Ich weiß nicht genau wie viel Zeit verging, doch irgendwann erfasste ich in meinem mittlerweile schon recht verschwommenem Blickfeld jemand, oder etwas? Das Lächeln auf meinem Gesicht war fest gefroren, wäre das Schmerzzentrum nicht gerade so betäubt, hätte ich sicherlich Schmerzen in meiner Gesichtsmuskulatur. Ich streifte meine Kopfhöhrer ab und wurde augenblicklich von der Stille die mich umgab erschlagen, irgendwo zirpte eine Grille in der Nähe des Wassers, das meine Nase plötzlich wahrnahm, sowie den Alkohol und Grasgeruch, der mich umgab, was für ein vorbildliches Bild, die Stimme rummorte in meinem Hinterkopf. Und als ich wieder aufblickte, mich dem Moment um mich widmete, kniete Cara schon vor mir.
Zu ers fiel mein Blick auf die weißen Sneakers, ich würde nie weiße Schuhe tragen, bevor ich erschrocken hoch blickte. Mir ihre Anwesenheit so schreckhaft bewusst wurde, sie wirkte surreal in diesem Bild, sie war so still, lag es an mir etwas zu sagen? Mein Kopf drehte, mein Magen schloß sich an, doch ich schaute nicht weg, diese graue Augen, sie blickte mich einfach an, ohne Sorge, ohne Vorwurf, so als würde sie wie ich das Bild erstmal verarbeiten müsste, vielleicht musste sie das? Wie schlimm sah ich wohl aus? Doch sie schwieg, und ich schwieg. Ein Augenaufschlag lang blieb sie noch so vor mir hockend bevor sie sich aufrichtete und mein Herz kurz aufschrie vor Schmerz, ich wollte nicht das sie einfach ging, doch mein hysterisches Herz wurde schnell beruhigt, als sie sich neben mir wieder nieder ließ.
Ich blickte verwirrt zu ihr, sie saß nah, aber nicht so das wir uns berühren würden. Störte mich das? Dann endlich eine Regung von ihr, die ich deuten konnte, ein Lächeln das mich überraschend scharf traf ,,Hast du mir ein Bier aufgehoben?". Hä, erklang es in meinem Gehirn, bevor ich verstand was sie von mir wollte, und tatsächlich, ich hatte ihr ein Bier aufgehoben. Meine Hand zitterte, als ich neben mir in den Rucksack griff, und ihr anschließend einer meiner geliebten Dosen reichte. Sie nahm es dankend an, blickte dann anscheinend grübelnd drauf und meinte ,,Wäre es okay, wenn ich das unterwegs trinke?". ,,Unterwegs?" war nur meine verwirrte Antwort, eine Röte legte sich auf ihre Wangen nieder als sie meinte ,,Ich hab dein Handy vergessen".
Verdutzt schaute ich sie an, sie hatte es vergessen? Ein Lächeln lag auf ihre Lippen und das ganze erinnerte mich an den leicht beschämten Emoji von Whatsapp, bevor ich zu kichern anfing. ,,Du hast das Handy vergessen?". Ihr Lächeln wurde breit, echter ,,Du hast dir doch erst das falsch gegriffen". Da hatte sie natürlich auch recht, ich grinste breit ,,Stimmt natürlich, dann sind wir beide wohl etwas verpeilt" nun lachte auch sie auf, mir gefiel es, ich mag es wenn ich Menschen zum lachen brachte und sie konnte es sicherlich auch gebrauchen, nach der Trennung. Plötzlich biss das schlechte Gewissen kurz und ich kippte schnell mit dem Bier hinter her. Dann schaute ich wieder zurück zu Cara, doch das warme Gefühl das mich eben noch beflügelte, das Kichern verursachte, hatte sich verabschiedet, es machte sich eher ein Druck an den Schläfen breit, das mich die Zähne zusammen beißen ließ.
Warum jetzt? Plötzlich war ich gestresst, das Zittern das mich oft begleitet, wurde stärker, ich zwang mir ein weiteres Lächeln auf, wollte nicht sofort gänzlich die Fassade brechen lassen. Allein der Konsum war schon genügend Ehrlichkeit für jemand den ich wohl nicht kannte. ,,Ich würd mir noch einen drehen, wenn es okay ist, dann können wir von mir aus los" schon in der Mitte des Satzes wand ich den Blick ab, es machte mich unruhig, etwas in mir wollte sie einfach alleine gehen lassen, irgendwas in mir sagte mir, das ich es nicht verdiente, das sie all die Schandtaten und Schmerzen in meinen Augen lesen würde, das war natürlich Schwachsinn, die wenigsten Menschen hatten eine so ausgeprägten Menschenverständnis, jedoch war ich auch jemand, dem man schnell die Gedanke von der Nase ablesen konnte. ,,Alles okay?". Zögernd blickte ich hoch, war wohl in meiner Handlung erstarrt gewesen, gefangen von dem rasenden Gedankengang, was sie wohl sah? ,,Yea" kam es recht unüberzeugend aus meinem Mund, was sollt ich ihr auch schon sagen, wie erklärte man das plötzlich ausbrechende Chaose. Die sich ausbreitende Dunkelheit über Geist und Körper, ironischerweise sprach sie mein Gedanke aus ,, Das klingt nicht sehr überzeugend"
Verdammt, ich nahm noch ein Schluck, um mir Zeit für eine Antwort zu verschaffen, doch was, was, was. ,,Du musst nichts sagen, ich wollte nur fragen" überrascht, das Bier noch im Mund, schaute ich sie wieder an, ob es ihr auffiel, wie oft ich den Kopf hin und her wand? Ist das auffällig viel, ach, schnell schob ich das Thema auf, widmete mich wieder ihr. ,,Danke" kam es aus meinem Mund, meine Stimme wirkte wie angekratzt, eine Tonplatte mit tiefen Spuren. Jetzt wirkte sie überrascht ,,Wofür danke?". Ich machte mich nun etwas entspannter daran mein Joint zudrehen, während ich antwortete ,,Das du nachgefragt hast, aber mir trotzdem die Freiheit gibst nicht zu antworten, das reduziert mein Stresslevel ungemein". Sie schwieg und ich leckte das Pape, bevor ich die Tüte endgültig zusammen rollte und wieder zu ihr schaute, fragend, immerhin bekam ich keine Reaktion.
Sie hatte eine leichte Schieflage des Kopfes, ihr braunes Haar fiel ihr auf den dunkelgrünen Parker, grün, ich erinnerte mich an das stechende Sofa, sie mochte wohl grün. So blickte ich wohl drein, wenn ich etwas sah, das ich interessant fand, was war es wohl bei ihr? Was sagte mir dieser Blick, tiefe Falten legten sich auf meine Stirn ,,Alles gut?" fragte ich diesmal und schnell legte sich ihr Blick ,,Äh"kam stattdessen von ihr, was mich zum Lächeln brachte, es war erleichternd Leere oder Unsicherheit im Kopf jemand anderes zu erahnen, es nahm etwas Druck aus der sozialen Situation. Sie nickte, bevor ihre Stimme, ihre nonverbale Kommunikation unterstützte ,,Ja, ich war nur in Gedanken". In was für welche, schrie mein Kopf auf, und die gerunzelte Stirn kehrte wieder. Warum interssierte es mich so was in ihrem Kopf abging, die meiste Zeit, war ich so sehr mit mir und meinem Innenleben beschäftigt oder dem verdrängen von genau diesem, dass ich meinen Mitmenschen selten Interesse, geschweige denn das angemessene Verhalten entgegen bring.
Doch ich nickte ebenfalls und meinte schlicht ,,In Ordnung" anstatt nach zu harken. Mit leicht zitternen Beinen erhob ich mich, sie folgte meinem Beispiel und als ich nach meinem Rucksack griff, hörte ich das mir so bekannte Zischen ihres Bierś. Mit vorsichtigen Schritten tapste ich nach vorne, um meinen Zustand zu checken, doch trotz der Vorsicht stolperte ich direkt zur Seite, wurde jedoch von ihrer Hand an meinem Arm gehalten ,,Geht es?". Wieder ein Nicken, was für ein nerviger Automatismus ,,Geht". Ihre Hand löste sich von mir und wieder dieser Schmerz, wie verachtet ich meine Sehnsucht nach Nähe doch. Schweigend liefen wir neben einander, doch es machte mir diesmal nicht zu schaffen, ich war daruf fokussiert halbwegs ordentlich zu laufen, anstatt darauf ein Gesprächsthema zu finden. Ich schenkte ihr ab und einen Seitenblick um mich ihrer Anwesenheit zu versichern, doch das genügte mir in diesem Moment. Genügt? Wieder stolperte ich über meinen Gedankengang, was waren denn meine Erwartungen, wenn ich genügend dachte, was lud ich gedanklich jetzt schon ab, auf jemand der sich nur meldete, weil ich nach dem falschen Handy griff?
Frustiert stieß ich Luft aus, es dämmerte langsam und erklärte mir etwas, meine kippende Laune, der Abend, die Nacht verschlang wieder und wieder meine Seele. Ich steckte mir den Joint zwischen den Lippen, doch nach einer schnellen Suche in meinen Taschen entfloh mir ein Fluch ,,Was ist los?". ,,Ich muss mein Feuer liegen gelassen haben" meinte ich, den Joint in den Fingern drehend, wie bekomm ich das Ding denn jetzt bitte an? ,,Hier" da steckte sie mir doch ein Feuer entgege, und ein Moment lang, spürte ich förmlich das Funkeln in meinen Augen ,,Oh mein Gott, du bist ein Schatz" spuckte da schon mein hoch erfreutes Gehirn aus, während ich nachdem Feuer griff, sie lachte über meine Bemerkung ,,Danke, danke". Mir wurde erst jetzt richtig bewusst was ich in meiner Euphorie gesagt hatte und spürte wie sich meine Wangen rot färbten, na prima.
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ICH BIN FÜR DICH DA!
Teen FictionMelanie ihr Leben lief nicht immer wie von ihr erwünscht, launisch, naiv, kindisch, süchtig, alles Adjektive die ihr auf den Leib geschrieben zu sein scheinen. Durchs Leben ziehend ohne Ziel, ohne Traum, voller Hass, bis Cara stolperte und sie mit L...