Traum oder Alptraum?

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TRIGGERWARNUNG

Am nächsten Morgen wachte ich, zwar mit Schmerzen, aber glücklich auf, denn ich konnte heute wieder zu Taddl. Zack war schon weg und würde erst heute Abend wieder kommen, das bedeutete, ich hatte den ganzen Tag mit Taddl. Ich beeilte mich, fertig zu werden und macht mich dann direkt auf den Weg zu meinem neuen und einzigen Freund.

Ich klingelte und er öffnete mir grinsend. "Glaub mir, ich bin so froh, dass du da bist."

Ich lächelte. "Ich bin so viel glücklicher als du."

Ich betrat das Haus, merkte aber, dass Taddl die Blutergüsse an meinem Kiefer sehr wohl registriert hatte. Als ich mich zu ihm drehte, sah er mich ernst an.

"Warum hat er das getan?"

Ich seufzte. "Er hat mich gefragt, ob ich ihn liebe und ich hab dazu nichts gesagt."

"Wo hat er dich überall geschlagen?"

Ich blinzelte verwirrt. "Ähm Gesicht und Bauch?"

"Wo im Gesicht?"

"Alter!"

"Wo?"

"Kiefer, Nase und rechtes Auge mussten ziemlich dran glauben."

"Wie lang hat er dich geschlagen?"

"Wie lang? Was weiß ich, zwanzig Minuten oder so?"

Taddl griff in einen Schrank, holte eine Salbe heraus und zog mir die Jacke aus. Er drückte mich an den Schultern auf eine Treppenstufe und begann mein Gesicht einzucremen. Ich schaute ihn dabei an, genau in seine Augen und obwohl er das auch tat, wandte ich meinen Blick nicht ab, auch wenn ich nichts mehr hasse als mir mit Leuten ein Blickduell zu liefern. Außer bei Taddl, denn ich gewann.

"T-Shirt aus", befahl er, aber ich bewegte mich nicht. Er zog eine Augenbraue hoch. "Komm schon."

"Taddl, das muss echt nicht sein."

"Ardian, wie schlimm ist es, dass du mich es nicht sehen lassen willst?"

Ich sagte nichts. Taddl zog mir mein Shirt aus und ich ließ ihn einfach machen, am Ende hätte er es so oder so geschafft, mich dazu zu bringen. Ich sah, wie er meinen Oberkörper ungläubig anstarrte.

"Sowas kann dieser Typ doch nicht für richtig halten."

Ich wusste, was er sah. Meine Brust und die Seiten waren blau angelaufen und mein Bauch wies auch einzelne Blutergüsse auf. Echt schmerzhaft.

"Ist schon gut", sagte ich.

"Nein, ist es nicht." Er begann die Stellen einzureiben, woraufhin ich vor Schmerz zusammenzuckte.

"Taddl, hör mal, ich weiß, wie Zack tickt. Wenn ich einfach mal meine Fresse halten würde, wäre alles gut."

Er seufzte. "Ich helf dir da raus, klar?"

"Aber-"

"Nichts, aber. Dieser Zack ist ein krankes Arschloch. Und jetzt komm." Er stand auf und hielt mir eine Hand hin. Ich nahm sie und lächelte.

"Ich hatte gehofft, du magst kochen." Taddl zog mich in die Küche. "Ich wollte mit dir Pizza machen."

"Ich hab seit Ewigkeiten keine Pizza mehr gegessen. Taddl das ist perfekt, danke." Ich drehte mich zu ihm und küsste ihn einfach. Er erwiderte grinsend und schob mich nach hinten gegen die Wand. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um besser an ihn ranzukommen, was er mit einem leisen Lachen quittierte.

"Du bist ein guter Küsser, Ardian."

"Kann ich nur zurück geben."

Während wir kochten bewarf Taddl mich mit Mehl und ich schmierte ihm Tomatensauce ins Gesicht. Wir formten aus dem Teig komische Figuren, normale runde Pizza war uns zu langweilig. Als Taddl das Blech in den Ofen schieben wollte, verbrannte er sich, und ich musst Pusten. Ich grinste blöd vor mich hin. Ich fühlte mich wie ein normaler sechszehn-jähriger. Taddl und ich aßen die Pizza, während wir einen Film schauten, wenn ich mich recht erinnerte, war es ein Liebesfilm und ich musste zugeben, dass ich heimlich geweint hatte, was Taddl zum Glück nicht bemerkte. Danach schaute ich Taddl dabei zu, wie er etwas auf seiner PS4 zockte. Er bot mir mehr als einmal an, mitzuspielen, aber ich lehnte ab, weil ich das zu lang nicht mehr getan hatte und mich nicht komplett blamieren wollte. Ich checkte zwischendurch immer wieder die Uhr, um sicherzugehen, dass ich noch vor Zack zu hause sein würde.

