Kapitel 1

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Ich saß auf meiner Pritsche und starrte verzweifelt auf die Tür.
Ich saß hier jetzt schon seit sechs Wochen fest und hatte alle Fluchtmöglichkeiten ausprobiert. Es konnte klappen. Das wusste ich. Von den anderen Gefangenen in meinem Gang hatte ich gehört, dass schon mehrere fliehen konnten. Allerdings waren sie schnell wieder eingefangen und es wurde nur noch schlimmer. Ich hatte die Schusswunde an meiner Schulter so gut versorgt wie es in diesem kleinen Loch nun mal ging, doch ich hatte gespürt, dass die Streifwunde sich entzündet hatte. War aber auch kein Wunder, bei der schlechten Hygiene die hier unten herrschte.
Der Steinboden war eisig kalt und die Wand ähnelte dem Boden so sehr das man leicht die Orientierung verlieren konnte. Das kleine Fenster war mit stählernen Stangen verbarrikadiert, sodass das Licht nur jämmerlich hineinschimmerte.
Das kleine Bett war das einzige, was in meiner kleinen Unterkunft stand. Und das furchtbare war, dass es kaum eine Hoffnung gab, das ich jemals wieder hier raus käme. Es gab nicht mal eine Familie, die mich vermisste. Vielleicht war ich deswegen, so erpicht darauf anderen zu helfen. Aber jetzt sah man ja, wo mich das hin gebracht hatte.
Ich fühlte mich so alleine wie noch nie. Warum hatte ich das verdient?
Die Tür flog auf und ein Gefängniswärter, der mich immer folterte, trat ein.
War es schon wieder Verhörzeit?
Hier drinnen, abgeschattet von Gott und der Menschheit, verlor man schnell das Zeitgefühl. Schneller als man dachte.
,,Miss Jawed! Sie wollen uns immer noch nicht erzählen, was sie gemacht haben um dieses Kind zu retten?"
,,Ich habe nichts getan! Ich...ich bin unschuldig!"
,,Sie sind eine kaltschnäuzige Hexe! Und das werden sie bereuen!"
Nie und nimmer würde ich Ihnen erzählen was ich war, aber ich war verdammt noch mal keine Hexe. Und kalt war ich auch nicht.
,,Sie müssen sich versehen haben!"
,,Miss Jawed! Wir sind nicht blind! Wir erkennen Hexen!"Er sprach das Wort aus als wäre es irgendein verfaultes Gemüse.
Ein Schlag traf mich.
Es schmerzte, aber ich schrie nicht.
,,Sprechen, sie!"
,,Nein!"
Ein weitere Schlag seiner peitschen traf mich an Rücken und ich spürte wie sich rote Striemen bildeten.
,,Es wäre alles so einfach!"
Wieder ein Schlag und diesmal direkt auf meine entzündete Schulter.
Ich schrie auf vor Schmerz und krümmte mich auf dem Boden zusammen. Mein ganzer Körper schmerzte und zum zehntausenden Mal fragte ich mich warum genau ich das verdient hatte...


 

Lost Ruia (Macht der Seelen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt