F I F T E E N

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Selena

Harry brachte mich ins Zimmer und befahl mir hier zu bleiben. Dann machte er wie immer die Tür zu und mir blieb nichts anderes, als mich wieder ans Fenster zu setzten und zu warten.

Trey hat Harry angerufen..

Trey hat Harry wirklich angerufen!!!

Innerlich machte ich Freuden Sprünge. Er tat also etwas um mich zu retten. Um mich hier raus zu bringen. Ich konnte es kaum fassen. Er meinte es also wirklich ernst mit uns.

Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen. Ihn wieder zu umarmen und ich hoffte das er schnell hier sein würde.

Plötzlich wurde die Tür auf gerissen und ich zuckte zusammen. Harry kam rein und ich stand auf.

"Was hat er gesagt?", fragte ich und er kam zu mir.

Harry legte seine Hände auf meine Wangen und schaute mir tief in die Augen. Sein Blick war voller Trauer und ich verstand nicht wieso. Er war nicht so. Er war immer sauer und böse, aber jetzt war er nichts des gleichen.

"Ich werde dich nicht ihm ausliefern. Du gehörst mir und das bleibt auch so. Ich lasse dich nicht gehen, Kitten. Niemals.", sagte er in einem flüster Ton und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann umarmte er mich fest. Ich weiß nicht wieso, aber ich erwiderte diese Umarmung.

Aus irgendeinem Grund tat er mir leid. Er war ein junger Mann der einfach nur verliebt war. Wenn auch krankhaft. Ich weiß nicht, was Harry für eine psychische Krankheit hat, oder ob er überhaupt eine hat, aber was ich weiß war das er sofort austicken kann. Und ich vorsichtig sein muss.

Ich löste mich von ihm und legte diesmal meine Hände auf seine Wangen. Ich hatte einen Plan. Diesmal würde er funktionieren. Ich würde nicht so dumm wie beim letzten mal sein.

Er soll denken, dass ich ihm vertraue und für ihn da bin. Auch wenn das er größte Mist ist und ich es nie tun werde.

Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen.

"Alles wird wieder gut. Keine Sorge.", sagte ich.

Er schaute mich durchdringend an, ehe er dann meine Hände unfasste und mir einen Kuss auf meine Lippen drückte. Ich neigte meinen Kopf etwas nach hinten und erwiderte es. Es war mehr als ungewollt, aber wenn ich hier raus will, muss ich da wohl oder übel durch. Etwas anderes gab es nicht.

*

Nach dem Kuss, sprachen wir nicht mehr mit einander. Das einzigste was er sagte war, dass ich mich anziehen soll und jetzt sitzen wir im Auto.

Unser Weg führte uns in eine ziemlich verlassene Gegend am Hafen. Alte Lagerhäuser reihten sich hier dicht an dicht und wirkten mit ihrer heruntergekommenen Fassade nicht sehr einladend. Zumindest ein Teil, den ich im spärlichen Licht der wenigen Straßenlaternen erkennen konnte. Und das Lagerhaus, vor dem der Wagen dann zum Stehen kam, wirkte noch ungeladener, als all die anderen zusammen.

Kahle Wände aus altem Backstein, auf denen Sprayer sich verewigt hatten. Sinnlose Schriftzüge, die vieles waren, aber sicher keine Kunst. Drumherum wuchs vereinzelt braunes Gras, das mehr tot als lebendig aussah und eine verrostete Feuerleiter führte aufs Dach. Der einzige Unterschied zu den anderen Lagerhallen hier waren die Fenster. Sie waren alle in Ordnung. Okay, vielleicht hatte eines mal einem Sprung, oder blinde Flecken, aber den Regen würden sie wohl abhalten können - den größten Teil zumindest.

Auf dem kleinen heruntergekommenen Parkplatz standen mehrere Autos.

Ich ließ meinen Blick misstrauisch über die Umgebung wandern und fühlte mich dabei gar nicht wohl. Das war kein Ort, an dem ich sein wollte, nicht mal bei stahlendem Sonnenschein. Und die Dunkelheit machte es noch unheimlicher.

"Was machen wir hier?"

Harry warf mir einen kurzen Blick zu.

"Ich muss hier etwas klären."

Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und starrte dann einen Moment nachdenklich durch die Windschutzscheibe. Die ganze Fahrt über war er schon nachdenklich gewesen, abwechselnd mit gereizt.

Er stieg aus dem Wagen und knallte die Tür lieblos zu. Ich tat es ihm gleich.

Er streckte mir seine Hand aus, die ich sofort nahm. Dieser Ort war mir nicht ganz geheuer.

Harry ging mit mir in die riesige Lagerhalle. Was ich dort sah, war alles andere als schön. Mehrere Räume und ein lila-rotes Licht. Ein paar Türen waren offen in die ich neugierig einen Blick rein warf.

Matratzen, das war das einzigste was dort war. Abgesehen von manchen Mädchen die dort auf den dreckigen Matratzen schliefen. Ein paar standen auch im Türrahmen und beobachteten mich und Harry.

Geschockt schaute ich zu ihm, woraufhin er nur grinste und den Druck auf meine Hand verstärkte.

"Was soll das hier alles?", flüsterte ich.
"Später.", antwortete er nur knapp und öffnete eine Tür am Ende des Ganges. Hier war das Licht besser und heller.

Es war ein schlichtes Büro, was meiner Meinung nach hier überhaupt nicht rein passt. Low budget war das hier auf jedenfall nicht. Im Gegensatz zu draußen.

"Harry.", sagte ein etwas stämmiger Mann erfreut und stand von seinem Bürostuhl auf. Harry ließ meine Hand los.

"Lui."

Harry umarmte den Mann, ehe dieser zu mir rüber schaute.

"Du hast eine neue für mich?", fragte er und meine Augen weiteten sich. Sofort schaute ich hilfe suchend zu Harry, dessen Blick nicht mehr so erfreut war.

"Nein.", sagte er sauer. "Sie gehört zu mir."

Er legte einen Arm um mich und Lui hob beschützend die Hände.

"Wenn das so ist. Was machst du hier?"

"Können wir erst einmal..?", fragte er und zeigte mit dem Kopf kaum merklich in meine Richtung.

Lui grinste und rief einen Mann. Wieder schaute ich zu Harry.

"Geh mit ihm. Ich brauche nicht lange. Keine Sorge.", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich nickte, auch wenn ich nicht wollte.

Der Mann, den Lui gerufen hatte, hielt mir eine Tür auf und ging mit mir wieder durch diesen Gang. Wieder schaute ich mich um. Als der Mann dies bemerkte, machte er eine Tür zu.

"Es ist unhöflich, in anderer Privatsphäre zu schnüffeln."

"Tut mir leid.", sagte ich leise und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr.

Der Mann ging mit mir nach draußen und brachte mich etwas weiter von der Lagerhalle zu einer Bank.

Wer würde hier schon freiwillig sitzen wollen?

Darkness returnsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt