Koffer, Ausreden und Trauer

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Schnell verabschiedete ich mich und fing gleich an meinen Trolly zu suchen.

Eine Erklärung für meine Mum hatte ich schon.

Ich lief in den Keller, vielleicht ist er ja dort.
Fehlanzeige.
Dann lief ich in das Schlafzimmer meiner Mutter.
Ich betrat es und erschrak.

Alles war normal .
Das Bett auf der linken Seite, mit dem goldenen Bezug,daneben die Nachtkommode, der Schrank rechts und gegenüber der Tür ein großes Fenster.
Doch unter dem Fenster war eine Art Schrein mit Fotos von Papa, viele brennende Kerzen, mit Aufdruck von Papa.
Eine winziges Kissen mit Papas Bild.
Dann ein Schlüssel mit Dads Foto.
"Mum... was zur Hölle?"
Ich nahm ein eingerahmtes Bild.
Darauf waren Dad, Mum und ich zusehen.
Wir sahen so glücklich aus.
Vorsichtig nahm ich das Bild aus dem Rahmen und steckte ein anderes hinein.
Ich war nicht so traurig, schließlich wusste ich, das er lebte.
Mit dem Bild in der Hand schob ich den großen Kleiderschrank auf und erschrak erneut.

Papas Kleidung lag noch immer feinsäuberlich sortiert in den Fächern. Seine Anzüge hingen ordentlich und gebügelt an den Kleiderbügeln.
Das war normal.
Doch im inneren war der Schrank zu geklebt.
Mit Bildern tapeziert. Bildern von Dad.
Anscheinend trauerte Mum mehr als sie zeigte.

Mir steckte ein großer Kloß in dem Hals. Schnell suchte ich meinen kleinen Koffer und verließ das Zimmer.
Hastig holte ich mir noch die Liste und fing dann an sie abzuarbeiten.
"Kate, bin wieder da!", rief Mum von unten.
Jetzt oder nie!, dachte ich mir und ging nach unten.

"Hallo!", begrüßte ich sie und umarmte sie fest.
Schwach lächelte sie.
"Mum, soll ich kochen?", fragte ich sofort.
Sie sah mir nämlich nicht so aus , als wäre sie dazu in der Lage.
Mit dem Kopf nickend verließ sie die Küche.

"Äh... und was? ", murmelte ich.
Ich öffnete den Vorratsschrank und begutachtete ihn.
"Spagetti haben wir... mit Schinken Sahnesoße!"
Sofort machte ich mich daran, das Wasser aufzusetzen und den Kochschinken zu zerschneiden.

Nachdem das einfache Essen fertig war, rief ich meine Mutter zu Tisch.
"Na, wie war dein Tag Schatz?", flüsterte sie geradewegs.
"Sehr gut. Und deiner?"
Jetzt würde ein langer Vortrag kommen.
"Ja, wie immer", antwortete Mum.
Ich stutzte.
Kein ewig langer Vortrag?
"Mum, alles okay?", fragte ich sie vorsichtig. Sie drehte mit den Kopf zu. "Hm? Was?"
"Schon gut."
Der Tisch war gedeckt und wir konnten anfangen.
Ich häufte Mum einen großen Berg auf und danach mir.
"Guten Appetit!", wünschte ich und fing an das köstliche Essen zu verschlingen.
Nach wenigen Minuten blickte ich von meinem fast leeren Teller auf.
"Willst du nichts essen?", fragte ich.
Mum stocherte lustlos in ihren Nudeln herum.
"Ich geh schon mal schlafen", seufzte sie.
Ich nickte traurig.
"Warte mal! Ich wollte fragen ob ich morgen bei Henriette schlafen darf. Bis Dienstag! Also wenn..."
"Klar, habt Spaß"
"Bitte! Mum ich bin doch gut in der Schu- Moment mal was?", fragte ich überrascht.
"Habt Spaß. Leb. Lieb. Egal ich schlafe"
"Danke! Danke,Danke! Danke!", rief ich überglücklich.

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