Ich trainiere wann immer ich Zeit habe und dass ist, wie ich schmerzlich bemerke, oft. Die anderen Wölfe meiden mich als hätte ich Tollwut.
Mira hat mit mir seit dem Tag der Ernennung nicht mehr geredet und auch wenn ich das nicht bedaure, hat das Auswirkungen auf mich und meinen Anschluss zum Rudel. So oft ich kann bin ich am See, der mein einziger Freund geworden ist, ich spreche kaum noch mit anderen Wölfen, auch nicht mit meiner Familie, außer meine Mutter, sie steht mir konsequent bei und versucht meinen Rücken zu stärken, vom Rest schotte ich mich von ab. Und dennoch, wenn ich in der Dunkelheit in unseren gemeinsamen Bau zurückkehre, spüre ich die Blicke der anderen auf mir, sich wie Maden in meine Wunden graben.Mein Körper ist stärker geworden, ich war nur ein kleiner, unwissentlicher Welpe ohne Erfahrung oder sonderlich viel Bewegung, doch durch meine langen Streifzüge, durch meine unermüdliche Arbeit die Beste zu sein, ohne einen Vergleich zu haben bin ich stark geworden und die Muskeln treten bei jeder Bewegung unter meinen glatten Sommerfell hervor.
Leena ist mein Anker, ich kann ihr alles sagen und sie versteht mich, sie ist die Einzige die das tut, ihr ist es egal das ich anders bin, sie liebt mich genauso innig wie am ersten Tag.
Sie ist die einzige meiner Familie, die noch mit mir spricht. Marley ist freundlich aber auf Abstand und Aika ignoriert mich einfach, der Einfluss des Rudels färbt mehr und mehr auch auf sie ab...Ich bin wie fast immer im Wald am See, wie so oft ist die Einsamkeit mein Begleiter.
Ich habe solange voller Wut gegen einen Baum gekämpft, bis meine Ballen blutig und geschwollen waren, jetzt liege ich auf den harten Kieseln am Ufer des Sees und beobachte die Wildgänse, die im Wasser paddeln.
Ich stehe langsam auf, den Blick immer noch auf die Gänse gerichtet und gleite ins Wasser, es ist noch kalt aber auszuhalten, irgendwie angehem an meinen Ballen. Ich schwimme so lautlos wie ich kann in die Nähe der Gänse und versuche dabei so tief wie möglich mit dem Kopf an der Wasseroberfläche zu schwimmen.
Ich bin ganz nah an ihnen, atme tief ein, langsam lasse ich mich sinken bis meine Schnauze unter Wasser ist.Ich öffne die Augen und sehe um mich das grüne Wasser durchzogen von Algen, unter mir vollkommene Schwärze.
Ich tauche etwas tiefer, der Druck auf meinen Ohren nimmt zu, doch bis jetzt ist noch alles angehem, das Gefühl getragen zu werden ist beruhigend und ich spüre, wie meine gehetzten Muskeln sich langsam an die Bewegungen gewöhnen.
Mein Blick wandert nach oben, jetzt kann ich die Gänse sehen, eine kleine aber alte Gans schwimmt fast direkt über mir, ihre Federn sind spährlich und ihre Bewegungen langsam Ruhig paddle ich höher und dann, mit einem schnellen Pfotenschlag ziehe ich sie unter Wasser. Sie schreit laut auf und schlägt mit den Flügeln, unerbittlich schlage ich meine Zähne in ihren Hals, reiße den kleinen Kopf von dem schmalen Hals.
Blut färbt das Wasser, das um mich herum schwabbt und dann auch mein Fell mit der unübersehbaren Farbe des Lebens einfärbt.
Die anderen Gänse sind laut schnatternd davon geflogen, sie kümmern mich nicht denn ich trage meine Beute zufrieden an Land.
Ich genieße jeden Bissen meiner ersten, selbsterlegten Beute und nage alles bis auf die Knochen ab. Mein Magen ist voll und ich habe das Gefühl das er sich gleich umdreht. Ich entferne mich etwas von meiner Futterstelle, an der Federn und Knochenreste verstreut sind und lege mich flach auf die Seite, ich genieße das warme Sonnenlicht.
Ich will mich um meine Pfoten kümmern, die immer noch aufgerissen sind, langsam und vorsichtig entferne ich mit der Zunge Rinde- und Algenstückchen, dann kümmere ich mich um mein Fell, putze es, bis es wieder weiß in der Sonne glänzt, ich fühle mich etwas eitel, wie ich mich in der Sonne um mich selbst drehe, aber ich habe das Gefühl, das ich es mir gönnen kann, nach dem heutigen Erfolg.
Ich reiße mich zusammen, ich muss zurück zum Rudel, es ist spät und wenn ich zum Sonnenuntergang da sein will muss ich los. Ich trabe in einem zügigen Schritt, den ich mir im laufe der Zeit angeeignet habe. Er ist gut für lange Strecken gebrauchbar und ich werde davon nicht so schnell müde, als wenn ich mich hetzen müsste.
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Der albino Wolf
FantasyShakira ist anders als die anderen Welpen, die anderen meiden sie, lachen sie aus oder ignorieren Sie. Irgendwann ist ihr das zu viel und sie verlässt das Rudel und zieht durch die Wildnis wobei sie viele Dinge erfährt und erlebt.