Die Reine Wahrheit

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Nach dem ich die neuen Informationen meiner Mutter bekommen hatte, war ich weg gelaufen. Einfach wild durch Paris ohne Ziel. Was sollte ich auch für ein Ziel haben? Ich konnte keinem mehr so richtig trauen. Außer Madame Giry, aber ich würde jetzt sicher nicht in die Oper gehen, auch wenn mich ernste Schuldgefühle, wegen Erik plagten. Ich erreichte das Tor des Pariser Friedhof. >Wenn mein Vater hier in Paris verstorben ist, dann ist er sicher auch hier begraben worden.< Ich schon die schwere Eisentür, die laut quitschte, auf und betrat den Friedhof. Sofort überfiel mich das Gefühl von Unbehagen, so nah am Tod war ich lange nicht mehr. So lief ich eine Weile durch die Reihen der Gräber. Da. "Phillipe De Levy, geboren 14. Mai 1801 gestorben 18. März 1880. Legenden Sterben nie."
Ich kniete vor dem Grab nieder. Mein Vater, der großer Liebhaber der Musik war, hatte mir das Geige spielen bei gebracht, auch wenn er selbst lieber Klavier, Orgel oder Cello spielte. Tränen liefen nun unaufhörlich meine Wangen nach unten. "Vater...", murmelte ich leise für mich selbst. "Vater... Was ist nur passiert?" Ich wusste dass ich keine Antwort bekommen würde, aber trotzdem sprach ich weiter zu seinen Knochen unter der Erde.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich aufsprang, als ich eine aufgeregte Stimme hinter mir einen Namen rufen hörte. Madame Giry. "Jeanne." Sie erreichte mich keuchend. "Was ist?", fragte ich möglichst ohne zu verraten, was gerade in mir vor ging. "Nach deinem Verschwinden aus der Oper, war ich in deiner Garderobe. Dort habe ich einen Brief für dich gefunden." Sie hielt mir das Kouvert entgegen, auf dem in fein säuberlichen Buchstaben mein Vorname stand. Ich öffnete das, mit einem tropfen Wachs, aber ohne Siegel versiegelte Kouvert. "Liebe Jeanne,
Ich kenne die Leidensgeschichte deines Vaters. Dein Vater war ein so guter Mann und er hätte es nicht verdient, wenn seine Tochter in Gefahr ist, nur weil sie heraus finden will, was ihm zugestoßen ist. Ich weiß es. Und ich werde es Ihnen sagen. Da ich, aus eigenem Schutz meinen Namen nicht nennen möchte, hoffe ich einfach, dass Sie nicht nach mir suchen werden, denn dass könnte zu Ihrem Verhängnis werden. Vertrauen Sie mir einfach Mademoiselle De Levy.
Die Geschichte, die zum Tod Ihres Vaters führte, begann gute fünf Jahre vor der Ermordung. Er war auf einem Maskenball in der Oper eingeladen, in der Sie nun leben. Er hatte sich mit mir, ich war ebenfalls eingeladen, verabredet und wir waren gemeinsam mit der Droschke zur Oper gefahren. Ach, was hab ich mir Ihrem Vater gelacht. Er hatte so ein großes Herz und war so humorvoll. Auf dem Maskenball herrschte wildes Treiben und eh ich mich versah, konnte ich meinen guten Freund Phillipe nicht mehr sehen. Als ich ihn nach einiger Zeit wieder sah, hatte er sich mit einer großen bekannten Sängerin an der Oper, ihr Name war Amelié und diese reizende Dame war die Vorgängerin von Carlotta, in einer kleinen einsamen Ecke. Sie schienen sich sehr lebhaft zu unterhalten, aber durch den Krach und das laute Gelächter der anderen Damen konnte ich nicht verstehen über was. Als Ihr Vater mich sah, winkte er von Mademoiselle Amelié ab und kam wieder zu mir. Auf die Frage, über was sie gesprochen haben, hatte weder er noch die Sängerin Auskunft gegeben. Einige Wochen später stellte sich, durch einen Zufall heraus, dass Mademoiselle Amelié und Phillipe eine heimliche Beziehung führten. Sie trafen sich jeden Abend. Deine Mutter durfte davon nie etwas erfahren, aber sie fand es letzten Endes heraus und verließ ihn. Ein Jahr vor seiner Ermordung, Amelié hatte lange schon als Sängerin aufgehört, stritten die beiden. Amelié gefiel es nicht, dass er nebenbei noch mit deiner Tante verheiratet war. Er verließ sie. Sie hasste ihn dafür, da sie alles für ihn hinter sich gelassen hatte. Ihre Karriere, ihre Familie und Freunde. Die beiden wollten eigentlich in einen anderes Land verschwinden, aber er machte, wie gesagt, Schluss. Amelié hatte, warum auch immer, vom Phantom der Oper (oder auch Erik, wie Sie ihn nennen wollen) erfahren und fand es eine gute Idee, einen Mord auf Erik zu schieben. Sie brachte ihn, Erik war gerade mit Christine beschäftigt, unten in die Katakomben, sagte sie habe ihm noch etwas zu zeigen, und dort überrumpelte sie ihn, brachte ihn um und warf ihn ins Wasser. Es war nur reiner Zufall, dass Christine und Meg ihn gefunden hatten.
Ich hoffe dieser Brief konnte dich darüber aufklären, wie es wirklich war. Ich hoffe du vergisst niemals, auch wenn dein Vater seine Frauen alle betrogen hatte, war er doch ein so Herzensguter Mensch. Ich habe, mit deiner Tante, die Bestattung bezahlt und ich bin mir sicher, dass eine kluge Dame wie Sie es sind, Sein Grab schon längst gefunden haben. Ich habe mir die Freiheit genommen und ihn mir Ihrer ersten Geige begraben. Ich hoffe Sie stören sich nicht daran.
Gezeichnet. UNBEKANNT."
Einige Zeit starrte ich nur das Wort "Unbekannt" an. Dann murmelte ich: "Wer ist wohl der Verfasser dieses Briefes? Ein alter Freund meines Vaters? Ich kenne leider Keinen....

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Ein etwas kürzeres, aber ich hoffe trotzdem, gutes Kapitel

Phantom Der Oper- Nie Wieder ChristineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt