Zuhause

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Nach meinem kurzem Fußmarsch, kam ich an dem Block an, kramte die Schlüssel aus meinem Rucksack und betrat den Hausflur, zwei Stockwerke später, öffnete ich die Wohnungstür und rief ,,hey, jemand da?". Prompt flog die Tür zum Bad auf,, Mel" Kate stand nur mit einem Handtuch bedeckt vor mir, ihr braunes Haar tropfte so sehr, dass sich zu ihren Füßen ein kleiner See bildete und bei mir die Vermutung aufkam sie wäre direkt aus der Dusche gesprungen, soweit sie dem Schlüssel im Schloß gehört hatte. War es möglich unter der Dusche den Schlüssel zu hören?. ,, Was läuft?" braune Augen die mich fragend, amüsiert anblickte, ich blickte ebenso amüsiert zurück und antwortete ,,Dein Handtuch", es rutschte, langsam, aber es rutschte, zeigte mir nun mehr von ihrem Schlüsselbein als noch vor ein paar Sekunden, Minuten, wie lang hatte ich daran gedacht, das sie aus der Dusche gesprungen war.

Kate schaute auf sich herab, grinste mich dann neckisch an und meinte ,, Ach, scheiß drauf" mit diesen Worten riss sie sich das Handtuch vom Körper und tänzelte nackt vor mir. Ich merkte das ich knallrot wurde, ich war schon eine Weile mit Kate und den anderen beiden befreundet, doch an die herrschende Offenheit hatte ich mich noch immer nicht gewöhnt. Naja, noch nicht ganz, ich stotterte nicht mehr und starrte auch niemand mehr an wie in Trance. War schon ein Erfolg, ein minimaler, aber existierte. diesmal lachte ich nur ,,Solang du mir nicht die Kleider vom Leib reißt, ist alles gut" meinte ich scherzend. Kate zwinkerte mir zu,, Ach komm, du stehst doch drauf" piesackte sie mich, worauf hin ich ihr das Handtuch ins Gesicht warf, nachdem ich es vom Boden geklaubt hatte ,, Zieh dir was an".

Lächelnd, erfreut von dem vertrauten miteinander, ging ich ins Wohnzimmer. Auf dem braunen Ledersofa lag Maja und schlief. Fasziniert blickte ich auf sie hinab, und bestaunte den Speichelfaden, der aus ihrem Mundwinkel hing. Mir war bewusst das Kate sich recht erfolgreich vor der Schule drückte, doch Maja nun schlafend hier vor zu finden verwunderte mich, dass Lauren dem ganzen ihrem Segen gegeben hatte, konnte ich mir auch beim besten Willen einfach nicht vorstellen. Kate kam jetzt angezogen ins Zimmer, blickte auf Maja, äußerte ,,Pennt die immer noch?" und ohne erbarmen schüttelte sie Maja den Rest einer Wasserflasche, die geöffnet auf dem Tisch stand über den Kopf. Diese schreckte hoch und schaute sich verwirrt, suchend nach der Gefahr u., die sie geweckt hatte.

,,Himmel, ab unter die Dusche, du stinkst!" befahl Kate ihr mit einem scharfen Tonfall und ich beobachtete, wie sie sich vom Sofa auf rappelte, die Decke hinter sich herziehend, und sich dann ins Bad begab. Kate schüttelte vor Unverständnis den Kop,,Das sie sich so anstellt" murmelte sie, aus dem Bad drangen dazupassende Kotzgeräusche. Ich lächlte nur ,,Du bist ja auch Weltmeisterin im Saufen". Kate fasste meine Aussage als Kompliment auf und strahlt mich an, bevor sie ihre Stirn in Falten legte und fragte ,,Was machst du eigentlich schon hier?"

,, Ach" ich ließ mich auf's Sofa plumpsen ,,Meine Lehrerin musste mir unbedingt eine Predigt halten, da hatte ich kein Bock mehr auf den Dreck" meinte ich schließlich, nachdem ich unsicher hin und her geschwungen war was ich sagen sollte. Kate reichte mir eine Cola Dose, sie war gekphlt, frisch aus dem Kühlschrank. ,,Übertreibe das ganze nicht, ich weiß ich bin nicht das glänzende Beispiel, aber weißt du Lauren redet manchmal echt scheiße, doch in dem Thema hat sie recht. Noch kümmert es dich ein Dreck, aber wir werden auch nicht jünger. Man kann nicht ewig so weiter machen"

Ich schaute sie zweifelnd an ,,Und darum sitzt du hier und säufst dir jeden Tag die Birne weg? Oder schlimmeres? Mich juckt das Später nicht, bis dahin hab ich mich eh tot gesoffen" Wut wallte in mir, denk an später, denk an deine Zukunft, alles leicht gesagt, aber ich bring mich einfach bis dahin ins Grab. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, Lauren kam.

Aus dem Flur erklang die mir so vertraute Stimme ,,Bin wieder da". Ich führte die Dose zum Mund und dachte über das nach was Kate gesagt hat. Früher hatte ich mir immer Sorgen um meine Zukunft gemacht, doch ich wollte kein Später, ich wollte ein jetzt.
Lauren kam ins Wohnzimmer geschlendert ,,Hey Kleine, was machst du schon hier?" goldbraune Augen fielen überrascht auf mich, ich spürte das Blut in meinen Wangen, ein Übel das ich nicht abstellen konnte.

Lauren und auch die Anderen hatten die Angewohnheit mich Kleine oder Kleines zu nennen, da ich die jüngste war in unserer Runde. Lauren war die Älteste von uns, obwohl Kate nur etwa 5 Monate zurück lag.
Lauren war allgemein das Goldenebeispiel, das gute Vorbild in der Runde. Sie ging auf's Gymnasium, hatte ein 1er Durchschnitt und war eine fleißige Schülerin, aber trotzdem lauerte auch in ihr etwas, etwas geprägt durch ihre Vergangenheit, das sie nur uns und den Leuten offenbaren konnte, mit den denen wir uns rum trieben.

,,Stress in der Schule" war meine knappe Antwort. Sie schaute mich vorwurfsvoll an ,,Melanie". ,,Ja ja, Zukunft und so aber, ach was weiß ich" verzweifelt, zweifelnd verzog ich das Gesicht, suchend nach einer Ablenkung fragte ich,,Sehen wir uns später?". Lauren verwarf ihren Blick und lächelte mich, präsentierte ihre Weißen Zähne und stimmt mit ,,Ja klar" zu. Maja kam währenddessen aus dem Bad getrottelt ,,Lasst mich bis zum Abend schlafen und ich bin so gut wie neu" war ihr Satz bevor sie vorne über wieder aufs Sofa fiel. Sie sah aus wie von einer Klippe gefallen und dann dreimal überfahren, um es mild aus zu drücken.

Ich verabschiedete mich recht schnell nachdem ich meine Dose geleert hatte, da die übliche Zeit fast um wahr die die Schule andauert und machte mich auf den Weg nach Hause. Als ich ins Haus kam war das erste was ich hörte ,,Wo warst du?!" der Liebhaber meiner Mom stand vor mir, so das mir seine Alkoholfahne genau ins Gesicht gepustet wurde. Agewidert verzog ich das Gedicht, heute gab es Vodka. ,,Wo hast du Rotzgöre dich rum getrieben?!" schrie er mir entgegen, Spucke verteilte sich auf mein Gesicht, der Ekel wurde größer, Wut und Verzweiflung schlichen sich an.

,,Nirgendwo" meinte ich wie immer kleinlaut und versuchte mich an ihm vorbei zu schieben, doch er drückt mich zurück und schlug zu. Seine Hand landete auf meiner Wange, die Schmerzen nahm ich erst gar nicht wahr, es war der Klang der mir im Hirn rumorte. Der Klang von Haut auf Haut, die Kraft die da hinter lag, verpackt in einem Geräusch. ,,Komm mir nicht so frech, solang du hier lebst, wirst du gefälligst auf mich hören, hast du mich verstanden?!". Meine Wange brante und ich merkte wie die Tränen über meine Wange rinnten, Schmerz und Pein verpackt in Wasser. ,,Ein Scheiß werd ich, du bist nicht mein Vater!"

Wieder riss ich die Tür hinter mir auf und flüchtete zurück in den Hausflur, meine Füße trugen mich wieder zurück zu dem einzigen Zuhause das ich über die letzten Jahre als solches empfand. Diesmal klingelte ich als ich oben an der Tür stand.

ICH BIN FÜR DICH DA!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt