Der albino Wolf

9. Kapitel

Ich starre ihn an und versuche gleichzeitig neutral und uninteressiert zu wirken.

Ich erwarte irgendwie, dass er aufsteht und 'reingelegt!' schreit. Oder das er aufsteht nach draußen rennt und behauptet ich hätte ihn töten wollen, das er mich täuschen will und sich einen Spaß erlaubt.

Aber er steht immer noch vor mir und beobachtet meine Reaktion. Als ich aber nicht reagiere richtet er sich wieder auf und trottet zurück zu seinem Nest, dort dreht er sich einmal um sich selbst und lässt sich dann auf das Moos fallen.

"Du glaubst mir nicht" sagt er etwas enttäuscht und sieht mich dann unverwandt mit seinen gelben Augen an.

Ich nicke einfach nur, vielleicht etwas respektlos gegenüber dem zweithöchsten Rang im Rudel, aber das ist mir egal, ich will nicht leichtsinnig glauben was dieser Wolf mir erzählt.

"Früher, als ich jung war, gab es zu den Kämpfern, Jägern und Trägern noch eine zusätzliche Aufgabe für besondere Wölfe. Es waren nie viele, nie mehr als drei. Sie hießen Die Elite. Ihre Aufgabe war es den Anführer mit ihrem Leben zu beschützen und alles was er will ohne Protest und Widerworte zu machen. Dazu gehörte auch das beseitigen von Wölfen die den Anführer verärgert haben. Unser Rudel ist oder war nicht das einzige, das eine Elite hatte, viele andere Rudel haben die selbe Art mit Problemen umzugehen, ob bei einem Streik oder einer Verbannung"

Er wirkt abwesend als er erzählt, als würde er sich an etwas erinnern, was vor langer Zeit geschehen ist, ich lausche seinen Worten atemlos und kann nicht glauben was er mir erzählt und auch nicht warum. Eine Gruppe von Wölfen die andere Wölfe tötet oder verjagt, sicher eine Schauergeschichte um Welpen auf dem rechten Weg zu halten.

Ich räuspere mich kurz als der alte Wolf seine Geschichte unterbricht und Merlin schüttelt seinen Kopf um seine Erinnerungen zu vertreiben.

"Diese Elite wurde offiziel abgeschafft, aber sie existiert immer noch. Die Jäger haben mehr oder weniger unbewusst die Aufgabe übernommen, sie tun was ihr Alpha sagt, wie jeder andere Wolf nur tun sie noch Dinge, die kein anderer tun würde. Deine Mutter hielt dich für etwas besonderes und-"

"Bin ich das, besonders?" Unterbreche ihn interessiert an seiner Antwort. Er sieht mich ernst an und überlegt kurz. Ich bin froh das er nicht einfach unüberlegt antwortet sondern wirklich darüber nachdenkt.

"Ja auf deine Weise bist du etwas besonderes"Sagt er ohne böse Hintergedanken und lächelt kurz zu mir durch die Dunkelheit.

"Wie gesagt deine Mutter an hat dich geliebt, sie überredete Ahron das er dich zu einer Jägerin macht. Ich war dabei, als Leena ihn überredet hat und ich muss sagen, ich bin stolz auf sie." Verwundert sehe ich Merlin an aber frage nicht nach, vielleicht hatte er ein enges Verhältnis zu meiner Mutter, ich habe die beiden jedoch nie zusammen gesehen.

Sein Gesicht ist so voller Traurigkeit, ich habe das Gefühl dass der Tot meiner Mutter nicht einfach der Tot eines Rudelmitgliedes war, sondern das sie ihm persönlich auch etwas bedeutet hat.

"Im Wald hat Ahron dann die Jäger auf Leena gehetzt, sie hat so etwas schon vermutet, sie kennt Ahron und seine Meinung zu fremden Dingen. Als sie mir von ihrer Vermutung erzählt hat, riet ich ihr zu verschwinden. Das hat sie dann auch getan, aber sie war nicht schnell genug. Die Jäger haben sie getötet. Ahron war zufrieden damit, er hat nicht erwartet das jemand Leena finden würde, abseits und fern vom Rudel, die Jäger kannten die Stelle, sie würden dort nicht jagen und die Träger und alle anderen von diesem Ort fernhalten. Nach ihrem Tot hatte er nur noch ein Problem, dich." Er stockt kurz und ich sehe das es ihm nicht leicht fällt darüber zu sprechen, ich nicke ihm aufmunternd zu und er atmet tief ein, meine Neugierde scheint ihn aufzumuntern und anzuspornen.