Irgendwann legte er seinen Controller weg und drehte sich zu mir. "Hattest du schon mal Sex?"

Verwirrt starrte ich ihn an. "Das kam unerwartet."

Taddl lächelte. "Dann antworte unerwartet. Ja oder nein?"

Ich spielte kurz mit dem Gedanken, einfach nein zu sagen, aber ich wollte nicht lügen. Also sagte ich ja.

"Wie war es?"

Ich ließ die Schultern hängen. Was sollte ich darauf antworten? Anfangs war es mit Zack wirklich schön gewesen, aber die unzähligen Male, die ich nicht freiwillig mitgemacht hatte...

"Ardian?"

"Hm, ja? Doch, war nicht schlecht", sagte ich zerstreut und an Taddls Blick konnte ich sehen, dass er mir nicht glaubte.

"Zack zwingt dich doch nicht zum Sex, oder?"

"Willst du nicht weiter spielen?"

"Ardian!"

"Du musst weiter spielen, los ich will weiter zugucken."

"Ardia-"

"SPIEL JETZT"

Für den Moment ließ Taddl locker, aber ich wusste, die Sache war noch nicht durch.

---

Ich stieß die Tür auf und betrat die Wohnung. Ich stellte meine Schuhe weg und hängte meine Jacke auf. Es war ein wunderbarer Nachmittag gewesen, der mich zum Lächeln brachte. Ich ging durch den Flur ins Wohnzimmer - und da saß Zack. Mir wäre vor Schreck fast die Luft weggeblieben.

"Z-Zack!" Ich schluckte heftig. "Was machst du denn schon hier?"

"Die Frage ist eher, was machst du erst jetzt hier?" Zack stand auf.

"Ich war nur kurz spazieren... frische Luft schnappen."

"Ich warte schon seit drei Stunden hier auf dich."

"Ich hab die Zeit vergessen."

"Achso!" Zack schlug sich gespielt die Hand vor die Stirn. "Du hast die Zeit vergessen. Das erklärt natürlich alles. Außer die Tatsache, dass ich dir ausdrücklich verboten habe, die Wohnung zu verlassen."

Ich wich vor ihm zurück. "Es tut mir leid... ich musste einfach mal raus!"

"Dann hast du gefälligst vorher zu fragen." Er kam mir immer näher und ich wich immer weiter zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand knallte. Zack baute sich vor mir auf.

"Zack, bitte schlag mich nicht", flehte ich. "Bitte, ich kann nicht mehr."

"Vielleicht solltest du dann mal anfangen, zu tun, was ich dir sage."

Seine Faust traf mich so hart im Magen, dass ich mich zusammenkrümmte. Ich hatte das eklige Gefühl, mich übergeben zu müssen, aber ich hielt mich selber davon ab. Ich hustete und richtete mich wieder auf. Zack starrte mich hasserfüllt an. Er wollte mich im Gesicht treffen, aber ich tauchte unter seinem Arm durch und rannte aufs Bad zu. Ich hatte die Tür fast erreicht, da wurde ich zurück gerissen und fiel auf die harten Fliesen. Stöhnend drehte ich mich auf die Seite, aber bevor ich aufstehen konnte trat Zack mir gegen die Schulter und ich rollte zurück auf den Rücken. Er stellte seinen Fuß auf meine Brust, als wäre ich in einem ritterlichen Zweikampf gefallen. Es erschwerte mir das Atmen so sehr, dass ich nach einer Minute anfing wild um mich zu treten, um seinen verdammten Fuß von mir runterzukriegen, was mir glücklicherweise auch gelang. Es war einen Moment still, abgesehen von meiner schnellen Atmung, als mich plötzlich etwas am Kiefer traf und mein Kopf zur Seite flog. Taumelnd rappelte ich mich auf und lehnte mich gegen die Wand.

"Zack-"

"Fresse!" Er knallte meinen Hinterkopf gegen die Wand, sodass ich Sterne sah und wieder umkippte. Ich blieb einfach liegen und bewegte mich nicht, teils aus Schmerzen, teils in der Hoffnung, dass Zack glaubte, ich sei ohnmächtig geworden. Doch er war nicht blöd und trat mir mit so einer Heftigkeit auf das rechte Handgelenk, dass ich es knacksen hörte und aufschrie.
Ich sah mittlerweile fast gar nichts mehr. Ich konnte bloß gerade noch erkennen, wie Zack ausholte, dann war ich weg und spürte den Schmerz nicht mehr.

I Knew You Were Trouble | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt