Plötzlich flog die Tür auf, welcher der Wärter sicherheitshalber geschlossen hatte, da ich bereits versucht hatte, ihn in der Zelle einzusperren und zu fliehen. Es hätte auch fast geklappt, wäre durch den Lärm nicht ein zweiter Wächter gekommen. Erschrocken schaute ich auf und auch der Wärter schien verblüfft zu sein. In der Tür stand ein großer Mann mit kräftiger Statur, hinter ihm, im Flur ein weiterer Gefängniswärter. Mehr konnte ich in dem schummrigen Licht nicht erkennen. "Aufstehen! Sofort!", bellte der Mann in einem Ton, der mich zusammen zucken ließ. Der Wärter stellte sich gerade hin und auch ich versuchte mich trotz Schmerzen auf zu rappeln. Doch meine dünnen Beine klappten unter meinem abgemagerten Körper zusammen und ich fiel wieder auf den Boden. Der Mann brüllte: "Helfen Sie dem Mädchen, verdammt nochmal!" Der Wärter zog mich an den Haaren hoch. Ich verzog vor Schmerzen das Gesicht, gab aber keinen Laut von mir. Wenn man in den Straßen Afghanistans überleben wollte, durfte man keine Schwäche zeigen. Der Mann kam auf mich zu und nahm mich fast schon zärtlich aus den Armen des Wächters. Er hielt mich vorsichtig am Arm, so dass ich selbstständig auf zitternden Beinen gehen, aber falls ich wieder zusammen brechen sollte, mich auf ihn stützen konnte. Der Mann geleitete mich aus dem Gefängniskeller heraus und nach oben zur Straße. Als ich in das grelle Sonnenlicht blickte, musste ich die Augen schließen, da es so blendete. Nach ein paar Sekunden konnte ich wieder etwas sehen. Mein Retter, wie ich ihn heimlich nannte, hatte den ganzen Weg über kein Wort gesagt, doch jetzt fragte er freundlich: "Hast du Hunger oder Durst?" Dabei sah er mir tief in die Augen. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte es nicht. Darum nickte ich einfach nur. Er zog mich vorsichtig zu einem Café auf der anderen Steaßenseite. Als wir den Laden betraten, bimmelten kleine Glöckchen über unseren Köpfen. Er steuerte auf einen Tisch in der hintersten Ecke zu, an dem bereits eine junge Frau und ein gleichaltriger Mann saßen. Sie lachten. Als wir näher kamen, blickten sie auf.
Mein Retter umarmte die Frau und schlug bei dem Mann ein. Es wirkte als kannten sie sich schon ewig.
Er setzte sich neben den Mann, aber ich blieb stehen. Ich war misstrauisch und hatte keine Ahnung warum er mich aus dem Gefängnis geholt hatte. Es ging alles so schnell.
,,Ruia, das ist mein Bruder Xavier und das ist Crystal und ich bin Victor, Victor Benedict",stellte er sich vor, aber ich achtete nicht wirklich darauf. Mich interessierte eher die Tatsache, dass er, ein todfremder Mann, meinen Namen kannte.
Oder war er vielleicht doch nicht so fremd wie es schien?
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Lost Ruia (Macht der Seelen FF)
FanfictionVerurteilt. Gefangen. Allein. Ruias Leben ist zerstört. Wie konnte etwas Gutes nur so falsch aussehen? Verzweifelt versucht sie zu entkommen aber jeder Versuch scheiterte kläglich. Doch dann bekommt sie Hilfe: Sein Name ist Victor Benedict. Doch ka...