Entscheidung

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Nach einiger Zeit, die mit fast wie eine Unendlichkeit vor kam, hörte ich auf zu spielen, da die Gondel, in der das Phantom stand, wieder anlegte. Er sah bedrückt aus, fast schon traurig. Ich stieg zu ihm herab, so dass ich nun direkt vor ihm stand. Er war sicher zwei Köpfe großer als ich. Ich sah zu ihm hoch und unsere Blicke trafen sich einen Moment, dann sah er verlegen zur Seite. "Ich hab noch so viele Fragen... Ich kann mich nicht entscheiden. Ich kenne dich ja noch nicht mal...", erklärte ich und sag ihn weiter an. "Ich kenne nur die Geschichten, die man über dich 'Das Phantom der Oper' erzählt. Wenn ich denen jedoch glauben schenken würde, dann wäre ich schon längst tot. Laut den Geschichten bist du nämlich ein mordlustiger Typ.", fügte ich hinzu, als er weiterhin schwieg. Er setzte sich auf den harten Steinboden und seuftzte. "Das stimmt. Ich bin ein Mordlustiger...", murmelte er. Ich sah ihn an, keines Wegs erschrocken. Ich setzte mich neben ihn. "Aber nicht in deinem Herzen.", sagte ich und zeigte dabei mit meinem Zeigefinger auf seine Brust. "Sonst hättest du Sowas wie vorhin nicht sagen können.", fügte ich noch hinzu. Er senkte den kopf noch weiter. "Hör mir zu. Auch wenn ich dich nicht kenne kommst du mir so vertraut vor. Du... Du scheinst so freundlich und liebevoll zu sein. Aber leider kenne ich dich nur so wenig. Bitte gib mir zeit um dich kennen zu lernen."
Er murmelte mit bebender Stimme: "Damit du mich dann allein lassen kannst? Damit du mich hintergehen kannst wie Christine es getan hat?" Ich schwieg und sah auch nach unten. Ich hatte immer noch die weiche Seidendecke um meinen Körper gewickelt. "Hast du was für mich, was ich anziehen kann?", fragte ich. Er nickte und fügte hinzu: "Komm mit."
Er führte mich in den Raum, in dem ich zuvor geschlafen hatte. Da stand ein großer Wandschrank. Er deutete mit einem "Bedien dich." darauf und verließ den Raum. Ich zog die Türen des schweren Massivholzschrankes auf und staunte nicht schlecht. Er hatte genau meinen Geschmack getroffen. Kurze luftige Kleider. In allen Farben die man sich nur vorstellen konnte. Ich zog ein hellblaues heraus und zog es an. Es reichte mit bis zu den knien und war unten so luftig, dass man fast hätte glauben können, dass man nichts an hat. Oben war es Trägerlos und mit kleinen Steinen verziert. Traumhaft *^*
Als ich aus dem Raum trat, saß er schon wieder an der Orgel. Jedoch spielte er nicht. Er hatte den kopf gesenkt und schien nachzudenken. Ich setzte mich einfach neben ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich konnte die Wärme spüren, die sein kräftiger Körper ausstrahlte. Ich war überrascht, als ich bemerkte, dass sein Arm sich um meine Taille legte, aber ich ließ es zu. Es war ein gutes Gefühl. Ich hob meine Rechte Hand und legte die Finger auf die tasten der Orgel. Wie von allein begannen sie eine süße Melodie zu spielen und er stieg in einer tieferen Tonlage ein. Es klang herrlich und ich kostete den Moment voll aus. Nach einer Weile begann ich sogar mit beiden Händen zu spielen und es klang einfach unglaublich. Während ich noch weiter spielte, brach er ab und schmierte auf ein leeres Notenblatt dir Noten des eben gespielten. Bei einem Ton hörte ich auf und er fragte verwundert: "Warum hörst du auf zu spielen?"
"Die Note die du eben geschrieben hast ist falsch. Hör mal genau hin.", sagte ich und spielte den Ton noch mal. "Du hast recht.", gab er zu, Strich die alte Note durch und zeichnete die neue liebevoll und mit viel Schwung hin. Ich weiß nicht mehr warum ich es getan habe, aber ich habe ihn einfach auf die wange geküsst und gekichert. Die Schamröte trat ihm ins Gesicht und Gott, es sah so süß an ihm aus. "Ich muss dich was fragen.", sagte ich nach einem langen schweigen. "Frag alles was du willst.", erwiderte er und es platzte nur so aus mir heraus: "Wie heißt du? Wie darf ich dich ansprechen? Doch hoffentlich nicht mit Herr Phantom."
Wir brachen beide in lachen aus und als wir uns beruhigt hatten, sagte er: "Erik. Nenn mich einfach nur Erik." Ich schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln, welches er erwiderte. "Erik... Was für ein schöner Name.", murmelte ich mehr zu mir als zu ihm. "Ach naja. Ein ganz normaler Name würde ich sagen.", meinte er und ich musste kichern. "Mach dich nicht schlechter als du bist.", fügte ich hinzu. "Ich habe mich übrigens entschieden.", sagte ich beiläufig. Seine Mine verzog sich von einem Lächeln in ein trauriges Gesicht. "Und wie?"
Ich sah ihm tief in die Augen und sagte: "Ich bleibe hier. Unter einer Bedingung..." Erik schien überrascht darüber zu sein und warf mir einen fragenden Blick zu. "Du darfst mich nicht hier einsperren. Ich will meine Freiheiten haben. Auch mal nach oben in die Oper gehen. Oder in die Stadt. Bitte. Ich komme auch wieder. Das verspreche ich.", erklärte ich und warf ihm einen schon flehenden Blick zu. "Ich... Ich weiß nicht ob ich das kann... Ich hab angst dass du da oben jemanden findest, der besser als ich ist. Der dir mehr bieten kann als ich." Ich musste lachen. "So jemanden gibt es nicht Erik. Mach dir da keine Sorgen. Ich wäre schon längst nicht mehr hier, wenn es jemanden besseres für mich gäbe.", erklärte ich ihm seelenruhig. Er zögerte. Überlegte. "Na gut. Weil du es bist Jeanne." Als er meinen Namen aussprach lief mir ein Schauer über den Rücken. Seine Stimme war so rau in dem Moment gewesen und es klang so herrlich. "Danke Erik. Ich werde dich nicht hintergehen. Darauf gebe ich dir mein Wort." ich lächelte ihn an. Ich war so neugierig, dass ich fragte: "Was versteckt du eigentlich unter deiner Maske?" Ich hätte mich für diese Frage am liebsten geschlagen, aber naja. Es ist nun mal passiert. "Muss ich dir das wirklich sagen?", fragte er und seine Stimme klang dabei ganz komisch, aber ich konnte den Klang nicht ganz deuten. "Nur wenn du es willst. Ich werde dich nicht zwingen. Niemals."

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das wars mal wieder von miiiir

Phantom Der Oper- Nie Wieder ChristineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt