bequem da unten?

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Cara schlief, ihr braunes Haar pauschte sich um ihren mir ersichtlichen Hinterkopf. Ihr Oberkörper war nur halb bedeckt von der Decke die wir uns teilten. Nur hatte ich meine Hälfte schon vor einer Weile zurück geschlagen und blickte stumm auf den Körper neben mir. Die sanften Atemzüge ließen die weichen Konturen von ihr sich immer wieder heben und senken. Ich könnte stundenlang zu sehen, zumindest dachte ich das. Doch ein plötzlicher innerer Tiefschlag ließ mich das Gesicht abwenden, wieder den Tag reflektieren, mit dem Wissen man sollte eigentlich schlafen. Meine Handwanderte neben das Bett, bis ich das kalte Aluminium traf und ich die Bierdose mit bedacht an den Mund führte.

Ich trank zu oft, ich hörte gar nicht mehr auf damit, dachte ich bei mir, während das sich durch die Raumtemperatur erwärmte Bier meine Kehle benetzte. Mein Herz machte ein Sprung bei dem Thema das man aufschob und das doch unermüdlich anklopfte, der Gang zur Schule. Nicht das mein Stiefbruder mich beachten würde, aber ich würde ihn beachten, mein Kopf würde Grübeln. Und ich war gezwungen dazu sitzen und mir Dinge anzuhören, die mir niemals wieder im Leben begegnen werden. Die fehlende Zeit hatte ich auch zu erklären, oder die Erklärung zu verweigern, allem in allem bedeutet der morgigen Tag für mich Stress. Mit einem Blick auf mein Handy korrigierte ich mein Gedanke, der heutige Tag, es war schon kurz nach zwei Uhr, mir blieben noch etwas mehr als 4 Stunden zum Schlafen.

Wieder raste mein Augenpaar zu Cara. Ich wollte sie berühren, ich wollte weinen, ich wollte nicht sein. Und wieder stumm, starrend, blickte ich hinauf an die Decke. Das Zimmer wurde nur durch das herein fallende Mondlicht erleuchtet, mir schwirrten bunte Punkte vor den Augen, sei es vom Bier oder vom ins Dunkle starren, sie waren mir bekannt. Und dann liefen auch schon die Tränen, die Nacht brach über mich hinein, war der Abend noch friedlich verlaufen. Das dumpfe Gefühl das sonst um diese Uhrzeit an mir nagte, hatte sich weit hinten angestellt, zusammen hatten wir Pizza gegessen und eine Serie angefangen. Ich hatte bei ihr auf diesem hässlichen Sofa gesessen, auf den Fernseher gestart und vergessen welche Sorgen ich hatte. Nur kurz war ich nochmal schnell einkaufen gegangen, da mein innere Dämon nach Bier verlangte. Doch nun, wo ihr Bewusstsein ruhte, ihr Körper sich erholte und kein Elektrogerät mir meine Gedankenbahnen blockierte, fiel alles in mir zusammen und fuhr doch Achterbahn.

Ein Zittern schlich sich ein, sowie immer wenn Gefühle in mir tobten. Sie ihr Chaos hinterließen, nur um wieder über mich her zu Rollen, ist es beseitigt. Doch kein Ton kam aus meinem Mund, ich wollte sie nicht wecken, ich wollte sie nicht belasten, zu viel hatte sie in den wenigen Augenblicke die wir teilten, schon erfahren. Die grauen Augen forschten mir in der Seele und ich wusste nicht was sie suchte, ich wusste nichts, war man Freund, wird man Feind. Schnell flog der Kopf von der ein zur anderen Seite, die Gedanken wurden wirr, ein psychotischer Schleier zog sich um sie. Und ich hasste diese Fängen, redeten jeder zweite Gedanke dann davon mich mit dem nächsten Gürtel zu erhängen.

Meine zitterne Hand schwebte eine Moment über Cara ihr Schulter, doch die Sanftheit in jeder ihrer Atemzüge ließ mich das Bett verlassen, meine Hand zurück ziehend, nah an den Körper heran. Hatte ich das Gefühl mich an dem gedanklichen Bild verbrannt zu haben, das sie weckte und Trost fand. Unruhig stand ich im Raum, wollte ihn aber auch nicht verlassen, sollte sie mich nicht wieder auf dem Balkon vorfinden. Ich sollte schlafen, doch mein Herz schlug in einem hässlichen Takt, ich schwitzte. Verdammt nochmal. Also setzte ich mich. Nur nicht zurück ins Bett, das raunen in meinem Hinterkopf gestattet es mir nicht, ich hatte es nicht verdient. Irgendwo in mir wusste ich noch das es Unsinn war, doch kämpfte ich gegen den Gedanken an, wurde es hässlich in mir und jedes Bild meines Gedächtnis schoß plötzlich gegen mich.

Wie lang ich auf den Boden gesessen hatte wusste ich nicht genau, der Schweiß im Nacken und auf der Stirn waren getrocknet. Der Herzschlag war nicht meht so aufdringlich, er tanzte nicht in meinem Ohr, als ich ein Geräusch vom Bett hörte und dann ein verschlafenes ,,Mel?". Sie muss ihr Hand nach mir ausgestreckt haben, oder eher nach mir geschlagen haben, so wie der Aufschlag ihrer Hand auf der Matratze klang. Ich schmunzelte, eine wohlige Wärme durch flutete mich, doch erheben konnte ich mich noch nicht ,,Ich bin hier" murmelte ich. Es raschelte und schon steckte sich ihr Oberkörper über die Bettkante und unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Merkwürdigerweise zog ich diesmal nicht scharf die Luft ein oder hielt sie an.

,,Bequem da unten?" ich lachte, war der Witz nicht gut, so abgedroschen, aber er tat gut, so verdammt gut. ,,Keinesfalls" meinte ich, immer noch breit am Grinsen, nicht wissend ob sie es erkannte, konnte ich selbst auch nur grob ihr Gesicht erahnen. Nur der warme Atem, der leicht gegen meine Haut schlug verriet mir ganz sicher wie nah sie sich mir befand. Ich wollte aufstehen, konnte mich aber auch nicht aus der Situation lösen, doch Cara war mir mal wieder ein Schritt voraus. Sie fasste mich an den Kragen meines Shirtes und zog mit einem gewissen Nachdruck dran ,,Komm ins Bett". Zweimal ließ ich mir so etwas nicht sagen, die Geste sollte beklemmend wirkend, dachte ich mir, stattdessen fühlte ich mich nie wohler, als unter dieser Anweisung.

Ich saß eher als ich lag, das Bier wieder an den Mund geführt. Als ich es weg gestellt hatte, legten sich zwei warme Hände an meine Wangen. Ich spürte sofort wie mir das Blut ins Gesicht schoß. ,,Du machst dir zu viele Gedanken, und vor allem zu düstere" ein Kuss auf die Nasenspitze, ein verwirrtes Stirnrunzeln meinerseits. ,,Versuch zu schlafen, ich bin genau hier" ein Kuss auf die Stirn die sich darauf hin sofort glättete ,,bei dir" und schließlich legten sich ihre Lippen auf meine. Dankend lehnte ich mich in den Kuss. Doch nach rum knutschen war mich nicht zu mute, mein Kopf wanderte schnell in ihre Halskuhle, mein Körper drängte sich an ihren und die Arme die sie um mich legte, machte das ganze perfekt. Ihren letzter Satz, zog durch mein Kopf und das war mir mehr als recht. Mein ganzer Körper lauschte auf ihren Puls, auf ihren Atem, auf die Wärme die sie ausstrahlte. Ihre Hände die auf meinem Körper liegen, haltend, schützend. Vielleicht hätte ich sie wecken können, schoß mir noch durch den Kopf bevor ich in den Schlaf fiel.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25, 2022 ⏰

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