Harry's Kopf war noch nicht immer so leergefegt gewesen.
Er hatte das Gefühl, dass ihm seine ganzen Gedanken, nein seine ganze Inspiration, verflogen war. Einfach weg - wie durch ein Fingerschnippen.
Harry wusste nicht, wie das plötzlich sein konnte, schließlich war es sein größter Traum Kinderbuchautor zu werden.
Schon seit er ein kleiner Junge war, damals noch mit glatten braunen Haaren, war das sein allergrößter Wunsch gewesen. Er hatte es geliebt, wenn ihm seine Mutter etwas vorgelesen hatte. Manchmal kam er morgens, teilweise immer noch im Schlafanzug, zu ihr ans Bett getapst und hatte sie wachgerüttelt, damit sie ihn hochnahm, vielleicht sogar auf ihren Schoß setzte und mit ihm gemeinsam begann das Buch durchzublättern.
Es hatten immer so schöne Geschichten darin gestanden, daran erinnerte sich Harry heute noch genau und sobald er etwas älter wurde, wusste er genau: Das will ich auch machen!
Er wollte seine zahlreichen Ideen, die ihm durchgängig durch den Kopf schwirrten, zu Papier bringen, sie abgedruckt irgendwo stehen sehen, am liebsten in dem alten Buchgeschäft um die Ecke, in dem er früher einige Stunden am Tag verbracht hatte.
Aber das beste an der ganzen Sache wäre, die lächelnden Gesichter der kleinen Kinder zu sehen, wenn sie sein Buch mit funkelnden Augen in ihren kleinen Speckhändchen hielten und, genauso wie er das früher getan hatte, ihre Mütter anbettelten, dass sie ihnen doch bitte das Buch vorlesen sollten.
Alleine der Gedanke daran trieb Harry ein breites Lächeln ins Gesicht. Er liebte Kinder einfach über alles. Deshalb passte er auch jedes Wochenende auf die kleine Tochter einer Familienfreundin auf. Lux war so ein zuckersüßes Mädchen mit ihren blonden dünnen Haaren, blauen Augen und einem unwiderstehlich niedlichen Lächeln, mit dem man ihr keinen Wunsch abschlagen konnte. Lächelte sie dich einmal mit diesem Lächeln an, hatte sie dich schon um den Finger gewickelt und um 'Nein' zu sagen war es in diesem Moment schon lange zu spät.
Tja, aber was sollte Harry machen, Kinder brachten sein Herz zum Schmelzen und er wurde weich. Nie könnte er ein strenger Vater werden, falls das denn irgendwann mal der Fall werden sollte. Aber mit 22 Jahren hatte man da noch ein bisschen Zeit, um die eigene Familienplanung in die Hand zu nehmen. Vorher stand erst mal die Verwirklichung des Jobtraums auf dem Programm.
Doch das Problem an der Sache? Naja, Harry's Kopf war wie gesagt, wie leergefegt. Früher in der Schule sprudelte er nur so vor Ideen, sie kamen und gingen, aber jetzt wo er sie wirklich brauchte, waren sie alle weg.
Hätte er sie damals nur notiert, dachte er sich oft. Seine Tante hatte ihm früher immer gesagt, er solle seine Gedanken aufschreiben, sonst vergesse er sie wieder, aber das hatte Harry natürlich nicht getan. Hätte er nur auf sie gehört.
Aber jetzt war es sowieso zu spät, könnte er sich wenigstens an eine Idee erinnern, würde ihn das schon ein ganzes Stück weiter bringen, aber nicht mal das konnte er. Noch nicht mal einen Ansatz fand er. Wie sollte er da bitte ein ganzes Buch zustande bringen?
Auch wenn Kinderbücher meistens nicht die dicksten waren, mehr als fünf Seiten sollte es dann doch haben. Gerade sein erstes Werk sollte etwas Besonderes werden, damit danach auch Anfrage auf mehr bestand und der Autor 'Harry Styles' nicht gleich wieder von der Bildschirmfläche verschwand.
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Angestrengt saß Harry an seinem Schreibtisch über ein leeres Notizbuch gebeugt. Sein Kopf glühte schon von dem ganzen Nachdenken. Seine rechte Hand war um einen Bleistift verkrampft, falls ihm in naheliegender Zeit eine Eingebung kommen sollte.
Verzweifelt sah er sich jetzt schon zum bestimmt zwanzigsten Mal in seinem Zimmer um.
Immer die gleichen Sachen. Sein Bett, was an der gegenüberliegenden Wand stand, mit einer hellblau-weiß karierten Bettdecke und dem passenden Kopfkissen dazu, daneben ein kleines weißes Nachtschränkchen mit einem Wecker und einem weiteren kleinen Notizblock darauf. Falls ihm Nachts eine Idee kommen sollte, dann konnte er sie direkt aufschreiben, ohne, dass er sie gleich wieder vergaß. Dann stand noch ein Kleiderschrank neben seiner Zimmertür und ein Bücherregal, wo teilweise auch noch Harry's eigene Kinderbücher verstaut standen. Er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, sie wegzuschmeißen.
Getraut sie sich jetzt bei seiner Inspirationslosigkeit anzugucken hatte er aber nicht, nicht, dass seine Bücher nachher noch als Plagiat bezeichnet wurden, weil er etwas abgeguckt hatte oder so. Dann ließ er lieber gleich die Finger davon und dachte sich seine eigenen Sachen aus.
Er hatte einfach ein übliches, langweiliges Zimmer und es befand sich nichts Spannendes darin, was seine Gedanken anregen könnte.
"Argh." Harry fuhr sich verzweifelt durch die gelockten Haare und schmiss seinen Bleistift von sich, sodass er die Spitze abbrechen sah. Genervt verdrehte er seine Augen und schob sich mit seinem Schreibtischstuhl vom Tisch weg, sodass er aufstehen konnte. Ich muss hier raus, dachte er sich und stand somit entschlossen auf.
Er schnappte sich seinen Notizblock, nahm noch einen neuen Stift aus der Schublade, diesmal aber einen Kugelschreiber, und verließ, noch mit einem letzten Blick zurück, sein Zimmer.
Unten angekommen schnappte er sich seine braunen etwas abgeranzten Boots und zog sie sich an. Danach nahm er sich noch seinen schwarzen Wollmantel, zog einen Schal um den Hals und steckte sich, nur für den Fall, eine Beanie in die Jackentasche. Schließlich war es gerade Winter in London, den sollte man hier nicht unterschätzen.
"Mum, ich gehe etwas raus." rief er in Richtung der Küche, wo er seine Mutter vermutete und tatsächlich, nicht fünf Sekunden später, steckte diese auch schon ihren Kopf durch die angrenzende Küchentür.
"So spät noch, Harry?" fragte sie verwundert und sah auf ihre Armbanduhr. Harry zuckte mit den Schultern und knöpfte den letzten Knopf seines Mantels zu, bevor er sein Notizbuch wieder in die Hand nahm. Den Kuli steckte er zu seiner Beanie in die Tasche.
"Es ist doch erst neun oder so. Ich muss hier einfach mal raus, mein Kopf ist blockiert von der ganzen Tristheit hier drin. Ich muss einfach mal was Neues sehen.." Seine Mutter kam auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Du bekommst schon noch eine Idee für dein Buch, ich glaube fest an dich, Liebling." "Danke, Mum." lachte Harry etwas und nahm seinen Hausschlüssel von der Kommode, bevor er sich einmal mit dem Handrücken über die Wange wischte und seiner Mutter bei dem darauffolgenden Augenverdrehen zusah.
"Wir sehen uns nachher." verabschiedete er sich grinsend und verließ, nach dem "Bis später." seiner Mutter, das Haus.
Harry war glücklich über die jetzige Beziehung zu seiner Mutter, denn sie war nicht immer so gut gewesen.
So, meine Lieben ♥ Das ist das erste Kapitel meines neuen Buches. Ich hoffe es gefällt euch soweit oder es hat euch wenigstens etwas neugierig gemacht, wie es weiter geht.
Ich möchte mit diesem Buch auch zeigen oder eher für mich beweisen, dass sich mein Schreibstil seit dem Anfang verbessert hat, jetzt zum Beispiel im Vergleich zu "My New Life", was ja schon ein paar Jährchen her ist, als ich das geschrieben habe.
Was sagt ihr zu dem ersten Kapitel? :)
vote | comment | lots of love ♥ -Sarah
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The Children's Book Writer [larry]
FanficSchon seit Längerem hat Harry damit zu kämpfen seinen Traum Kinderbuchautor zu werden, wahr werden zu lassen. Das schlimmste, was einem Künstler passieren kann ist, wenn er keine Inspiration hat. Und genau das ist Harry's Problem. Doch was ist, wenn...