und geisterte in den Gänsen umher? Ich wollte mich gerade auf den Boden setzten, als ich eine Stimme leise murmeln hörte: "Jeanne de Levy." Ich drehte mich um und sah zwei hellgrüne Augen in der Dunkelheit. "Wer ist da? Hey Sie! Können Sie mir helfen?! Bitte." Doch die Augen verwanden ehe ich fertig mit reden war. In der Dummheit lief ich rückwärts, knickte mit den Fuß um und fiel zu Boden, wobei ich mir den linken Arm an einer Art herausschauender Nagel in der Wand aufriss. Vor Schmerz schrie ich laut auf und biss mir dann so heftig auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann. Ich schmeckte den metallischen Geschmack des Blutes in meinem Mund. Da das Blut nur so von meinen Unterarm herunter triefte, riss ich ein Stück meines Kleides ab und verband es damit, so gut es im Dunkeln eben ging. >Wenn das so weiter geht verreck ich hier. Wahrscheinlich ist das sogar sein Ziel.< dachte ich mir und machte mich humpelnd weiter auf den Weg, solange bis meine Füße einfach unter meinem Gewicht nach gaben und ich zu Boden sank. Immer wieder fielen meine Augen zu, doch ich ermahnte mich dass ich sterben würde, wenn ich einschlief.

***
Ist ein keine Stück kürzer als das letzte, aber ich will es ja spannend haaaalten
LG aurora

Phantom Der Oper- Nie Wieder ChristineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt