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>> Feder für Feder trennte Lara wieder von dem Kleid ihres Engels ab. Dieser Versuch hatte leider erneut nicht geklappt, aber sie würden es schaffen, da war sich das blonde Mädchen sicher. "Ich habe keine Lust mehr. Können wir es morgen weiter versuchen, ich bin müde.." seufzte Sam und ließ sich nach hinten in die Kissen fallen. "Engel schlafen?!" <<


"Das hier ist mein Lieblingsbuch." Harry nahm das alte braune Lederbuch von dem großen Stapel und wischte die leichte Staubschicht ab, welche sich seit dem letzten Mal als er es in der Hand hatte, darauf gebildet hatte.

"Das kommt jetzt bestimmt total kitschig rüber, aber ich liebe es. Was Bücher anbetrifft bin ich einfach immer noch ein Kind. Ich liebe Disney, aber vor allem Märchen. Man kann sich so in die einzelnen Figuren hineinversetzen, erlebt ihre schönen Momente,  erleidet ihren Herzschmerz und ihre Probleme mit, aber trotzdem weiß man, dass man am Ende nicht von einem schön kitschigen Happy End verschont bleibt. Das finde ich das tolle an Kinderbüchern und genau das möchte ich auch erreichen. Mein Buch soll nicht nur gelesen werden, es soll erlebt werden."

Louis hatte sich lächelnd nach vorne auf seine angewinkelten Knie gelehnt und Harry gespannt zugehört. Er fand es so interessant mehr über den Lockenkopf zu erfahren und er mochte es, wenn er Geschichten erzählte.

"Liest du mir etwas daraus vor?" Der Ältere legte seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und sah verträumt aus dem Fenster, wo die Sonne schon fast komplett hinter den Häusern der Stadt verschwand.

Glücklich lächelnd beobachtete Harry den Kleineren ihm gegenüber, wie er so friedlich schauend und mit entspannten Gesichtszügen aus dem Fenster sah und anscheinend sichtlich genoss hier in diesem Moment mit Harry in der Bücherei zu sein und auf dieser Fensterbank zu sitzen.

Er schlug eine Seite auf, auf welcher eine seiner Lieblingsgeschichten geschrieben stand und fing an sie vorzulesen. "Es war einmal ein reicher Mann, der lebte lange Zeit vergnügt und zufrieden mit seiner Frau seinem einzigen Töchterlein zusammen [...] 

Der Prinz aber tanzte mit Aschenputtel und ihm ward königliche Ehre angetan. Er gedachte auch bei sich »ich soll mir eine Braut aussuchen, da weiß ich mir keine bessere als diese.« Für so lange Zeit in Asche und Traurigkeit lebte Aschenputtel nun in Pracht und Freude. Als aber Mitternacht kam, ehe es zwölf geschlagen hatte, stand es auf, neigte sich und wie der Prinz bat und bat, so wollte es nicht länger bleiben. [...] 

»Probier ihn an! Wenn er dir passt, wirst du meine Gemahlin.« Da streift es den schweren Schuh von dem linken Fuß ab, setzt ihn auf den goldenen Pantoffel und drückte ein klein wenig, da stand es darin, als wäre er ihm angegossen. Und als es sich aufrichtete, sah ihm der Prinz ins Gesicht und er erkannte die schöne Prinzessin wieder und rief: »das ist die rechte Braut.«

Weißt du diese Geschichte zeigt einfach, dass es eben nicht nur auf das Äußere ankommt, sondern auf den Charakter. Die beiden Stiefschwestern haben so ein hässliches Inneres, dass es auf ihre äußere Präsenz gar nicht mehr ankommt. Der Prinz will das Aschenputtel, was jeden Tag im Dreck herumwühlen muss, aber eben deshalb, weil es so ein liebes Wesen ist.

Heutzutage gibt es viel zu wenig Menschen, die diese Ansicht teilen und wirklich darauf achten, was in einem Menschen steckt. Sie gucken sich eine Person von außen an und drücken ihr gleich einen Stempel auf. Hässlich. Fett. Eingebildet. Arschloch. Tussi. Ich wünschte es wären mehr Leute so wie der Prinz in dieser Geschichte und würden wirklich Wert auf den Charakter eines Menschen legen."

Schon als Harry die Geschichte beendet hatte, hatte Louis seinen Blick vom Fenster abgewandt und den Lockenkopf angesehen. Und als dieser dann weiter sprach, spürte er auch schon wie seine Augen langsam wässrig wurden und sich erste Tränen in ihnen bildeten. Er war gerührt von Harry's Worten.

"Harry..-" Louis entkam ein leiser Schluchzer, den er schnell versuchte mit seiner Hand zu vertuschen, er wischte sich schnell eine einzelne Träne weg, welche seinem Auge entkommen war.

Der Lockenkopf klappte das Märchenbuch zu und legte es zurück auf den Bücherstapel, er zog den Kleineren vor sich wortlos an sich heran und in seine Arme.

Louis drückte sein Gesicht an seine Brust und machte es sich zwischen Harry's Beinen bequem, welche dieser jetzt lang ausgestreckt hatte, damit für Louis mehr Platz war.

"Du hast recht, du hast so recht.." flüsterte der Braunhaarige in den Stoff von Harry's T-Shirt, welches einige Wassertropfen von Louis' Tränen zeigte.

Stumm drückte Harry ihm einen Kuss auf die Haare, wobei seine Lippen länger als nötig auf dessen Kopf ruhten, und strich ihm dann wiederholt durch die Haare.

"Siehst du was dieser Ort mit einem anstellen kann?" Harry wickelte eine Haarsträhne um seinen Finger, ließ sie los und widmete sich dann einer anderen.

Louis sah mit vom Weinen leicht geröteten Augen zu ihm hinauf und lächelte den Größeren zustimmend an.

"Was du eben gesagt hast, das...das stimmt. Manche Menschen sind fies und einfach nur eiskalt, -" "Aber du nicht." unterbrach der Lockenkopf und drückte Louis' Hand, welche mit seiner verknotet war. "Ich spüre die Wärme, die von dir ausgeht und ich sehe den starken Charakter, der hinter deiner Fassade steckt. Einer Fassade, die wunderschön ist."

"Harry, ich..du-" "Sag einfach nichts." Lächelnd strich ihm der Lockenkopf weiter durch die Haare. "Doch, Harry! Du bist so ein liebevoller, herzensguter Mensch und ich bin einfach froh dich kennen gelernt zu haben. Obwohl es noch nicht so lange her ist, dass wir uns das erste Mal getroffen haben, habe ich das Gefühl dich bereits Ewigkeiten zu kennen. Wir sind uns so vertraut und bei dir fühle ich mich einfach wohl. Für mich bist du wie der Prinz. Du hast mir keinen Stempel aufgedrückt, als du mich das erste Mal gesehen hast und du hast mich in keine Schublade gesteckt, wie es so viele machen. Danke dafür...Prinz."

Der Ältere hatte sich während seines Redens leicht aufgesetzt und herumgedreht, sodass er Harry dabei ins Gesicht sehen konnte und grinste ihn nun leicht an. "Das wollte ich dir einfach mal gesagt haben."

Harry lächelte seinen Gegenüber an, schüttelte dann lachend mit dem Kopf und zog ihn dann erneut in seine Arme. "Ich fühle genauso in deiner Gegenwart, ich bin froh dich zu haben." flüsterte er in das Ohr des Kleineren und setzten dann einen kleinen Kuss unter sein Ohrläppchen, was Louis sofort einen wohligen Schauer empfinden ließ.


A/N: Mensch, da ist es einfach schon wieder Sonntag.. hallo meine Lieben! :) Findet ihr es nicht auch krass, dass wir schon bei Kapitel 18 sind?

Wie hat es euch denn gefallen, irgendwelche Meinungen, Wünsche, Verbesserungsvorschläge? 

Übrigens könnt ihr mir auch Vorschläge da lassen, wie Sam und Lara (also die Figuren aus Harry's Buch) es schaffen können, dass Sam seine Flügel zurück bekommt ;) Würde mich freuen!

Widmung: WeKnowTheirGay :)

Schöne Woche euch x

vote | comment | lots of love -Sarah ♥

The Children's Book Writer [larry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt