"Du solltest ihn anrufen.", meinte meine beste Freundin. Im Hintergrund hupte ein Auto laut.
Sie hatte mich vor 10 Minuten angerufen und gefragt, wo ich wäre. Sie hatte sich Sorgen gemacht, da ich nicht mit Heim gegangen war. Nach spätestens drei Sekunden wusste sie, dass etwas nicht stimmte und nach 15 Sekunden erzählte ich ihr alles.
Leicht beschämt und verunsichert.
Jetzt war sie der Meinung, dass Jiho das nicht verdient hätte und ich nicht vor der Sache abhauen sollte. Für sie war das Normal. Sie ist direkt und immer offen mit Jungs gewesen. Auch war sie schon öfters neben Fremden aufgewacht (nicht nur männlich) und deswegen auch schon...in Übung?
"Aber ich weiß nicht was ich sagen soll...", murmelte ich leise. Dabei kuschelte ich mich noch näher an mein Kissen. Ich lag auf meinem Sofa und mir war wegen meinen nassen Haaren verdammt kalt.
"Ach Quatsch! Stell dich nicht so an, Mädchen! Er hat dich wie ein Weltwunder angeschaut. Wahrscheinlich hat er sein Glück selber nicht fassen können! Naja, bis du abgehauen bist. Der arme Junge! Wahrscheinlich weiß er nicht mal was los ist!", schimpfte sie mich, wie eine Mutter ihr kleines Kind.
"Kara...", jammerte ich und schlug mit den Füßen auf mein Sofa.
"Nein! Nicht Kara! Ich lasse dich heute noch in Ruhe und wenn du ihn morgen nicht anrufst, bring ich ihn persönlich vorbei.", warnte sie mich ernst.
"Das wagst du nicht!", rief ich auf. Ohne es zu wollen, hatte ich mich aufgesetzt. Der Gedanke, Jiho vor der Tür zu haben war beuunruhigend.
"Probiere es ruhig aus.", meinte sie arrogant, "Ich spüre es, Schwester. Er hat es ernst gemeint. Bestimmt hockt er traurig Zuhause und zerbricht sich den Kopf, ob er wirklich so schlecht war." Nun klang sie leicht amüsiert.
Ich biss mir auf die Lippe. Musste sie so übertreiben?
"Okay. Morgen schreib ich ihm. Glücklich?", maulte ich und ließ mich zurück fallen. Dabei drückte sich das nasse Haar widerlich in meinen Nacken. Genervt zog ich es vor.
"Mehr als das. Ach ja! Ich komme so um 8te mit Pizza und DVDs- Habe Lust auf Lästern und Essen." Erneut ertönte ein Hupen. Sie musste entweder Einkaufen sein oder auf dem Weg zu Eric.
"Wieso dann die DVDs?", fragte ich. Wenn wir sowieso nur Lästern?
"Ich stehe darauf, wenn nebenbei hübsche Typen im Fernsehr laufen." Ich schwöre, sie zuckte dabei ihre Schultern!
"Du hast Eric, aber gut. Ich leg jetzt auf. Muss noch Putzen.", sagte ich bescheid. Wir verabschiedeten uns und lagen auf. Stöhnend drückte ich mein Gesicht in das Kissen und atmete tief ein.
Herr lass mich das überleben!
__
Ich hatte überlebt.
Was ich ein bisschen bereute, da ich vor fünf Minuten, auf Karas Dränge, Jiho geschrieben hatte.
Sie war natürlich gleich danach gegangen. Es war gestern doch länger geworden und sie hatte hier geschlafen, was sich wie gesagt, nicht zu meinem Vorteil gewesen war. Naja, jetzt wusste Jiho wo ich wohne. Er hatte auf meine Nachricht nur mit einem "Okay. Bin gleich da." geantwortet.
Jetzt saß ich nervös auf dem Sofa und knetete meine Finger. Ich hatte es bei einer Jogginghose und einem schlichten Shirt gelassen. Meine Haare waren zu einem Zopf gebunden. Schließlich hatte er mich schon nackt gesehen, also wenn juckt es. Meinen roten Wangen zu urteilen, mich ein bisschen, aber egal.
Ich musste einfach einen klaren Kopf bewahren!
Plötzlich klingelte es und ich zuckte zusammen.
Gott, war er schnell!
Unsicher ging ich zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand ein Jiho, der fast genauso aussah wie ich. Nervös und...chillig gekleidet. Seinen Haaren waren auch zu einem Zopf gebunden. Ungewollt musste ich Lächeln. Wir hatten fast einen Partnerlook! Ihm fiel das auch auf und die Nervosität verschwand kurz.
"Guter Treffer.", begrüßte er mich.
"Kann ich nur zurückgeben." Ich öffnete die Tür noch mehr und machte klar, dass er rein konnte.
Mit einem großen Schritt stand er im Flur. Die Tür zu und ein gemeinsamer Weg zum Wohnzimmer war alles, bevor eine unangenehme Stille entstand. Jiho stand mitten im Raum und ich am Eingang. Wir schauten uns an. Obwohl ich an meinem Shirt rumspielte. Er holte leicht Luft.
"Also? Was gibts?", fragte er.
Mein Griff wurde leicht fester und ich schaute kurz auf. Er sah gelassen aus. Zu gelassen. Das war nicht echt.
Warte! Woher möchte ich das wissen?
"Ich...-Also...-Wegen dem...-Du weißt schon.", stammelte ich nervös.
"Nimm mir das nicht übel, aber ich weiß gar nichts.", unterbrach mich Jiho. Er klang leicht enttäuscht. "Aber ich weiß, dass du vorgestern einfach abgehauen bist. Ohne zu erklären wieso. Weißt du was für Vorwürfe ich mir gemacht habe? Die Jungs hatten sogar gedacht, ich hätte dir weh getan oder so."
Meine Augen wurden leicht größer.
Weh getan? Wie kamen sie darauf?
"Du hast mir nicht weh getan! Wie auch?", brachte ich verwirrt hervor.
"Das haben sie nach einer Erklärung auch geglaubt.", erklärte er und fuhr sich hetzig übers Gesicht. "Jay und Simon haben am Ende eher gedacht, dass du noch unerfahren oder so bist. Was natürlich nicht logisch wäre."
Jetzt wurde ich aber so richtig rot.
"Ich meine du bist ja schon älter und so uner- Warte wieso bsit du so rot?"
Ich hatte ihn die ganze Zeit angeschaut und nun starrte er schockiert zurück.
"Nein. Nein! Du bis niemals eine-", stammelte er ungläubig.
"Irgendwie schon.", unterbrach ich ihn ebenfalls stotternd.
Sofort entstand eine Stille, die jeden erdrückt hätte.
"Ich glaube, ich muss mich setzen.", flüsterte er. Sofort eilte er zum Sofa und ließ sich fallen. Er war ziemlich blass geworden.
"Alles okay?", fragte ich nun besorgt und ging auf ihm zu. Wenn er jetzt durchdrehte, weiß ich nicht was ich machen sollte.
"Jaa...Brauch nur einen Moment.", brachte er hervor. Ich ließ mich neben ihn nieder und schaute ihn unbeholfen an.
"Wirklich.", fragze ich erneut.
"Ja. Nur eine kleine Pause."
Ich biss mir auf die Lippen und fing wieder mit dem Kneten an.
"Ich hätte es sagen sollen. Das weiß ich jetzt, aber ich habe mich so...geschämt.", versuchte ich zu erklären.
Sofort fuhr er hoch und schaute mich böse an. Mir fiel die unangenehme Nähe sofort auf.
"Geschämt? Wie kommst du denn darauf? Gott, wir sind im 21. Jahrhundert! Der Einzige der sich ärgern sollte, müsste ich sein, weil ich das nicht gecheckt habe! Mann! Ich habe wahrscheinlich alle Chancen bei dir verspielt!", rief er aufgebracht.
Ich blickte ihn verunsichert an.
"Chancen? Welche Chancen?", fragte ich leise.
"Du kapierst auch gar nichts oder, Yeong? Ich mag dich.", sagte er und grinste dabei schief.
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Boy $ Girl
أدب الهواةYeong hat gerade ihr Studium absolviert und möchte eigentlich nur etwas entspannen und feiern, bis es mit dem Arbeiten losgeht. Doch genau jetzt, wo alles etwas ruhiger werden soll, trifft sie durch die Liebe zum Eis und der Gewohnheit mitten in der...